Köln, 12. August
Liebe Leserinnen und Leser,
sie sind wieder da: diese heißen Sommerwochen, in denen es in der Leichtathletik Schlag auf Schlag geht. Auf die U23-Europameisterschaften folgten in Deutschland und in aller Welt die nationalen Meisterschaften, auf die Titelkämpfe in Dresden und Co. die kontinentalen Medaillenentscheide der U20 in Tampere. Und, und, und … Doch U20-EM ist zunächst ein gutes Stichwort, denn in die Stadt im Süden Finnlands war der Deutsche Leichtathletik-Verband mit einem durchaus großköpfigen, 99 Namen umfassenden Aufgebot angereist. Abgereist ist Deutschland nach vier Wettkampftagen mit zehn Medaillen im Gepäck – es ist keine solch starke Bilanz, wie sie dem DLV der U23-Nachwuchs in Bergen (26 x Edelmetall) beschert hat. Doch es ist durchaus ein Umstand, in dem Positives steckt – zunächst einmal sind da drei Goldmedaillen von Jana Marie Becker, Judith Bilepo Mokobe und Nova Kienast zu nennen. Zudem sind 33 Top-Acht-Platzierungen „eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen können“. Findet zumindest Björn Weisheit, der seit Beginn des Jahres als Chefbundestrainer für die Altersklassen U20/U23 agiert. Und sicherlich sind zehn Medaillen eine ordentliche Bilanz, auch wenn man 2023 noch 23 Mal Edelmetall gewinnen konnte. Im Medaillenspiegel wird diese Ausbeute mit Rang vier belohnt, die Nationenwertung führt Deutschland sogar an. Aber: Es sind auch Schwachstellen auszumachen. Etwa, dass beim männlichen Nachwuchs nur 14 Athleten den Sprung in ein Finale schaffen und einzig im Speerwurf ein deutscher Podiumsplatz bejubelt werden kann. Mal von der 4×100-Meter-Staffel abgesehen.
Doch es gilt ja auch, über Auftritte und Bewährungsproben zu wachsen. Während der Leichtathletik-Kalender weiter volles Programm auffährt – es nähern sich Weltmeisterschaften –, sind etwa im Hochsprung zweit Athletinnen gerade richtig gut drauf: Christina Honsel und Imke Onnen. Beide stellen in Heilbronn zuletzt neue persönliche Bestleistungen auf – und Honsel knackt dort tatsächlich die Zwei-Meter-Marke! Meine ehrliche Meinung, auch mit Blick auf den jahrelang vollzogenen Reifeprozess beider Athletinnen: Als Nummer drei und fünf der Welt muss man für globale Meisterschaften als Medaillenkandidatinnen genannt werden. Nur Jaroslawa Mahutschich ist unschlagbar!

Alexander Dierke




