Tag : Deutsche Meisterschaften

GER, Leichtathletik, Athletics, Deutsche Meisterschaft, Die Finals, 03.08.2025

Starke Kulisse

Köln, 5. August

Liebe Leserinnen und Leser,
diese Deutschen Meisterschaften in Dresden werden in Erinnerung bleiben. Das liegt am Gesamtpaket in der Landeshauptstadt Sachsens – als Teil der „Finals 2025“ tragen die Titelkämpfe in der Leichtathletik zu einem starken Sportfest bei. Und vor allem die Stimmung ist im Heinz- Steyer-Stadion einzigartig. Weil am Wochenende über 10.000 begeisterte Zuschauer vor Ort sind, weil diese DM nicht nur einmal von engen Duellen lebt und weil so manche Newcomer und Rückkehrer auf sich aufmerk- sam machen. Aber die Atmosphäre ist auch einzigartig ob der Kulisse vor Ort, was auch darin begründet liegt, dass Langstreckler Maximilian Thorwirth im Vorfeld der DM eine starke Idee hatte: Die Schaffung eines Stimmungsblocks. Als Capo heizt er diesen im Stadion ein, die Unterstützung für die Athletinnen und Athleten ist von den Rängen so groß wie lange nicht. Das wird etwa deutlich, als Lokalmatador Karl Bebendorf über 3.000 Meter Hindernis zu Gold läuft und im Ziel von seinen Gefühlen überwältigt – seine Mutter liegt mit einer Krebserkrankung im Sterben – gefeiert wird.

In sportlicher Hinsicht werden einem in Dresden noch ein paar mehr Highlights geboten. Die männlichen Diskuswerfer untermauern, wie stark sie als Kollektiv in diesem Jahr sind. Hammerwerfer Merlin Hummel zeigt seine Dominanz, während Hürdenläuferin Eileen Demes mit Meisterschaftsrekord glänzt. Bei den Männern setzt ihr Disziplinpartner, Newcomer Owe Fischer Breiholz, seinen Höhenflug fort. Das gilt auch für 800-Meter-Läuferin Smilla Kolbe, die mit einer beeindruckenden Souveränität zu ihrem ersten DM-Titel läuft. Klug und abgeklärt sind die Auftritte der deutschen Rekordler Robert Farken und Mohamed Abdilaahi.

Doch bei all den lobenden Worten muss auch mit einer gewissen Prise Realität auf die Deutschen Meisterschaften geblickt werden. Ja, es gab einige individuelle Erfolgsgeschichten und international konkurrenzfähige Leistungen. Und ja, die großen Favoriten wie Gina Lückenkemper, Yemisi Ogunleye oder Malaika Mihambo haben sich die Titel gesichert. Doch in vielen Disziplinen war das Niveau im Weltvergleich betrachtet mäßig. Etwa im Sprint, Kugelstoßen und Weitsprung. Oder aber im Stabhochsprung und Speerwurf. Auch Leistungssprünge in einzelnen Disziplinen werden wieder einmal deutlich.

Alexander Dierke

60. Internationales Pfingstsportfest; Rehlingen-Siersburg, 08.06.2025

Bestandsaufnahme

Köln, 29. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
das hat richtig Spaß gemacht zuzuschauen: In Bergen führt der Weg der deutschen Youngster in rasantem Tempo an die Spitze. Eine Bergfahrt, die zuversichtlich stimmt – und dem Deutschen Leichtathletik-Verband bei den 23-Europameisterschaften insgesamt 26 Medaillen beschert. Fünf davon schimmern gar golden. Es ist in Norwegen eine deutliche Steigerung gegenüber 2023, damals hatte man bei der U23-EM achtmal über Edelmetall jubeln dürfen. Was sich zudem abzeichnet, ist, dass die Newcomer – die teils gar keine so großen Newcomer mehr sind – durchaus einiges an Potenzial mitbringen. Auch bei den World University Games und dem European Youth Olympic Festival bestätigt sich das aus nationaler Sicht in den vergangenen Tagen. Es geht nun darum, zu gewährleisten, dass diese Veranlagungen in Zukunft auch eine Etage höher in Erfolg umgemünzt werden können. Sprich, die Talente bis zu den Olympischen Spielen 2028 oder 2032 optimal zu fördern.

Beispielsweise im Wurfbereich mischen frisch gekürte U23-Europameister aber schon jetzt bei den Profis mit, etwa Nina Ndubuisi und Steven Richter haben somit am kommenden Wochenende das gleiche Ziel wie die Beletage der deutschen Leichtathletik: Dresden. Mit den nationalen Titelkämpfen steigt dort vom 31. Juli bis 3. August das Highlight der diesjährigen Freiluft-Saison – zumindest hierzulande. Denn es folgen im September ja noch die Weltmeisterschaften … Für diese wollen sich die DLV-Asse nun schon empfehlen, eine Teilnahme ist für die Reise nach Tokio Pflicht und kann mitunter im späteren Nominierungsprozess vorteilhaft sein. Doch im Hier und Jetzt geht es zunächst um die deutschen Meistertitel – wie auch um eine Bestandsaufnahme. In den zurückliegenden Wochen wussten insbesondere im Laufbereich einige DLV-Athleten zu überzeugen, nicht zuletzt verbesserte etwa Robert Farken beim ISTAF seinen kürzlich aufgestellten deutschen Rekord über die Meile abermals. Auch wenn über diese Distanz kein nationales Edelmetall verteilt wird, gilt für Farken (über 1.500 Meter) wie für die übrigen deutschen Athletinnen und Athleten: Jetzt zählt’s!

Alexander Dierke

Owen Ansah (Hamburger SV, 532), 100m Maenner, GER, Leichtathletik, Athletics, Deutsche Meisterschaften, 29.06.2024, GER,

Deutsche Sportgeschichte

Köln, 2. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
Armin Hary war es, der 1960 als erster deutscher Athlet handgestoppte 10,0 Sekunden lief. Seitdem ist vieles passiert. Generationen von 100-Meter-Sprintern haben der Deutsche Leichtathletik-Verband und die Fans erlebt, doch so nah wie Hary kam der Durchbrechung der magischen Zehn-Sekunde-Marke seitdem niemand mehr. Und dann das: Der Hamburger Owen Ansah läuft bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig tatsächlich als erster DLV-Sprinter eine Neuner-Zeit. 9,99 Sekunden – ein Sprint in die deutschen Sportgeschichtsbücher. Und wie merkt der glückliche Athlet selbst richtig an: Der Rekord wird ihm eines Tages ein anderer womöglich entreißen, doch der Vorstoß in neue Sphären wird für immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Nach langer Verletzungspause ist der Triumph gar noch einmal bemerkenswerter, doch vielleicht war es genau diese „Auszeit“, die ihm gutgetan hat. Der 23-Jährige vernimmt bei sich selbst jedenfalls einen Entwicklungsschub. Deutschland hat mit Ansah, Joshua Hartmann – der bei der DM mit Einstellung seiner PB von 10,06 Sekunden ebenfalls ein starkes Rennen ablieferte – und Gina Lückenkemper gestandene Sprinter. Im Vergleich zu anderen Disziplinen lässt sich hier bei den Besten tatsächlich über die Jahre ein Leistungssprung ausmachen. Und dennoch bedarf es einer gesunden Bewertung des Ganzen. Denn im Weltvergleich können auch diese 9,99 Sekunden keine Medaillen bescheren. Das weiß Ansah auch selbst, und diese gesunde Selbsteinschätzung steht ihm definitiv gut zu Gesicht. Die deutsche Leichtathletik hat mit ihm jedenfalls einen Gewinn, und ja, man darf sich auf sein Auftreten bei Olympia freuen. Dass Owen Ansahs Rekord in den Medien große Aufmerksamkeit fand, zeigt zudem: Gute Leistungen deutscher Athleten sind sehr wohl noch immer über die Grenzen der Sportart hinweg gerne gesehen.

 

Alexander Dierke

 

08.07.2023 xkhx Kassel Auestadion Hessischer Leichtathletik-Verband Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 2023 200 m F

Turbulente Wochen

Köln, 25. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
die Deutschen Meisterschaften stehen in den Büchern. Zwei Wochen sind seit den Titelkämpfen in Kassel bereits vergangen, die Zeit bis zur WM scheint – so kommt es zumindest mir vor – regelrecht zu verfliegen. Eine Zeit, die zum einen gefüllt ist mit der Vorfreude auf das Saison-Highlight in Budapest, aber zum anderen auch dazu verpflichtet, sich einmal kritisch mit der aktuellen Lage in der deutschen Leichtathletik auseinanderzusetzen. Eine der Grundlagen für eine ebensolche Bestands- aufnahme bot das Abschneiden der Athleten bei den „Finals“. Die Erkenntnis: Die Leistungen der meisten deutschen Athleten sind im Vergleich mit der Weltelite nicht ausreichend. Und damit nicht genug: Die Verletzung von Malaika Mihambo stellte sich mit einem Muskelfaserriss doch als schwerwiegender heraus – für das Weitsprung-Ass ist die WM-Saison damit gelaufen. Eine Hiobsbotschaft für sie selbst sowie die gesamte deutsche Leichtathletik. Die Athletin, die es in den letzten Jahren als Titelgarantin so oft für den DLV gerichtet hat, kann eben das dieses Mal nicht tun. Bitter, wenn man zudem notieren muss, dass nach Lisa Mayer nun auch Alexandra Burghardt die WM verletzungsbedingt absagen musste – eine Wiederholung der bronzenen Staffel-Medaille der Frauen aus Eugene scheint somit ebenfalls ausgeschlossen. Es ist kein überhartes Urteil, wenn man prophezeit, dass sich das historisch schlechte Abschneiden aus dem Vorjahr in Budapest in ähnlicher Form wiederholen könnte. Dem muss sich auch der DLV bewusst werden. Aber alles ist natürlich auch nicht schlecht: Kristin Pudenz, Julian Weber, Niklas Kaul und Leo Neugebauer besitzen das Potenzial, uns alle doch positiv zu überraschen.

Alexander Dierke

 

GER, Leichtathletik, Athletics, Deutsche Meisterschaften, 08.07.2023, Kristin Pudenz (SC Potsdam, 83), Diskuswurf Frauen

Gemischtes Urteil

Köln, 11. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
was waren das für heiße Tage im Kasseler Auestadion. Nicht nur klimatisch, sondern auch, was die sportlichen Entscheidungen um die Deutschen Meistertitel anbelangte. Aber mal der Reihe nach. Schwülwarme Bedingungen mit Temperaturen um die 35 Grad Celsius machten den Athleten am gesamten Wochenende der „Finals“ zu schaffen. Besonders in Disziplinen wie den 5.000 Meter durfte man sich durchaus die Frage stellen, wie sinnvoll die Austragung sportlicher Wettkämpfe unter diesen Umständen ist. Die Sportler machten daraus keinen großen Hehl, wenngleich eine Vielzahl von ihnen zumindest witterungsbedingt zusätzliche Schwierigkeiten ausmachte. Umso bemerkenswerter war etwa der Doppel-Triumph von Lea Meyer. Die Spezialistin über 3.000-Meter-Hindernis ging auch über 5.000 Meter an den Start – und holte über beide Distanzen den Meistertitel. Eine weitere beachtliche Geschichte lieferte 200-Meter-Sprinter Joshua Hartmann: In 20,02 Sekunden lief er neuen deutschen Rekord. Es war einer der Momente schlechthin. Ansonsten kam man bei Betrachtung der Medaillenentscheidungen in insgesamt 34 Disziplinen – das Edelmetall im Stabhochsprung wurde bekanntlich in Düsseldorf vergeben – jedoch zu einem gemischten Urteil. Auf der einen Seite war es beeindruckend zu sehen, wie formstark etwa Speerwerfer Julian Weber und Diskuswerferin Kristin Pudenz aktuell unterwegs sind. Für beide wird eine Medaille bei der WM somit fast zur Pflichtaufgabe. Dahinter sieht die Lage anders aus: Mihambo meldete sich im Auestadion zwar leistungsmäßig endgültig zurück, verletzte sich dabei jedoch auch – bleibt abzuwarten, wie es um die Weltmeisterin steht. Ein möglicher Ausfall wäre mehr als bitter. Denn bei aller Euphorie: Die Leistungen in den übrigen als den drei genannten Disziplinen waren nicht ausreichend, um in Budapest Medaillen zu holen.

Alexander Dierke

 

25. Internationales Leichtathletikmeeting ANHALT 2023; Dessau, 17.06.2023 Bei der Startvorbereitung: Gina Lueckenkemper

DM als Bewährungsprobe

Köln, 4. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
es ist angerichtet: die Deutschen Meisterschaften stehen just in den Startlöchern. Bereits am Donnerstag und Freitag machen die Stabhochspringer in Düsseldorf im Rahmen der „Finals 2023“ den Auftakt, bevor dann am Wochenende in Kassel noch insgesamt 34 Medaillenentscheide anstehen. Dabei sind auch so manche Newcomer und Talente, die am vergangenen Wochenende bereits bei der U23-DM ordentlich abgeräumt haben – etwa Weitspringerin Mikaelle Assani und Hindernisläuferin Olivia Gürth. Beide besitzen nun auch bei den Aktiven gute Chancen auf Edelmetall. Ohnehin dürfen wir Fans uns in Hessen auf die geballte Ladung deutsche Spitzenleichtathletik freuen. Denn für die Athleten geht es neben den Meistertiteln besonders auch um die Tickets für die WM in Budapest. Nur noch knapp sechs Wochen sind es bis zum Jahreshighlight, und so ist Kassel für die DLV-Asse um Gina Lückenkemper, Malaika Mihambo und Julian Weber eine echte Bewährungsprobe. Und auch so manche Rückkehrer wie Speerwerfer Johannes Vetter und Stabhochspringer Torben Blech wollen ihre Ambitionen bei der DM unter Beweis stellen.
Die Zeit des „Ausruhens“ ist ohnehin vorbei – ab nun lässt sich die Devise so klar wie einfach zusammenfassen: Jetzt zählt‘s! Nach der ordentlichen Team-EM sind wir also gespannt, wo der DLV mit seinen Sportlern leistungstechnisch steht. Persönliche Erfolgsmärchen, Bestleistungen und Rekorde können immer für positive Schlagzeilen sorgen und sind letztlich das, worum es den Athleten und uns Fans geht: um die Liebe zum Sport und zur Leichtathletik. Zu sehen sein wird die DM zu großen Teilen im TV bei ARD und ZDF oder aber natürlich live vor Ort im Stadion. Freuen wir uns also auf das erste große Highlight und heiße Duelle um die DM-Titel.

Alexander Dierke