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Nominierungsärger

Inna Weit (r.) wurde nicht für Olympia nominiert; Bild: Getty Images

Nominierungsärger

Köln, 13. Juli 2016

Der endgültige Kader für die Olympischen Spiele in Rio steht. Das konkurrenzfähige Leichtathletik-Team, das am Zuckerhut um die olympischen Ehren kämpfen wird, umfasst demnach 92 Olympioniken. Wie in jedem Jahr haben auch in diesem viele weitere DLV-Athleten die geforderten Normen erfüllt, müssen allerdings aufgrund des maximalen Kontingents von drei Startplätzen pro Disziplin in Deutschland bleiben. Das führte unweigerlich zu schweren Entscheidungen und großer Enttäuschung bei den Nicht-Berücksichtigten. So traf es zum Beispiel die Speerwurf-Weltmeister Katharina Molitor, der Christina Obergföll vorgezogen wurde. Oder den Speerwerfer Lars Hamman, der trotz einer Saisonbestleistung von 85,67 Meter der starken nationalen Konkurrenz weichen musste.

Das ist bitter, aber der Lauf der Dinge. Doch eine Frage, die die Sprinterin Inna Weit nach ihrer Nicht-Berücksichtigung zurecht in den Raum warf, muss gestattet sein: Warum wurden bei den Männern acht Sprinter nominiert und bei den Frauen der Zunft nur sieben? Noch dazu erfüllten Robert Hering, Sven Knipphals, Robin Erewa, Roy Schmidt und Alexander Kosenkow weder über 100 noch über 200 Meter die Norm – sie alle sind aber für die 4×100 Meter Staffel nominiert. Auch diese Entscheidung sorgte im Übrigen für Gesprächsstoff. Beim ASV Köln traf die Nominierung, die in Peter Emelieze den Siebten der deutschen Bestenliste und dritten der Deutschen Meisterschaften von Kassel außen vor ließ, auf Unverständnis. Der Verein hat um eine Begründung des Verbandes gebeten, überhaupt sei laut ASV die Kommunikation schon im Vorfeld nicht die Beste gewesen.

Aber zurück zu Inna Weit. Die Sprinterin vom ART Düsseldorf knackte anders als fünf der acht nominierten Männer zweimal die DLV-Vorgabe – zumindest über 200 Meter. Sie hätte also eine formelle Berechtigung, in Rio mit von der Partie zu sein. Wenn schon nicht als Einzelstarterin, wo doch Gina Lückenkemper, Lisa Mayer und Nadine Gonska über 200 Meter auf dem Tartan schneller unterwegs waren in diesem Jahr, dann wenigstens als Ersatzläuferin für die 4×100-Meter-Staffel, als erfahrene achte Frau. Olympia ist ein irres Erlebnis, für viele Sportler das größte der gesamten Laufbahn. Wenn man als Athlet die Norm unterbietet, darf man sich berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme machen. Dafür sind Normen da. Und gerade im Sprintbereich können durch die Staffeln vermeintlich geplatzte Träume aufgefangen werden. Warum wurde bei den Frauen also nicht das Maximum ausgereizt? Eine Frage, die Klärung bedarf, meint

Tim Kullmann

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