Köln, 8. Oktober
Liebe Leserinnen und Leser, während die meisten Leichtathleten aktuell im Urlaub weilen oder aber bereits die Vorbereitung für die kommende Saison wieder aufgenommen haben, ist für die Marathoni derzeit Prime-Time. Hierzulande haben Köln und Berlin zuletzt den Anfang gemacht, ehe uns nun ein goldener Oktober mit den Rennen in Chicago, Amsterdam und Frankfurt bevorsteht. Vor allem der Chicago Marathon darf wieder mit großer Spannung erwartet werden ob großer Namen, die an den Start gehen werden. Doch spektakulär wurde es auch bereits zuletzt in der Hauptstadt. Denn nicht nur feierte der Berlin-Marathon sein 50. Jubiläum, sondern zelebrierte das auch in einem angemessen Rahmen: Mit über 50.000 Finishern überquerten mehr Menschen die Ziellinie als jemals zuvor.
Die Leichtathletik wird also auch im Breitensport geliebt. Vor allem Halb- und Marathons finden seit jeher große Begeisterung. Bei denjenigen, die zuschauen, und bei denjenigen, die mitmachen. Eine gute Sache, schließlich bewegt sich die Nation, und es entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft. Doch es ist ein Unterschied, ob manch einer (oder auch manch einer mehr) gerne mal einen Marathon läuft oder aber dies professionell betreibt. Denn das Interesse am Leistungssport ist gering – das trifft vor allem auf Talente zu, die als Jugendliche vor die Entscheidung gestellt werden, welchen Karriereweg sie zukünftig einschlagen wollen. Spitzensport und speziell die Leichtathletik stehen da nicht hoch im Kurs. Und dieses Bild zeichnet sich – im Widerspruch zum Interesse an bestehenden Veranstaltungen – doch auch in der Gesellschaft ab: Aktuell wird wieder über eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung diskutiert. Also über einen Schritt, der in der Vergangenheit bereits mehrfach scheiterte – weil die Bevölkerung in der Gesamtheit gegen eine Bewerbung war. Das dürfte dieses Mal nicht anders sein, wurzeln die Probleme im deutschen Sport schließlich tief. Daran ändern leider auch über 50.000 Finisher beim Berlin-Marathon nichts.
Alexander Dierke