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Chapeau, Herr Bayer

Bild: Getty Images

Chapeau, Herr Bayer

Köln, 23. September 2016

Sebastian Bayer hatte einen großen Traum. Der einstige Weltklasse-Weitspringer wollte ein drittes Mal in seiner Karriere bei Olympischen Spielen teilnehmen. Doch seine Hoffnungen auf eine Qualifikation zerplatzten Anfang Juli jäh, als er den erbitterten Kampf gegen seinen Körper ein weiteres Mal verlor. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel besiegelte das Olympia-Aus des 30-Jährigen. Er war allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Seit Anfang des Jahres laboriert Bayer bereits an einer Knieverletzung. Die erste Behandlung fand im Februar statt: ein unerheblicher Eingriff, um Olympia nicht zu gefährden.

Nun gehören die olympischen Spiele der Vergangenheit an. Sie gingen ohne Bayer über die Bühne. Der Athlet vom Hamburger SV unterzieht sich stattdessen in zwei Schritten einem umfassenden operativen Eingriff, um den Knorpelschaden im Knie zu beheben. Der erste Teil der Operation ist bereits erfolgreich vonstatten gegangen. Und Bayer, im Juni Vater geworden, denkt schon wieder an sein Comeback. Mit der Heim-EM in Berlin möchte der Sensations-Halleneuropameister von 2009 (8,71 Meter) seine bewegte Sportlerlaufbahn beenden. Es wäre ein würdiger Abschluss. Aber woher nimmt der Wahl-Hamburger nur seine Kraft? Seinen unbändigen Kampfeswillen? Rückschläge über Rückschläge prägten die sportliche Karriere des gebürtigen Aacheners in den vergangenen Jahren.

Unfassbar, aber wahr: Bei den Europameisterschaften in Zürich 2014 bestritt Bayer seinen letzten Wettkampf! Er hat die Sandgrube seither nur noch im Training gesehen. 2015 zog er sich eine schwere Fußverletzung zu, die Geschichte in diesem Jahr ist bekannt. Und eines steht bereits jetzt schon fest: Auch in 2017 wird sich Bayer als Folge der OP nicht in Wettkämpfen messen können – das dritte Jahr in Folge. Die Leidenszeit soll 2018 bei der Heim-EM in Berlin beendet werden. Dann möchte Bayer einen Schlussstrich unter seine Karriere setzten. „Ich weiß, wie geil die Heim-WM war und wenn die Heim-EM nur halb so gut sein wird, wird das ein Riesenerfolg“, sagte der Weitspringer hoffnungsvoll. Respekt, Herr Bayer, für diesen bemerkenswerten Willen, für diese unglaubliche Kraft, für diesen unbändigen Ehrgeiz! Bleibt zu hoffen, dass der Kopf diesmal den Kampf gegen den Körper gewinnt. Es wäre Sebastian Bayer zu wünschen!

Tim Kullmann

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