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Athletics - Commonwealth Games Day 9

Bild: Getty Images

„Falscher“ gibt es nicht

Köln, 03. Mai 2018

Kann man sportliche Wettbewerbsgleichheit und ethisch korrektes Verhalten gegeneinander aufwiegen? Der Weltverband IAAF musste genau das im Fall hyperandrogener Athletinnen tun, und so wenig in dieser Diskussion klar zu sein scheint, zwei Dinge sind es doch. Erstens: Caster Semenya ist seit etwa einem Jahrzehnt aufgrund eines zu hohen Testosteronwertes, für den sie nichts kann, ein sportpolitischer Spielball. Zweitens: Die Konkurrentinnen der Südafrikanerin waren in der Zeit, in der diese keine Hormone zur Testosteronsenkung nehmen musste, völlig chancenlos.

Durch Einsetzen der „Testosteron-Regel“ der IAAF haben die hyperandrogenen Athletinnen nun also endgültig das Nachsehen. Will etwa Caster Semenya weiterhin über 800 Meter an den Start gehen, muss sie, wie schon vor 2015, erneut ihren Testosteronwert künstlich senken. Sie muss Mittel einnehmen, die unter Umständen nicht nur die Leistungsfähigkeit reduzieren, sondern – wie beispielsweise die Antibabypille – auch andere Auswirkungen auf den Körper haben. Wäre Semenya hingegen dauerhaft ein uneingeschränktes Startrecht zugesprochen worden, wären ihre Konkurrentinnen weiterhin chancenlos geblieben. Klingt nach: Die eine Lösung ist falsch, die andere ist „falscher“. Doch eine Steigerung von falsch gibt es nicht, und auch wenn bei jeder Entscheidung Verlierer mit guten Argumenten zurückbleiben, kann es nicht der richtige Weg sein, Sportler dazu zu zwingen, ihren Körper durch die Einnahme von Medikamenten zu verändern, meint

Daniel Becker