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World Athletics Championships Oregon 22; United States of America, 17.07.2022 Gina LUECKENKEMPER of GERMANY (GER), left

Foto: Imago Images

Dabeisein ist alles

Köln, 19. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
die WM ist in vollem Gange – und Deutschland nur Zuschauer. Nicht nur zu Hause vor den Fernsehgeräten, sondern leider auch im Stadion. An den ersten Wettkampftagen war für 18 Deutsche schon in der Vorrunde Schluss. Nur fünf erreichten das Semi-Finale oder Finale. Der Anspruch der deutschen Leichtathletik kann es nicht sein, in einigen Disziplinen überhaupt nicht mehr mitzureden. Im Laufen hat man es traditionell schwer, aber momentan fehlt die Bandbreite.

In der vergangenen Ausgabe habe ich meine Prognose bereits niedrig angesetzt und drei Medaillen als Minimum genannt. Selbst diese drei Medaillen könnten unerreichbar bleiben. Werden es am Ende vielleicht sogar null? Das wäre der Supergau für die deutsche Leichtathletik. Würde man beim DLV Gründe für das schwache Abschneiden finden oder etwas ändern?
Diese WM zeigt auch die Wege anderer Länder auf. Sie zeigt, wie Sportförderung auch geschehen kann. Nicht, dass Deutschland den schlechtesten Weg gewählt hätte. Aber wo hat das System einen Haken?

Bei allen U-Weltmeisterschaften räumt Deutschland regelmäßig ab – und zwar disziplinenübergreifend. Was passiert mit diesen Toptalenten, wenn sie in den Aktivenbereich kommen? Natürlich gibt es immer wieder positive Ausnahmen, aber zu viele bleiben auf der Strecke oder im Mittelmaß. Wenn einzelne Universitäten in den USA mehr Geld in ihre Sportförderung stecken als ganz Deutschland in die Leichtathletik, könnte das eine Erklärung für die deutsche Misere sein. Zurzeit verlieren wir phasenweise den Anschluss. Und das nicht erst seit dieser WM in Eugene. Ich bin trotzdem noch guter Dinge!

Jonas Giesenhagen