Author : redaktion

OGUNLEYE Yemisi (Deutschland) jubelt ueber den Sieg und die Gold Medaille, Kugelstoßen Frauen, Finale, FRA, Olympische S

Zeit für ein Fazit

Köln, 24. September

Liebe Leserinnen und Leser,
die Freiluft-Saison 2024 ist beendet. Zu dessen Abschluss waren noch einmal eine handvoll DLV-Athleten beim Diamond-League-Finale in Brüssel vertreten, wobei mit Julian Weber, Yemisi Ogunleye und Max Heß drei deutsche Starter noch einen Podiumsplatz einstreichen konnten. Das sind positive Akzente zum Ende des Sommers, gepaart aber auch mit der Erkenntnis, dass die große Show in zahlreichen Disziplinen wieder einmal ohne das Mitwirken nationaler Leichtathleten stattfand. Neu ist das bekanntermaßen nicht, und doch hat sich in diesem Jahr einiges getan in Sachen deutsche Leichtathletik.

Die vier Medaillen des DLV-Teams vor wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen sind das, was letztlich zählt. Anhand dessen lässt sich urteilen – oder aber auch anhand jener Medaillen, die nicht gewonnen wurden. Paris war der Moment, der zählt, die Bestandsaufnahme mit Aussagekraft, die Antwort auf die Frage, wo die nationale Leichtathletik vier Jahre bevor man wieder zu den Top-Fünf-Nationen dieser Welt gehören möchte steht. Simpel zusammenfassen lässt es sich so: Es ist kompliziert. Allen voran Kugelstoßerin Ogunleye hat nämlich 2024 sehr wohl dafür gesorgt, dass man Freude daran haben konnte, deutschen Leichtathleten zuzuschauen. Oder aber auch die übrigen Medaillengewinner von Paris. Oder aber beispielsweise Sprinter Owen Ansah, der bei den Deutschen Meisterschaften über die 100 Meter als erster DLV-Athlet der Geschichte die Zehn-Sekunden-Marke zu unterbieten wusste. Eine Laufdisziplin zu nennen ist aber irgendwo auch widersprüchlich. Denn abgesehen von der Frauen-Staffel und den Hindernisläuferinnen um Gesa Krause und Lea Meyer war es besonders der Laufbereich, in dem sich (in Paris) große Enttäuschung breit machte.

Man muss auf Leistungsexplosionen hoffen – wie unlängst von Gina Lückenkemper. Oder aber auf die nächste Generation setzen. Doch um die steht es nicht immer gut, das ist nicht erst seit kurzem bekannt, ist aber in diesem Jahr wieder einmal als Defizit aufgekommen. Es mangelt hierzulande an ausreichender Nachwuchs- und Athletenförderung. Und es bedarf einem Handeln außerhalb von Bürokratie – es sei an die Worte des DLV-Sportvorstands Dr. Jörg Bügner während Olympia erinnert: „Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren.“

Alexander Dierke 🖖🏻

European Championships Munich 2022, Leichtathletik EM, Europa Leichtathletikmeisterschaften München 2022, 12.08-21.08.20

Neue Namen, große Ziele

Köln, 10. September

Liebe Leserinnen und Leser,

die öffentliche Kommunikation des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hat sich in den vergangenen Monaten verändert: Dr. Jörg Bügner ist es, der die Geschehnisse rund um den DLV vermehrt kommentiert. Aus gutem Grund wurde der im vergangenen Jahr als Sportdirektor eingestellte Bügner im Vorfeld dieser Saison schließlich zum Sportvorstand befördert. Auch intern läuft die Kommunikation mittlerweile vor allem über ihn, insbesondere die einzelnen Disziplin-Bundestrainer berichten inzwischen direkt an ihn. Er hat somit in gewisser Weise auch jene Rolle inne, die im Vorjahr noch Annett Stein als leitende Chef-Bundestrainerin zugeteilt war – diese wurde bekanntlich in Aufarbeitung des WM-Debakels von Budapest geschasst. Kurzum kann man sagen: Der Verband stellt sich neu auf, versucht mit Strukturreformen der Krise der letzten Jahre entgegenzuwirken. Der nächste Schritt wurde nun auf der Mitgliederversammlung getätigt, das Präsidium weicht fortan einem Aufsichtsrat – und damit geht auch der bisherige Präsident Jürgen Kessing. Vorzeitig, auf eigenen Wunsch hin. Sein Nachfolger, der die Stelle als Aufsichtsrat bekleiden wird, heißt Jochen Schweitzer. Kein Unbekannter, ist er seit Kessings Amtsantritt im Jahr 2017 bereits als Vize-Präsident tätig gewesen. Und doch kommt mit ihm frischer Wind auf. Das tut, ohne Kessing schmälern zu wollen, dem Verband gut. Es sei zudem in den Raum geworfen, ob ein ähnlicher Schritt nicht auch für den Posten des Vorstandsvorsitzenden sinnvoll wäre. Neue Namen können schlicht auch neue Impulse setzen – und solche haben der DLV und die nationale Leichtathletik bitternötig. Schließlich soll bis zu den nächsten Olympischen Spielen der Abstand zur Weltspitze verringert werden. Ein Handeln ist gefragt, vor allem auch, was die Themen Athletenförderung und Talentgewinnung anbelangt.

 

Alexander Dierke

 

Olympische Spiele (Leichtathletik); Paris, 06.08.2024 Malaika Mihambo (LG Kurpfalz / GER), Finale, Weitsprung, long jump

Einmalige Spiele

Köln, 27. August

Liebe Leserinnen und Leser,
nach den Olympischen ist vor den Paralympischen Spielen. Ab dem 30. August kämpfen auch die Para-Athleten in Paris um die Medaillen – und das deutsche Team um Weitsprung-Ausnahmekönner Markus Rehm ist durchaus gut aufgestellt. Die Kandidaten, die neben dem Leverkusener die größten Chancen auf Edelmetall besitzen, stellen wir Ihnen in unserer Vorschau auf den Seiten 8–9 vor. Für die (deutschen) Olympia-Starter ist hingegen inzwischen bereits wieder Alltag eingekehrt. Die Freiluft-Saison trudelt dem Ende entgegen, bietet aber vorher noch ein paar Highlights: In der Diamond League fallen die letzten Entscheidungen, und mit dem ISTAF geht noch ein echter Klassiker über die Bühne. Apropos Diamond League: Bei den zurückliegenden Meetings in Lausanne und Chorzów haben die weltbesten Athleten bewiesen, dass ihr Hunger auf Erfolg auch nach den Spielen nicht gestillt ist, zwei Weltrekorde inklusive. Apropos ISTAF: In Berlin wird Deutschlands erfolgreichste Hürdensprinterin vergangener Jahre, Carolina Krafzik, den letzten Wettkampf ihrer Karriere bestreiten – was sie zum Aufhören bewegt, lesen Sie ebenfalls in dieser Ausgabe. Wenngleich der Leichtathletik-Alltag wieder Einzug gehalten hat, so gilt es doch, sich noch einmal mit den Geschehnissen in der französischen Hauptstadt zu beschäftigen. Oder aber besser gesagt mit den Erkenntnissen, die das deutsche Abschneiden gebracht hat. Zum einen eine kleine Trendumkehr: Vier Medaillen und 51 Nationenpunkte bedeuteten eine leichte Verbesserung gegenüber den Spielen in Tokio 2021 und vor allem gegenüber dem WM-Debakel 2023. Zum anderen aber hat sich einmal mehr gezeigt, dass man in vielen Disziplinen weit davon entfernt ist, Anschluss an die Weltspitze aufzubauen. Mit dem aktuellen Sportsystem (Förderung etc.) in Deutschland wird sich daran auch bis 2028 nichts ändern!

 

Alexander Dierke

 

NEUGEBAUER Leo Team GER 110m Huerden 10-Kampf 2.Tag LA Weltmeisterschaften 2023 in Budapest am 26.08.2022 in Budapest **

So lasset die Spiele beginnen

Köln, 30. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
drei Jahre des Wartens haben ein Ende. Drei Jahre seit den Spielen in Tokio, in denen Athleten gereift sind, Höhen und Tiefen erlebt haben. Drei Jahre, in denen Sportler gegangen und neue Sportler hinzugekommen sind. Und drei Jahre, in denen Träume gereift, aber auch Träume zerplatzt sind. Am 1. August heißt es für die Leichtathleten: Lasset die Spiele beginnen. Für jeden einzelnen der 79 Athletinnen und Athleten, die für das deutsche Team in Paris starten, geht mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen ein Traum in Erfüllung. Egal ob es das erste, zweite oder dritte Mal ist. Es steht und fällt zunächst einmal mit dem olympischen Motto: Dabei sein ist alles. Denn nichts ist in der Karriere höher zu werten als ein Olympia-Start. Oder etwa doch? Was ist größer als ein Olympiasieg?! Die besten Leichtathleten dieser Tage nehmen sich genau diesen Triumph vor – ob in der Rolle des Jägers oder gar als amtierender Olympiasieger. Es sind die Armand Duplantis’, Jakob Ingebrigtsens und Jaroslawa Mahutschichs, die in der französischen Hauptstadt wohl nicht zu schlagen sein werden. Doch es stehen auch elektrisierende Duelle um die Medaillen an: Etwa über die 400 Meter Hürden zwi- schen der Niederländerin Femke Bol und der US-Amerikanerin Sydney McLaughlin-Levrone. Oder über die 100 Meter zwischen Dreifach-Weltmeister Noah Lyles (USA) und dem Jamaikaner Kishane Tompson. Und natürlich im Weitsprung der Frauen zwischen der US-Amerikanerin Tara Davis- Woodhall und Deutschlands Ausnahmekönnerin Malaika Mihambo. Es ist die Europameisterin, der im DLV-Team wieder einmal die größten Medaillenchancen zugesprochen werden dürfen. Doch auch Speerwerfer Julian Weber und Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye besitzen das Potenzial dazu. Und natürlich Zehnkämpfer Leo Neugebauer. Es ist also Zeit für die ganz große Show!

 

Alexander Dierke

 

Imke Onnen (Hannover 96, 859), Hochsprung Frauen, GER, Leichtathletik, Athletics, Deutsche Meisterschaften, 30.06.2024,

Persönliche Geschichten

Köln, 16. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nur noch zwei Wochen verbleiben bis zum Beginn der Olympischen Spiele in Paris. Die deutsche Leichtathletik wird dort mit insgesamt 79 Athletinnen und Athleten vertreten sein – es ist ein breites Team, das durchaus Bunt gemischt ist. Von Newcomern über Routiniers bis hin zu Medaillenhoffnungen ist alles dabei. Wenngleich sich letztere Kandidaten realistisch gesehen wohl auf die bekannten Namen Mihambo, Neugebauer, Ogunleye und Weber beschränken. Doch es wurde in der Vergangenheit so viel Kritik geäußert, da darf man, finde ich, vor den Spielen auch mal das olympische Motto zitieren: Dabei sein ist alles. Denn wenn man mit den Athleten spricht und diese beobachtet, ist zu vernehmen, wie groß für jeden einzelnen von ihnen die Freude über eine Olympia-Teilnahme ist. Und es sind teilweise die individuellen Geschichten, die beim – berechtigen – Bemängeln des deutschen Leistungspotenzials untergehen. Ein Beispiel ist der Hochsprung der Frauen: Nach der EM war allgemein eine Enttäuschung über das Abschneiden von Imke Onnen und Christina Honsel zu vernehmen. Doch etwa im Falle von Onnen besitzt man eine Athletin, die nach unzähligen Verletzungen in den letzten Jahren in dieser Saison endlich von Beschwerden verschont bleibt und mit starken Leistungen dankt. Wie es die 29-Jährige geschafft hat, das Leiden vergangener Zeiten hinter sich zu lassen, lesen sie in dieser Ausgabe. Wie auch ein Interview mit Weitsprung-Ass Malaika Mihambo. Ihre 7,22 Meter bei der EM waren eine Ansage, in Paris könnte sie sich nun zum zweiten Mal im Folge zur Olympiasiegerin küren. Doch Erfolg hin oder her: Mihambo definiert sich über viel mehr als ihre sportliche Performances, das beweist sie auch im Gespräch mit gewohnt meinungsstarken Gedanken. Die pre-olympische Zeit wird vor allem von persönlichen Geschichten geprägt!

 

Alexander Dierke

 

Owen Ansah (Hamburger SV, 532), 100m Maenner, GER, Leichtathletik, Athletics, Deutsche Meisterschaften, 29.06.2024, GER,

Deutsche Sportgeschichte

Köln, 2. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
Armin Hary war es, der 1960 als erster deutscher Athlet handgestoppte 10,0 Sekunden lief. Seitdem ist vieles passiert. Generationen von 100-Meter-Sprintern haben der Deutsche Leichtathletik-Verband und die Fans erlebt, doch so nah wie Hary kam der Durchbrechung der magischen Zehn-Sekunde-Marke seitdem niemand mehr. Und dann das: Der Hamburger Owen Ansah läuft bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig tatsächlich als erster DLV-Sprinter eine Neuner-Zeit. 9,99 Sekunden – ein Sprint in die deutschen Sportgeschichtsbücher. Und wie merkt der glückliche Athlet selbst richtig an: Der Rekord wird ihm eines Tages ein anderer womöglich entreißen, doch der Vorstoß in neue Sphären wird für immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Nach langer Verletzungspause ist der Triumph gar noch einmal bemerkenswerter, doch vielleicht war es genau diese „Auszeit“, die ihm gutgetan hat. Der 23-Jährige vernimmt bei sich selbst jedenfalls einen Entwicklungsschub. Deutschland hat mit Ansah, Joshua Hartmann – der bei der DM mit Einstellung seiner PB von 10,06 Sekunden ebenfalls ein starkes Rennen ablieferte – und Gina Lückenkemper gestandene Sprinter. Im Vergleich zu anderen Disziplinen lässt sich hier bei den Besten tatsächlich über die Jahre ein Leistungssprung ausmachen. Und dennoch bedarf es einer gesunden Bewertung des Ganzen. Denn im Weltvergleich können auch diese 9,99 Sekunden keine Medaillen bescheren. Das weiß Ansah auch selbst, und diese gesunde Selbsteinschätzung steht ihm definitiv gut zu Gesicht. Die deutsche Leichtathletik hat mit ihm jedenfalls einen Gewinn, und ja, man darf sich auf sein Auftreten bei Olympia freuen. Dass Owen Ansahs Rekord in den Medien große Aufmerksamkeit fand, zeigt zudem: Gute Leistungen deutscher Athleten sind sehr wohl noch immer über die Grenzen der Sportart hinweg gerne gesehen.

 

Alexander Dierke

 

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz, Germany), Long jump women (Weitsprung Frauen), ITA, Leichtathletik, Athletics, European At

Gemischte Gefühle

Köln, 18. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,

das waren spannende Tage in Rom. Just vor dem Beginn der Fußball-EM haben auch die Leichtathleten bei ihren kontinentalen Titelkämpfen bewiesen, dass sie für fesselnde und mitreißende Wettkämpfe sorgen können. Einmal mehr kann man sagen, wenn man diesen Gedanken auf große Meisterschaften bezieht – die Geschehnisse im „Stadio Olympico” wurden mit hohem Interesse verfolgt und bescherten den TV-Sendern starke Quoten. Zu schade, dass dieser Trend seit Jahren eben nur bei EM, WM und Olympia auszumachen ist. Apropos Olympische Spiele. Die sind das ganz große Ziel der Athleten – Rom war vorab eine ruhmreiche Etappe auf dem Weg dorthin. Aus deutscher Sicht wurden es bei eben jener „Generalprobe” nach der mageren Bilanz der ersten Tage dann doch noch elf Medaillen. Allen voran Malaika Mihambo hat mit ihrem Gold-Triumph gezeigt, dass mit ihr in knapp anderthalb Monaten zu rechnen ist. Auch Julian Weber darf man auf dem Zettel haben. Doch darüber hinaus ist der gewonnene Gesamtein- druck kein guter, wenngleich es sowohl Medaillenüberraschungen als auch individuelle Erfolgserlebnisse zu bestaunen gab. Ein zwölfter Rang im Medaillenspiegel – auf europäischer Ebene wohlgemerkt – kann nicht zufriedenstellend sein und führt zu dem Fazit, das die deutschen Leistungen auch gegen die Elite dieses Kontinents derzeit in der Breite nicht ausreichen.
Eine „kleine Trendumkehr“, wie sie DLV-Sportvorstand Dr. Jörg Bügner vernommen hat, ist für mich nur schwer auszumachen. Aber: Sollten Malaika Mihambo, Julian Weber und (der in Rom nicht anwesende) Leo Neugebauer in Paris Edelmetall gewinnen, lässt sich die Sicht Bügners vielleicht doch noch teilen. Als Nächstes stehen nun die Deutschen Meisterschaften in Braun- schweig an. Dort können sich die national Besten noch einmal für die Spiele empfehlen – und müssen das teilweise auch.

 

Alexander Dierke

 

Leichtathletik-Europameisterschaften; Rom, 09.06.2024 Christina HONSEL (GER) freut sich während des Hochsprung-Finals de

Hinter den Erwartungen

Köln, 11. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,
just bei Fertigstellung der neuen Leichtathletik-Ausgabe hat Hindernisläufer Karl Bebendorf am Abend des vierten EM-Tags noch sensationell Bronze gewonnen. Es ist die erste deutsche EM-Medaille in dieser Disziplin seit 26 Jahren. Bei den Frauen sah die Ausgangslage über die 3.000 Meter Hindernis im Vorfeld anders aus: Gesa Krause sorgte in den vergangenen Wochen für ein fulminantes Comeback nach ihrer Babypause. Eine Favoritin auf Edelmetall war sie als vorab europäische Jahresbeste also allemale, dieser Rolle dann aber auch wirklich gerecht zu werden gebührt große Anerkennung. Dass ihr zwischenzeitlich für einen kurzen Moment Gold zugesprochen wurde – der DLV legte Protest gegen einen „Schrittfehler“ der französischen Siegerin Alice Finot ein – ist eine andere Geschichte. Aber so viel sei gesagt: Auch mit deutscher Brille ist es im Sinne des Sports, dass die Disqualifikation Finots rückgängig gemacht wurde. Aus Sicht des deutschen Verbands möchte man jedoch natürlich möglichst erfolgreich in der italienischen Hauptstadt abschneiden (im Gepäck der „Salto Nullo“ des Vorjahres aus Budapest, aber auch 16 Medaillen bei der Heim-EM 2022 in München). Doch, es ist nach absolvierten zwei Drittel der Wettbewerbe ein „Möchte“, das man sich auf die Fahne schreibt. Denn es läuft – man könnte fast zynisch sagen – wieder einmal nicht. Lediglich vier Einzelmedaillen (nebst Bebendorf und Krause gewannen Marathonläufer Amanal Petros und Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye jeweils Bronze) und zwei Team-Erfolgen im Marathon (Silber Frauen, Bronze Männer) können auf europäischer Ebene nach vier Tagen nicht der Anspruch sein. Individuelle deutsche Erfolgsgeschichten gibt es sehr wohl abermals, aber bis dato eben auch zu viele Enttäuschungen. Allen voran im Diskuswurf und Hochsprung der Frauen. Endgültig abgerechnet wird nach sechs Tagen – schauen wir mal, was noch folgt.

 

Alexander Dierke

 

European Championships Munich22; Leichtathletik, 21.08.2022 Julian Weber (GER) - European Championships Munich22 am 21.0

Erste Bewährungsprobe

Köln, 28. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,
am letzten Mai-Wochenende wurde es noch einmal heiß: Zahlreiche Top-Meetings lockten nationale wie internationale Stars vor dem Ende des Nominierungszeitraums für die Europameisterschaften in die Stadien. Im Fight um Normen haben vor allem auch deutsche Athleten überzeugt – so konnten etwa Torben Blech, Lea Meyer und Shanice Craft gar den Richtwert für die Olympischen Spiele erfüllen. Kein schlechter Zeitpunkt, wenige Tage vor dem Startschuss im Rom. Denn das Ziel aus Sicht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ist dort natürlich klar: Man möchte an die Medaillenausbeute bei der EM 2022 (16 x Edelmetall) anschließen und allgemein für einen Aufwärtstrend sorgen. Denn wenngleich es aktuell nur schwer vorstellbar ist, dass es gelingen könnte, besser abzuschneiden als vor zwei Jahren in München, so ist eine ähnliche Performance durchaus realistisch. Sprint-Titelverteidigerin Gina Lückenkemper rangiert in der europäischen Bestenliste aktuell etwa auf Rang drei, ebenso ist Julian Weber derzeit im Weltvergleich positioniert. Und das trotz eines verletzungsbedingt späten Einstiegs in die Saison. Doch der Speerwerfer fühlt sich einfach gut, wie er im exklusiven Interview in der neuen Leichtathletik-Ausgabe verrät. Und dann steht da in seiner Disziplin ja auch noch 90-Meter-Youngster Max Dehning parat, der den globalen Vergleich vor der EM gar anführt. Ohnehin sind es Newcomer wie er, Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye oder Weitspringer Simon Batz, die unbekümmert auftreten und in Rom für die ein oder andere Überraschung sorgen könnten. Ganz so schlecht sieht es aus deutscher Sicht auf europäischer Ebene dann also nicht aus. Im Zweifelsfall gilt ohnehin, einfach mal abwarten und schauen, was kommt. Positiv zu bewerten ist auf jeden Fall schon jetzt, dass die öffentlich-rechtlichen im TV über 20 Stunden der Titelkämpfe live übertragen werden. Es ist Werbung für unsere Sportart, die man gerne sieht!

 

Alexander Dierke

 

European Championships Munich22; Leichtathletik, 17.08.2022 Sophie Weissenberg (GER) - European Championships Munich22

EM als Signalwirkung?

Köln, 14. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,
verspüren Sie auch schon Vorfreude auf die anstehenden Europameisterschaften? Nur noch knapp drei Wochen sind es, bis am 7. Juni in Rom die kontinentalen Titelentscheide beginnen. Unfassbar, wie schnell die Zeit vergeht! Die Enttäuschungen der WM in Budapest sind inzwischen beinahe ein Dreivierteljahr her, Zeit also, den Blick auf die Zukunft zu richten. Wenn man dieser Tage mit deutschen Athleten spricht, ist zu spüren, dass sie alle gewillt sind, es in dieser Saison besser zu machen als in der Vergangenheit. Wenngleich eine ausreichende Motivation der DLV-Sportler wohl nie das Problem war. Anders sieht es in puncto Fokussetzung aus. Es ist irgendwo verständlich, dass in einem Jahr wie diesem die Olympischen Spiele im Mittelpunkt stehen – schließlich wollen in Paris alle Athleten bestmöglich performen. Doch die EM kann zuvor einen wichtigen Beitrag zur Stimmung in der nationalen Leichtathletik-Welt beitragen. Denken Sie doch noch mal zurück an München 2022: Was war das für eine Euphorie, die entfacht wurde – nur zwei Wochen nach dem Desaster in Eugene. Bei mir ist die Vorfreude auf diese bevorstehende EM jedenfalls groß, und ich hoffe durchaus auf eine Signalwirkung. Ein wenig Werbung in eigener Sache würde der Leichtathletik sicherlich nicht schaden. Bereits ordentlich auf sich aufmerksam gemacht hat Siebenkämpferin Sophie Weißenberg. Im vergangenen Jahr landete die sympathische Athletin in Budapest auf Rang sieben – und war damit eine der besten Deutschen bei der WM. Doch seitdem ist viel passiert. Im Herbst entschied sich Weißenberg zu einer Fuß-OP und kämpfte sich über den Winter im Training Stück für Stück zurück. Nun ist die 26-Jährige bereit für die Saison. Vor Rom geht es für sie am kommenden Wochenende nach Götzis, nach Rom soll dann auch ihre Reise in Paris enden. Was das für sie bedeuten würde, verrät sie im Interview in der aktuellen Leichtathletik-Ausgabe.

 

Alexander Dierke