Tag : Christina Honsel

Leichtathletik DM 2025

Zeit, abzuliefern!

Köln, 12. August

Liebe Leserinnen und Leser,
sie sind wieder da: diese heißen Sommerwochen, in denen es in der Leichtathletik Schlag auf Schlag geht. Auf die U23-Europameisterschaften folgten in Deutschland und in aller Welt die nationalen Meisterschaften, auf die Titelkämpfe in Dresden und Co. die kontinentalen Medaillenentscheide der U20 in Tampere. Und, und, und … Doch U20-EM ist zunächst ein gutes Stichwort, denn in die Stadt im Süden Finnlands war der Deutsche Leichtathletik-Verband mit einem durchaus großköpfigen, 99 Namen umfassenden Aufgebot angereist. Abgereist ist Deutschland nach vier Wettkampftagen mit zehn Medaillen im Gepäck – es ist keine solch starke Bilanz, wie sie dem DLV der U23-Nachwuchs in Bergen (26 x Edelmetall) beschert hat. Doch es ist durchaus ein Umstand, in dem Positives steckt – zunächst einmal sind da drei Goldmedaillen von Jana Marie Becker, Judith Bilepo Mokobe und Nova Kienast zu nennen. Zudem sind 33 Top-Acht-Platzierungen „eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen können“. Findet zumindest Björn Weisheit, der seit Beginn des Jahres als Chefbundestrainer für die Altersklassen U20/U23 agiert. Und sicherlich sind zehn Medaillen eine ordentliche Bilanz, auch wenn man 2023 noch 23 Mal Edelmetall gewinnen konnte. Im Medaillenspiegel wird diese Ausbeute mit Rang vier belohnt, die Nationenwertung führt Deutschland sogar an. Aber: Es sind auch Schwachstellen auszumachen. Etwa, dass beim männlichen Nachwuchs nur 14 Athleten den Sprung in ein Finale schaffen und einzig im Speerwurf ein deutscher Podiumsplatz bejubelt werden kann. Mal von der 4×100-Meter-Staffel abgesehen.

Doch es gilt ja auch, über Auftritte und Bewährungsproben zu wachsen. Während der Leichtathletik-Kalender weiter volles Programm auffährt – es nähern sich Weltmeisterschaften –, sind etwa im Hochsprung zweit Athletinnen gerade richtig gut drauf: Christina Honsel und Imke Onnen. Beide stellen in Heilbronn zuletzt neue persönliche Bestleistungen auf – und Honsel knackt dort tatsächlich die Zwei-Meter-Marke! Meine ehrliche Meinung, auch mit Blick auf den jahrelang vollzogenen Reifeprozess beider Athletinnen: Als Nummer drei und fünf der Welt muss man für globale Meisterschaften als Medaillenkandidatinnen genannt werden. Nur Jaroslawa Mahutschich ist unschlagbar!

Alexander Dierke

(240802) -- PARIS, Aug. 2, 2024 -- Christina Honsel of Germany competes during the women s high jump qualification of At

So nah, so fern?!

Köln, 28. Januar

Liebe Leserinnen und Leser,
der Auftakt in die Hallensaison 2025 ist geglückt. Was für zahlreiche deutsche Athletinnen und Athleten gilt – Jessica-Bianca Wessolly läuft 22,84 Sekunden über 200 Meter, Yemisi Ogunleye stößt in ihrem zweiten Wettkampf des Jahres 19,77 Meter, Weitspringer Simon Batz setzt 8,05 Meter in den Sand und Gina Lückenkemper spult die 60 Meter in 7,32 Sekunden ab – hat insbesondere für die nationalen Hochspringerinnen Bestand. Christina Honsel und Imke Onnen sind die beiden Protagonistinnen, um die sich hierzulande in der jüngeren Vergangenheit alles dreht, wenn man gewollt ist, das Wort „Weltklasse“ zu verwenden. Zum Saisoneinstand geht es für die 27-Jährige und die 30-Jährige über 1,90 und 1,93 Meter; das ist mit Blick auf ihre bisherige Laufbahn für Honsel der beste und für Onnen der zweitbeste Auftakt unter dem Hallendach.

Mit solchen Leistungen gehört man zu den weltbesten Athletinnen, mit jedem Zentimeter mehr steigert sich das Ansehen noch einmal – das DLV-Duo belegte im Vorjahr Rang acht bei den Europameisterschaften (Onnen) und Platz sechs bei den Olympischen Spielen (Honsel). Das sei gepriesen – und doch belegten die beiden DLV-Hochspringerinnen in der Weltjahresbestenliste 2024 „nur“ die Ränge 16 und 24. Ganz nah dran an der Spitze und den Medaillen, aber dennoch (so weit) entfernt. Im Höhenbereich zwischen 1,90 und 2,00 Meter kann schon ein Zentimeter Grenzen verschieben. Es sei gesagt: Es braucht die zwei Meter, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Christina Honsel und Imke Onnen ist das zuzutrauen. Aber wenn man ehrlich ist, ist auch anzumerken: Beide scheinen gerade nahe des Peaks ihrer Leistungsfähigkeit zu sein. Ein solcher Zustand hält nicht ewig an.

Gut also, dass mit Johanna Göring auch noch ein äußerst vielversprechendes deutsches Talent anklopft. Seit Jahren. Obgleich sie gerade einmal 19 Jahre alt ist. Was all diese Parameter für die Ausgangslage im nationalen Hochsprung der Frauen bedeuten, beleuchten wir im Top-Thema der neuen Leichtathletik-Ausgabe genauer.

Alexander Dierke

Große Ambitionen

Köln, 21. März

Liebe Leserinnen und Leser,
die WM in Budapest wirft bereits ihre Schatten voraus. Denn nach der beendeten Hallen-Saison setzen die Athleten ihren Fokus fortan auf den Sommer und die Freiluft-Wettkämpfe, die ihren Höhepunkt zweifelsohne mit den globalen Meister- schaften Ende August in Ungarn finden.

Neben ganz individuellen Zielen der Athleten in diesem Jahr geht es auch um eine Bestandsaufnahme der deutschen Leichtathletik. Nach einer langen Leidensphase ist eine „verletzungsfreie Saison“ der große Wunsch von Hochspringerin Christina Honsel, worüber sie mit uns im exklusiven Interview gesprochen hat. Dass bei ihr auch die sportlichen Ambitionen nicht zu kurz kommen, ist ein gutes Zeichen – schließlich strebt der DLV bereits in knapp fünf Monaten eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahres-Desaster in Eugene an.

Der neue „starke“ Mann wurde in Zuge dessen nur zwei Tage nach der Hallen-EM vorgestellt: Dr. Jörg Bügner soll die sportlichen Geschicke beim Verband fortan als Sportdirektor leiten und dabei helfen, den DLV bis zu den Olympischen Spielen 2028 wieder unter die Top Fünf der Nationenwertung zu führen. Sicherlich keine einfache Aufgabe für einen Namen, den für den wiederbelebten Posten wohl so gut wie niemand erwartet hatte. Der große Leichtathletik-Funktionär mit Strahlkraft ist Bügner für den Verband vordergründig nicht. Doch wer weiß, vielleicht kann genau das ja auch zu seiner Stärke werden. Letztendlich geht es für den Sportdirektor vor allem auch darum, den Verband wieder in ruhigere Zeiten zu führen. Ein Umstand, zu dem besonders die Athleten mit guten Leistungen schon in diesem Freiluft-Jahr beitragen können. Sind wir mal gespannt, was die Zukunft so bringt!

 

Alexander Dierke