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ATHLETICS-SUI-DIAMOND

Bild: Getty Images

Echte Emotionen

Köln, 12. Juni 2019

Es ist kein Geheimnis, dass Mariya Lasitskene eine Athletin ist, die – vorsichtig ausgedrückt – nicht zu großen Gefühlsausbrüchen neigt. Selbst nach erfolgreich absolvierten Zwei-Meter- Sprüngen kann man aus ihrem Gesicht nur selten emotionale Regungen ablesen. Über eine Sache aber ärgert sich Lasitskene schon seit Längerem. Dass nämlich nach Siegen bei internationalen Großereignissen für die unter dem Etikett „neutrale Athletin“ startende Russin nicht die Nationalhymne ihres Heimatlandes gespielt werden darf. Wer die EM-Siegerehrung auf dem Breitscheidplatz im vergangenen Jahr beobachten durfte, konnte sich davon aus nächster Nähe überzeugen. Vielleicht hat auch der Gedanke daran, dass ihr Gleiches bei der Wüsten-WM in Katar wieder blühen dürfte, die Hochspringerin dazu veranlasst, sich kritisch in Richtung der russischen Leichtathletik- Verantwortlichen zu äußern. Denn der Russland-Bann der IAAF hält, auch das eine Erkenntnis der vergangenen Tage, weiter an – und Lasitskene wird es langsam zu viel. Am Wochenende forderte sie den Rücktritt ihres Verbandschefs und aller Trainer in ihrem Heimatland, die den Kampf gegen Doping nicht an- nehmen (mehr dazu auf Seite 8). Die sportpolitischen Bemühungen, Russland wieder unter fairen Bedingungen in die Leichtathletik-Familie zu integrieren, tragen bislang kaum Früchte. Die Äußerungen der erfolgreichsten russischen Leichtathletin könnten die Emotionen jedoch in Wallung bringen, meint

Daniel Becker