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Ein klares Jein – Contra

Bild: Getty Images

Ein klares Jein – Contra

Köln, 14. Juli 2016

Zur Olympia-Nominierung von Christina Obergföll

„Die Form spricht für Molitor“

Katharina Molitor klagt. „Der DOSB hat uns damit keine andere Wahl gelassen“, sagte ihr Anwalt Paul Lambertz der Rheinischen Post. Über den Weg der Leverkusenerin vor Gericht kann man sicherlich streiten. Doch ihre Aufgebrachtheit ist verständlich.

„Unsere Philosophie ist, dass die Leistungen, die der Nominierung zugrundeliegen und eine Endkampfchance begründen sollen, nicht Monate oder Jahre her sein sollen, sondern aktuell gezeigt worden sein sollen“, erklärte Michael Vesper, Vorstandschef des Deutschen Olympischen Sportbundes, als Reaktion auf das juristische Vorgehen der Weltmeisterin von Peking.

Doch es ist nicht gerade die aktuelle Form, die für Katharina Molitor spricht?

Zugegeben: Die letzte starke Weite der nun für Rio nominierten Christina Obergföll liegt mit 63,96 Metern bei den Badischen Meisterschaften Anfang Juli nicht allzu lange zurück. Doch die Auftritte der Offenburgerin in der jüngsten Vergangenheit lassen eins besonders vermissen: Konstanz auf hohem Niveau. Wenige Tage später nach den Badischen Meisterschaften war Obergföll beim Meeting in Oslo nicht über Rang drei und 61,63 Meter hinausgekommen, bei der DM in Kassel hatte es sogar nur zu Platz vier und zu keinem einzigen Versuch über 60 Meter gereicht. Bei einem Meeting in ihrer Heimatstadt am vergangenen Sonntag hätte sie noch einmal die Chance gehabt, selber eine ansteigende Formkurve nachzuweisen. Doch Obergföll sagte den Start ab.

Anders die Situation bei Katharina Molitor. Deren Formkurve zeigte in den letzten Wochen konstant nach oben:
Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel war sie auf Rang zwei und mit 62,68 Metern deutlich vor ihrer Offenburger Konkurrentin gelandet, wonach es für sie – zur Belohnung und trotz schwächerer absoluter Bestweite– im Gegensatz zu Obergföll zur EM nach Amsterdam ging. Dort belegte Molitor mit neuer Saisonbestleistung von 63,20 Metern Rang vier. Obergföll musste sich die Wettkämpfe in Amsterdam währenddessen von zu Hause aus anschauen. Klingt eigentlich nach einer klaren Sache. Letztlich scheint Obergfölls Leistung bei den Badischen Meisterschaften bei der Nominierung den Ausschlag zu ihren Gunsten gegeben zu haben. Michael Vesper spricht von Leistungen, die „eine Endkampfchance begründen sollen“. Damit macht er eine Rechnung auf, in die nur starke Leistungen einbezogen und schwache Leistungen außen vor gelassen werden. Gut möglich, dass diese Rechnung am Ende nicht aufgeht.

Daniel Becker

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