Köln, 21.11.2017
Kaum eine andere Sportart lebt so sehr von ihren Traditionen wie die Leichtathletik. Viele eingefleischte Fans reizt genau das, andere wiederum sehen dies als Grund dafür, dass es – in Sachen öffentlicher Wahrnehmung – mit der Leichtathletik bergab geht.
Da sich IAAF-Präsident Sebastian Coe große Mühe gibt, seine Sportart einmal komplett auf den Kopf zu stellen, und da auch die Vertreter von nationalen Verbänden – darunter auch die des DLV – munter in das Spiel um die Neuausrichtung der Leichtathletik eingestiegen sind, ist sicher, dass die Diskussionen um neue Formate Athleten, Fans und Funktionäre noch lange beschäftigen werden.
Für den neuen DLVPräsidenten Jürgen Kessing liegt darin eine große Chance. Er übernimmt das Zepter des Verbandes in einer Zeit, in der man sich weltweit im Sport neu orientiert, sich nach den Bedürf nissen der Fans zu richten versucht, um sie in die Stadien und vor die TVBildschirme zu bekommen. Es ist genau das Feld, in dem sich Kessing profilieren kann. Dem Anti-Doping-Kampf wird er wohl kaum seinen eigenen Stempel aufdrücken können, dort kann er nur den Weg weitergehen, den ihm sein Vorgänger Prokop geebnet hat. In Erinnerung bleiben kann Kessing, wenn er Impulse gibt, die Leichtathletik gerade so weit zu verändern, dass Traditionalisten sich nicht abwenden, sich gleichzeitig aber neue Menschen für die olympische Kernsportart begeistern können. Das ist keine leichte Aufgabe – aber eine, die er unbedingt angehen muss, meint
Daniel Becker