Category : Blog Leichtathletik

European Championships Munich22; Leichtathletik, 15.08.2022 Im Fokus der TV-Kameras: Alica Schmidt (GER) - European Cham

Neue Wege gehen

Köln, 16. April

Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Auftakt-Meeting der Diamond League startet die Freiluft-Saison am 20. April auch endgültig für die internationale Elite. Es steht ein Sommer bevor, der mit den Europameisterschaften in Rom und den Olympischen Spielen in Paris zwei ganz große Highlights in petto hat. Beide Titelkämpfe werden unzählige Fans anlocken — sei es vor Ort im Stadion oder daheim vor den Fernsehbildschirmen. Es ist ein Phänomen, das fast Gesetz ist: Sportgroßereignisse begeistern die Menschen. Doch sind die Events erst einmal wieder vorbei, schwindet zumeist auch das Interesse der breiten Bevölkerung wieder. In der Leichtathletik stellt sich seit Langem die Frage, wie sich die Sportart attraktiver gestalten lässt, um speziell auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Mit der Idee einer Regeländerung im Weitsprung hat der Weltverband World Athletics dem Thema vor Kurzem neue Brisanz verschafft. Von einem „Wettlauf gegen die Zeit“ sprach WA-Chef Sebastian Coe hingegen schon im vergangen Jahr. Und ein solches Rennen kann sehr wohl auch abseits der Laufbahn ausgemacht werden. Wobei weniger der Umbau bestehender Disziplinen der Weg zu höherer Attraktivität zu sein scheint, als vielmehr sich die Frage gestellt werden sollte, wie Athleten und Wettkämpfe zugänglicher gemacht werden können. Die junge Generation wird etwa über die Sozialen Medien erreicht, denn auch der Sportkonsum hat sich verändert. Es ist nun mal so: Wenn eine Sportart nahbar ist, können auch Menschen dafür begeistert werden. Und auf lange Sicht geht es nicht nur hierzulande darum, wieder vermehrt junge Leute für die Leichtathletik zu begeistern. Als Fans und vor allem auch als Athleten. Ein zeitgemäßer Sport und (finanzielle) Lukrativitat kann so langfristig auch dazu beitragen, den Erfolg zurück zu bringen. Veränderung ist nicht immer leicht, und kann doch viel bewirken.

 

Alexander Dierke

 

WM 2023 Budapest, World Athletics, Leichtathletik, athletics, Track and Field, World athletics Championships 2023 Budape

Im Scheinwerferlicht

Köln, 2. April

Liebe Leserinnen und Leser,
mit den Cross-Weltmeisterschaften in Belgrad und den Texas Relays in Austin ist die Freiluft-Saison langsam aber sicher angerollt. Während in Serbien die beiden Vorjahressieger, Jacob Kiplimo aus Uganda und die Kenianerin Beatrice Chebt, zum zweiten Mal in Serie triumphierten, überragte in den USA einmal mehr Leo Neugebauer. Das deutsche Zehnkampf-Ass ließ nur wenige Wochen nach seinem deutschen Hallen-Rekord, den zweitbesten Outdoor-Wettkampf seiner Karriere folgen: 8.708 Punkte. „Leo the German“ rockt die Leichtathletik-Welt – und ist einer der großen Favoriten für den Sommer. Der Sportler des VfB Stuttgart ist im weltweiten Vergleich bei weitem nicht der einzige Athlet, der eine solche Titulierung innehat, doch national gesehen ist er schon fast so etwas wie ein Unikat. Denn wohl keiner aus der DLV-Riege dürfte bei den Olympischen Spielen in Paris bessere Chancen besitzen als der 23-jährige Schwabe. Nicht einmal eine Malaika Mihambo.
Doch dieses Jahr verspricht, nun wo die Türen für den Sommer öffnen, noch wesentlich mehr Stars. Wesentlich mehr Spektakel und Hochkarätiges. Im internationalen Feld sind es Namen wie Armand Duplantis, Femke Bol, Yulimar Rojas und Noah Lyles, welche wie keinen Zweiten das Scheinwerferlicht auf sich ziehen. Sie alle können für sich persönlich in diesem Jahr historisches schaffen. Sei es mit einem möglichen ersten Olympiasieg oder gar – ja, unrealistisch – olympischen Vierfach-Triumph. Was in den kommenden Monaten drin ist, und wie die Weltbesten aktuell drauf sind, lesen Sie in unserem Top-Thema. Zudem wirft Leichtathletik auch den Blick auf junge Hoffnungsträger, die in diesem Jahr endgültig durchstarten könnten. Einer davon ist Molly Caudery. Die britische Stabhochspringerin kürte sich zuletzt zur Hallen-Weltmeisterin und ist nun auch für Rom und Paris eine der großen Favoritinnen auf Edelmetall.

 

Alexander Dierke

 

Tokyo 2021, Olympische Sommerspiele, Olympics, Oylmpic Summer Games, 23.07-08.08.2021, Olympiastadion Tokyo, 4x100m Staf

Meinungskonfrontation

Köln, 19. März

Liebe Leserinnen und Leser,
nicht nur in der Leichtathletik ist das deutsche Leistungspotenzial verglichen mit der Weltelite seit Jahren rückläufig. Auch in anderen Sportarten geht die Erfolgskurve nationaler Athleten seit längerem zurück. Besonders davon betroffen ist das Abschneiden der in Schwarz-Rot-Gold gekleideten Sportler bei Olympischen Spielen. Holte man einst 1992 nach der Wiedervereinigung noch 82 Medaillen, konnte Deutschland 2021 bei den Spielen in Tokio lediglich noch 37 Mal über Edelmetall jubeln. Ein zentraler Punkt, mit dem das sinkende Leistungsvermögen begründet wird, ist die unzureichende Sportförderung hierzulande. Entsprechend groß waren die Erwartungen an den ersten Entwurf des geplanten neuen Sportfördergesetzes. Mit diesem soll die seit Jahren anvisierte Spitzensportreform endlich vorangetrieben werden. Eine unabhängige Sportagentur soll künftig über die Verteilung der Fördermittel – für den Spitzensport werden vorerst weiterhin knapp 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – entscheiden. So zumindest die Idee. Denn der Anfang März vorgelegte Entwurf des Bundesinnenministeriums stößt im organisierten Sport auf reichlich Kritik. Weil, anders als wohl zwischen Bund und DOSB ursprünglich vorgesehen, dem Sport kein alleiniges Entscheidungsrecht über die Mittelverteilung zugestanden wird. Inzwischen haben nach den Landessportverbänden und den Spitzensportverbänden auch die Trainer scharfe Kritik an dem Entwurf geäußert. Der Votwurf: Die seit langem geforderte Verbesserung der Trainersituation werde in dem Entwurf ignoriert. Was also lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt festhalten? Die beteiligten Parteien haben unterschiedliche – begründete – Auffassungen über zentrale Inhalte des Gesetzes. Doch ein Entgegenkommen ist zunächst nicht in Sicht. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn es Bund und Sport abermals nicht schaffen, die Spitzensportreform voranzutreiben.

 

Alexander Dierke

 

World Athletics Indoor Championships; Glasgow, 01.03.2024 OGUNLEYE, Yemisi (GER) kann ihre Silbermedaille im Kugelstosse

Hoffnungen geweckt

Köln, 6. März

Liebe Leserinnen und Leser,
drei Tage lang haben die Athletinnen und Athleten bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Glasgow alles gegeben und sich selbst und den Fans ein würdiges Ende dieser Indoor-Saison geboten. Für den DLV, der nur mit einem siebenköpfigen Team nach Schottland reiste, ist insgesamt ein positives Fazit zu ziehen. Endlich mal wieder. Eine Silbermedaille und drei vierte Plätze sind auch deshalb ordentlich, weil vor allem die Kandidaten, die für diese Resultate verantwortlich waren, Hoffnungen für die Zukunft wecken. Allen voran: Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye. Die Newcomerin steigerte sich abermals deutlich gegenüber ihrer bisherigen Saisonbestleistung aus Nordhausen und ist in Glasgow in den Kreis der 20-Meter-Stoßerinnen emporgestiegen. Eine Entwicklung, die begeistert und der ein tiefer Glaube an sich selbst zugrunde liegt. Ogunleye wurde in ihrer bisherigen Karriere schon vor so manche Herausforderung gestellt, doch aufgegeben hat die 25-Jährige nie. Weil sie stets die notwendige Zuversicht verspürt hat. Und diese nun endgültig in Zählbares umgemünzt hat: Ihre 20,19 Meter sind das erste deutsche Ergebnis mit einer 20 vor dem Komma seit 2018. Die Weite ist ein Inbegriff von absoluter Weltklasse – das wird auch deutlich, wenn man sieht, dass eine Weltmeisterin wie Chase Jackson mit relativ großem Abstand hinter der DLV-Athletin landet. Ogunleye ist eine Hoffnungsträgerin für die Zukunft. Das ist eine gute Nachricht, wie auch, dass die Weitspringer Mikaelle Assani und Simon Batz sowie Christina Honsel in Glasgow ebenfalls gute Leistungen abliefern.
Dennoch sind es nur Hallen-Weltmeisterschaften gewesen, die Priorisierung liegt seit jeher stets auf der EM und Olympia. Die wahren Herausforderungen kommen im Sommer – in gewisser Weise für eine Yemisi Ogunleye, aber besonders für die deutsche Leichtathletik als solche.

 

Alexander Dierke

 

Deutsche Leichtathletik-Hallenmeisterschaften; Leipzig, 18.02.2024 Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auf dem Sprung zum Deut

Noch immer einzigartig!

Köln, 20. Februar

Liebe Leserinnen und Leser,
das erste nationale Highlight der Saison bot reichlich Gesprächsstoff. Die Hallen-DM in Leipzig konnte durchaus als eine Art Reifeprüfung für die Athleten und die deutsche Leichtathletik angesehen werden, war es schließlich im Kollektiv der erste Wettkampf seit den Weltmeisterschaften in Budapest. Na ja, zumindest fast, denn längst nicht alle deutschen Stars waren in der sächsischen Metropole dabei. Der Fokus gilt schließlich dem Sommer, das machte auch DLV-Sportdirektor Dr. Jörg Bügner deutlich: Olympia ist das, was zählt. Es war zudem auch durchaus interessant zu sehen, wie die Fans die Leichtathletik annehmen würden. Die Hütte, oder besser gesagt die Arena in Leipzig war ausverkauft, die Menschen sind dort auch weiterhin verrückt nach ihrer Sportart. Im TV blickte man bis auf wenige Highlights am Sonntag hingegen in die Röhre. Sicher, das liegt auch am dominanten Wintersport, aber etwa im vergangen Jahr ließ sich eine Übertragung der Titelkämpfe unter dem Hallendach auch noch umsetzen. Bei dieser Hallen-DM blieb so nur ein verbandseigener Stream. Nicht die beste Werbung für die gebeutelte Sportart. Dabei hat die Reifeprüfung durchaus einige Erkenntnisse geliefert. Beispielsweise, dass etwa im Stabhochsprung gerade nur viel Mittelmaß zu sehen ist. Oder über so manche Laufdistanzen ebenfalls nicht das ganz große Niveau erreicht wird. Aber auch, dass es weiterhin Rekorde, Comebacks und Youngster-Coups zu bestaunen gibt. Und es sind die Geschichten von Marius Probst, Jean Paul Bredau, Malaika Mihambo, Gesa Krause, Rosina Schneider, Johanna Martin und Co., welche diesen Sport so einzigartig machen. Und einem dann doch ein gutes Gefühl geben. Wenngleich, aber das ist ja ohnehin klar, der deutschen Leichtathletik noch viel Arbeit bevorsteht.

 

Alexander Dierke

 

World Athletics Championships Oregon22 - Day Six

Schwierig zu beurteilen

Köln, 6. Februar

Liebe Leserinnen und Leser,
der Fall Sara Benfares hat Ende Januar in der deutschen Leichtathletik- und Sportwelt für großes Aufsehen gesorgt. Das Bekanntwerden eines positiven Dopingtests bei der DLV-Langstrecklerin, welcher die beiden verbotenen Substanzen Epo und Testosteron aufwies, hat sich sechs Monate vor Beginn der Olympischen Spiele zunächst wie ein dunkler Schatten über die Sportart gelegt. Besonders, weil es in der Leichtathletik der erste deutsche Doping-Verdachtsfall seit geraumer Zeit ist. Für den DLV, der darauf bedacht ist, Anti-Doping-Maßnahmen großzuschreiben, wäre die Bestätigung des Verdachts zunächst einmal eine durchaus bitter zu schluckende Pille. Wenngleich ein Einzelfall nicht direkt einem Skandal gleichzusetzen ist. So zumindest sah die Lage anfangs aus.
Denn in den letzten Tagen hat der Fall eine andere Wendung genommen. Benfares’ Vater äußerte gegenüber dem französischen Leichtathletik-Portal „SPE15“, seine Tochter sei im vergangenen Spätsommer an Knochenkrebs erkrankt, die beiden Substanzen habe Sara im Zuge dessen aus medizinischen Gründen zu sich genommen. Eine Nachricht, die durchaus bestürzt macht, aber auch mit Fragen verbunden ist. Etwa weshalb die Nationale Anti-Doping- Agentur, kurz NADA, nicht vorab über die Erkrankung informiert wurde – ist dies auch in solchen Fällen Pflicht. Das Argument der Dringlichkeit einer Behandlung ist in meinen Augen aus menschlicher Sicht aber nachvollziehbar. Denn: Sollte sich die Krebserkrankung bestätigen, geht es um wichtigere Dinge als den Sport oder mögliche Verbote. Aber auch der Wahrheitsgehalt der Äußerungen über die gesundheitliche Situation Benfares ist noch unklar – und birgt manche Zweifel. Aufgrund der unklaren Lage sollte man sich als neutraler Außenstehender demnach auch kein vorschnelles Urteil bilden, sondern die Entwicklungen abwarten.

Alexander Dierke

 

World Athletics Championships Budapest 23; Hungary, 25.08.2023 Leo Neugebauer (GER/Germany) during the Decathlon Long Ju

Verdiente Auszeichnung

Köln, 23. Januar

Liebe Leserinnen und Leser,
die neue Saison nimmt in der Halle endlich Fahrt auf. Mit dem Sparkassen Indoor Meeting in Dortmund und der Mehrkampf- DM in Frankfurt standen zwei erste kleine nationale Highlights auf dem Programm – samt heiß ersehnter Comebacks. Etwa von Weitsprung-Queen Malaika Mihambo, Sprinterin Alexandra Burghardt und Stabhochspringer Torben Blech. Sie alle sind wieder fit. Das ist eine gute Nachricht zu Beginn diesen Jahres.
Die erfreulichste Nachricht haben in den vergangenen Tagen aber Leo Neugebauer und Olivia Gürth erhalten: Die beiden Youngster, die im vergangenen Jahr zu DLV-Hoffnungsträgern avancierten, sind unsere „Leichtathleten des Jahres“ 2023! Zehnkämpfer Neugebauer hat nicht zuletzt durch seinen deutschen Rekord und seinen selbstbewussten Auftritt bei der WM überzeugt, Hindernisläuferin Gürth ließ Gold bei der U23-EM einen Finaleinzug in Budapest samt neuer PB und Olympia-Norm folgen. Folgerichtig und verdient ist in meinen Augen deshalb nun diese Auszeichnung. Schön zu sehen war es auch, dass wir beiden – der eine in den USA, die andere gerade im Trainingslager in Südafrika weilend – mit der Verkündung ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Diese Würdigung ihrer Vorjahres-Leistungen werden beide als zusätzlichen Ansporn nehmen für die großen Ziele, die sie in dieser Saison erreichen wollen. Welche das sind, lesen Sie in unseren Interviews mit den beiden Gewinnern. Zudem blicken wir in dieser Ausgabe auch auf die Sieger der übrigen Kategorien.
Für einige Zeit von der Bildfläche verschwunden war Lea Meyer. Die Hindernis-Läuferin plagten seit dem Sommer gesundheitliche Probleme. Eine Geschichte, die ihr auch mental zu schaffen machte. Inzwischen hat sie ihren Trainingsschwerpunkt in die USA verlagert – und ist, das kam im Gespräch mit ihr rüber, nun endlich wieder glücklich.

Alexander Dierke

 

WM 2023 Budapest, World Athletics, Leichtathletik, athletics, Track and Field, World athletics Championships 2023 Budape

Zeit für Neues

Köln, 9. Januar

Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Jahreswechsel bietet sich immer auch die Chance auf etwas Neues – neues Jahr, neue Saison, neue Ziele. Im Bereich des Sports und der Leichtathletik sind die primären Absichten der Athleten und Verbände klar: sportlicher Erfolg. Nun hat sich dieser, wie wir alle wissen, in der Vergangenheit und speziell der Vor-Saison zunehmend verabschiedet. Die Nachwirkungen von Budapest werden auch in den kommenden zwölf Monaten noch deutlich zu spüren sein, der DLV und seine Athleten werden sich als neue Ziele setzten müssen, sportlich wieder erfolgreicher zu sein. Der Verband darf zudem seine Mission 2028 nicht endgültig aus den Augen verlieren. In einem Jahr, das mit den Olympischen Spielen in Paris und den Europameisterschaften in Rom ganz groß auffährt. Für die Athleten können dort Träume in Erfüllung gehen, sie können sich selbst und uns eigentlich nur positiv überraschen. Und der deutschen Leichtathletik ein neues Gesicht verleihen!
Das neue Jahr bringt ebenfalls Neuerungen für unser Magazin, denn wir müssen und wollen mit dem Wandel der Zeit gehen. Dabei sehen wir uns auch Herausforderungen ausgesetzt wie gestiegenen Kosten für Papier, Energie und Produktion, dies schon seit Jahren. Die gute Nachricht: Der Preis für ein Jahresabonnement Leichtathletik wird für Sie in 2024 unverändert bleiben. Allein der Preis für ein Einzelheft erhöht sich ab dieser Ausgabe. Im Zuge dieser Veränderungen stellen wir die Erscheinungsweise von Leichtathletik auf einen Zwei- Wochen-Rhythmus um. Das gibt uns die Möglichkeit, unseren Magazin-Charakter weiter zu vertiefen. Mit dem Ziel, Ihnen künftig Storys aus der Leichtathletik zu liefern, die noch hintergründiger, informativer und näher dran sind an der schönsten Sportart der Welt.

Alexander Dierke

 

Siegerin Gina LUECKENKEMPER (Lückenkemper)(SCC Berlin) Aktion, 100m Finale der Frauen, am 08.07.2023 Deutsche Leichtathl

Die Fragen bleiben

Köln, 12. Dezember

Liebe Leserinnen und Leser,
ein denkwürdiges Leichtathletik-Jahr geht zu Ende. 2023 bot einmal mehr großartige Wettkämpfe, reichlich Emotionen, begeisternde Persönlichkeiten, Sportler, die an ihre Grenzen gingen – und darüber hinweg. Aber eben aus deutscher Sicht auch einen neuen Tiefpunkt. Das historische WM-Debakel des DLV-Teams wird auch über den Jahreswechsel hinaus Thema bleiben, vor allem aber muss sich weiterhin mit der Frage beschäftigt werden, wie es der Verband und seine Athleten schaffen, den Anschluss an die Weltspitze wieder herzustellen. Es wurde im zurückliegenden Herbst mal mehr, mal weniger viel gesprochen, Konsequenzen vollzogen, deren Wirkungen oft genug in Frage gestellt wurden. Wo also ansetzen? Dem Thema Athletenförderung darf sicherlich eine besondere Bedeutung zugetragen werden, ebenso wie dem Umstand, dass viele durchaus talentierte Nachwuchsathleten bereits vor dem Übergang in den Aktivenbereich verloren werden. Es ist der Punkt, Kadernormen zu nennen: Darf es wirklich sein, dass Athleten wie Marathonläufer Hendrik Pfeiffer eine WM-Teilnahme absagen mussten, weil sonst die Gefahr bestanden hätte, aus dem Leistungskader zu fliegen? Und was sind die Gründe für eine solche Verletzungsmisere, wie sie die DLV-Mannschaft zuletzt erlebte? Die Baustellen sind groß, vor einem Jahr, das mit der EM und Olympia in Paris mit zwei echten Highlights auffährt. 2024 wäre ein guter Zeitpunkt, endlich wirksame Veränderungen einzuläuten.
Abschließend möchte ich mich nun aber für Ihr auch in diesem Jahr uns entgegengebrachtes Interesse an der Leichtathletik bedanken. Wir freuen uns bereits jetzt darauf, gemeinsam mit Ihnen in die kommende Saison zu starten!

Alexander Dierke

 

World Athletics Championships Budapest 23; Hungary, 19.08.2023 Sophie Weissenberg (GER) prepares for the 200 m of the wo

Legitime Diskussion

Köln, 28. November

Liebe Leserinnen und Leser,
der 16. November war ein Tag, welchem wohl ein Großteil der deutschen Sportwelt entgegengefiebert hat. Nicht etwa, weil an diesem Tag irgendein großer sportlicher Wettkampf auf dem Programm gestanden hätte, sondern weil an diesem Donnerstag im Spätherbst in Berlin durchaus richtungsweisende Entscheidungen zur Spitzensportförderung in Deutschland getroffen wurden. Mit einem positiven Ausgang für den deutschen Sport. Denn entgegen ursprünglich durch den Bund geplanter Mittelkürzungen von 303 Millionen auf 276 Millionen Euro wird der Spitzensport auch im Olympia-Jahr 2024 die zuletzt übliche finanzielle Unterstützung erfahren. Für die Leichtathletik bedeutet das für die Highlight-Saison mit EM und Olympischen Spielen einen Zuschuss von rund 10,5 Millionen Euro. Bei gut 100 Millionen Euro, welche in die olympischen Sportarten fließen, eine weiterhin stolze Summe, wenngleich der Deutsche Leichtathletik-Verband im Nachgang an die verkorkste WM in Budapest mehrfach eine deutliche Erhöhung der finanziellen Zuschüsse durch den Bund forderte. Dass die Mittel zwischenzeitlich gar vor einer Kürzung standen, kam im gesamten deutschen Sport nicht gut an. Und: Es ist gut, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages sich noch einmal umentschieden hat. Dennoch finde ich es durchaus legitim, dass Kürzungen diskutiert wurden, speziell im Falle der Leichtathletik – werden die Mittel doch vor allem eingesetzt, um im Gegenzug auch sportliche Erfolge zu erzielen. Das geht seit Jahren (im deutschen Sport) kaum auf. Geld ist aber dennoch wichtig, insbesondere an der Basis und in Sachen Infrastruktur. Aber – wie heißt es im Fußball: „Geld alleine schießt keine Tore.“ Das gilt im übertragenen Sinne auch für die Leichtathletik.

 

Alexander Dierke