Köln, 15. Januar
Liebe Leserinnen und Leser, Yemisi Ogunleye und Leo Neugebauer sind unsere „Leichtathleten des Jahres“ 2024. Zwei Olympia-Helden, die jedoch in der vergangenen Saison längst nicht nur in Paris geglänzt haben. Vielmehr widersprachen die Kugelstoßerin und der Zehnkämpfer einem Trend: nämlich jenem, dass die deutsche Leichtathletik aktuell nicht in der Weltklasse stattfände. Ogunleye und Neugebauer gehören sehr wohl zu den Besten des Globus – alles andere würde nach olympischem Gold und olympischem Silber auch für Fragezeichen sorgen. Die Entwicklungen der beiden Athleten sind hingegen durchaus unterschiedlich – und doch haben sie gemeinsam, dass beide (für den Außenstehenden so wirkend) von jetzt auf gleich so richtig durchstarteten.
Neugebauer gelang sein Durchbruch schon 2023, der US-Student stieg damals mit seinem deutschen Rekord quasi über Nacht zum Hero auf. Im vergangenen Jahr schraubte er diese Bestmarke erneut beeindruckend in die Höhe und kratzt längst an der 9.000-Punkte-Marke. Silber in Paris war wohl „bloß“ eine vorübergehende Krönung. Und Yemisi Ogunleye? Die hat 2024 eine Geschichte geschrieben, die wohl in keinem Drehbuch besser hätte stehen können. Mit dem Hallenauftakt in Nordhausen steigerte die 26-Jährige damals auf Anhieb ihre persönliche Bestleistung, es folgte Silber bei der Hallen-WM und der erste Stoß über 20 Meter. Ogunleye war angekommen in der Weltspitze. Im Sommer hatte sie dann – ganz im Stile einer Gospelsängerin – ihre großen Auftritte: Auf eine Bronzemedaille bei der EM folgte der Olympiasieg. Wieso die dort mit dem letzten Versuch gestoßenen exakt 20,00 Meter für die gläubige Athletin von so besonderer Bedeutung sind, verrät sie im Sieger-Interview in dieser Ausgabe. Was ansonsten bleibt: Es ist wieder einmal schön zu sehen, wie sehr sich die beiden Gewinner über die Auszeichnung freuen.
Alexander Dierke