Category : Allgemein

Indoor Meeting Dortmund 21 01 2018 Rebekka Ackers TSV Bayer 04 Leverkusen Indoor Meeting Dortmun

Überlebenswichtig

Köln, 24.01.2018

Zu den großen Diskussionen des vergangenen Jahres gehört eine, die weiter weg vom regionalen Leichtathletik-Alltag kaum sein könnte – es geht, vereinfacht gesagt, um die Abschaffung von Meetings. Konkret wird überlegt, wie es mit der Diamond-League-Serie weitergehen soll. Die sei zu umfangreich und außerdem, das sagte auch Ex-DLV-Präsident Clemens Prokop, erzähle sie „keine Geschichte“. Gleich mehrere Geschichten hat am vergangenen Wochenende das nach Jahren wieder aufgelegte Indoor-Meeting in Dortmund erzählt – die meisten handelten von erfolgreichen Athletinnen und Athleten aus der Region. Da startete die Ex-Dortmunderin Gina Lückenkemper und lief so schnell wie nie zuvor, da trumpfte Hürden-Ass Pamela Dutkiewicz auf (fast) fremder Strecke auf, da zeigte sich, wie viel Leichtathletik-Potenzial in Ruhrgebiet und Rheinland steckt. Das Zuschauerinteresse war laut Angaben des ausrichtenden Vereins LG Olympia Dortmund größer als erwartet, gerne würde man das Meeting erneut auflegen. Die bange Frage lautet wie so oft auf dieser Ebene: Finden sich Sponsoren?

Die Diamond League und das Indoor- Meeting in Dortmund stecken die beiden Enden der Realität der professionellen Leichtathletik-Welt ab. Die Diskussion um eine Neuausrichtung der weltweiten Serie ist wichtig. Die Diskussion um die Erhaltung, um eine mögliche Ausweitung der nationalen Meetings, ist überlebenswichtig. Dementsprechend ernsthaft muss sie auch geführt werden, meint

Daniel Becker

XXII ANOC General Assembly - Day One

Dorn im Auge

Köln, 28. November

Der russische Leichtathletik-Verband bleibt vorerst gesperrt (lesen Sie dazu Seite 3). Die Entscheidung des Weltverbandes IAAF ist richtig. Und sie könnte Auswirkungen auch weit außerhalb der Leichtathletik-Szene haben, denn das ohnehin unter Aufklärungsdruck stehende Internationale Olympische Komitee (IOC) um seinen Präsidenten Dr. Thomas Bach findet sich am 5. Dezember zusammen, um darüber zu entscheiden, ob russische Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang starten dürfen.

Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro war das IOC nicht dem Beispiel des Welt-Leichtathletik-Verbandes gefolgt und hatte den Start russischer Athleten grundsätzlich erlaubt. Seitdem sind wieder einige Details ans Licht gekommen, manche sind positiv – laut Russland-Task-Force-Chef Rune Andersen gibt es einige Fortschritte beim nationalen Verband –, andere zeigen, dass man noch lange nicht von flächendeckender Doping-Bekämpfung sprechen kann.

Die Entscheidung des Weltverbandes ist auf jeden Fall ein weiterer Beleg dafür, dass sich sein Präsident Sebastian Coe sehr gut damit abgefunden hat, keinen Sitz im IOC zu haben. Mehr und mehr scheint er seine Entscheidungsfreiheit zu genießen. Für die Leichtathletik ist das ein Glücksfall, dem IOC dürfte es spätestens jetzt ein Dorn im Auge sein, meint

Daniel Becker

19 02 2016 Bietigheim DHB Pressekonferenz Oberbürgermeister Jürgen Kessing

Eigenes Feld finden

Köln, 21.11.2017

Kaum eine andere Sportart lebt so sehr von ihren Traditionen wie die Leichtath­letik. Viele eingefleischte Fans reizt ge­nau das, andere wiederum sehen dies als Grund dafür, dass es – in Sachen öffent­licher Wahrnehmung – mit der Leicht­athletik bergab geht.

Da sich IAAF­-Präsident Sebastian Coe große Mühe gibt, seine Sportart einmal komplett auf den Kopf zu stellen, und da auch die Vertreter von nationalen Verbän­den – darunter auch die des DLV – mun­ter in das Spiel um die Neuausrichtung der Leichtathletik eingestiegen sind, ist sicher, dass die Diskussionen um neue Formate Athleten, Fans und Funktionäre noch lange beschäftigen werden.

Für den neuen DLV­Präsidenten Jürgen Kessing liegt darin eine große Chance. Er übernimmt das Zepter des Verbandes in einer Zeit, in der man sich weltweit im Sport neu orientiert, sich nach den Bedürf­ nissen der Fans zu richten versucht, um sie in die Stadien und vor die TV­Bildschirme zu bekommen. Es ist genau das Feld, in dem sich Kessing profilieren kann. Dem Anti­-Doping­-Kampf wird er wohl kaum seinen eigenen Stempel aufdrücken können, dort kann er nur den Weg weitergehen, den ihm sein Vorgänger Prokop geebnet hat. In Erinnerung bleiben kann Kessing, wenn er Impulse gibt, die Leichtathletik gerade so weit zu verändern, dass Traditionalis­ten sich nicht abwenden, sich gleichzeitig aber neue Menschen für die olympische Kernsportart begeistern können. Das ist keine leichte Aufgabe – aber eine, die er unbedingt angehen muss, meint

Daniel Becker

XXII ANOC General Assembly - Previews

Kein alter Hut

Köln, 7. November

Da ist es also, das erste Ausrufezeichen von IAAF-Präsident Sebastian Coe. Immer wieder hatte er in den vergangenen Wochen und Monaten davon gesprochen, die Leichtathletik von Grund auf revolutionieren zu wollen. Nun hat er den ersten Schritt getan: Ab 2018 gibt es – wieder – eine IAAF-Weltrangliste.

Schon zu Beginn der 2000er Jahre hatte es den Versuch gegeben, eine Rangliste, die in ihrer Art der Berechnung dem Tennis ähnelte, zu installieren. Doch so recht interessierte das niemanden, schnell geriet die Weltrangliste in Vergessenheit. Kein Wunder also, dass der Weltverband in seiner aktuellen Meldung nicht an das gescheiterte Experiment von damals erinnert. „Man kann nicht einfach so ein neues Wimbledon schaffen“, hatte Ex- Zehnkämpfer Frank Busemann in unserer letzten Ausgabe gesagt und sich damit gegen eine Neu-Organisation des Zehnkampfes ausgesprochen. Sein Ausspruch passt gut auch zur bislang verkorksten Geschichte der Weltrangliste, doch ob sie auch auf den neuen Ansatz passt, bleibt abzuwarten. Denn es gibt einen großen Unterschied zu damals, was die Liste zu mehr macht als einem alten Hut: Die Platzierung in der Weltrangliste soll nun ausschlaggebend für eine Teilnahme bei den Großereignissen WM und Olympia sein. Ob und wie viel Mitspracherecht nationale Verbände bekommen werden, ist noch nicht bekannt. Sicher ist aber: Präsident Coe zieht sein Ding durch, und es wird spannend sein zu beobachten, was da noch so kommt, meint

Daniel Becker

Dr Clemens Prokop Präsident Deutscher Leichtathletikverband DLV 64 Deutsche Hallenmeisterschaft

Gemeinsame Stimme

Köln, 24. Oktober

„In manchen Sportarten sind Athleten dann doch eher Einzelkämpfer, hier haben wir einfach eine andere Situation als beim klassischen Arbeitnehmer in einer Gewerk­schaft, in der viele Menschen gleich gela­gerte Interessen haben“. Das sagte Clemens Prokop mit Blick auf „Athleten Deutsch­land e.V.“, den Verein, dessen Gründung er insgesamt zwar mit „großer Sympathie“ verfolgt habe, bei dem er aber nicht sicher sei,ob seine „Intentionen“, so Prokop, auch umgesetzt werden können.

Prokop hat recht mit der Annahme, dass die Interessenlagen bei Sportlern sehr unter­ schiedlich sind. Und es stimmt sicher auch, dass sich nicht so viele Athleten sportpoli­tisch interessieren und engagieren, wie es wünschenswert wäre.

Doch es werden immer mehr. Und es spricht einiges dafür, dass gerade die Ins­titution, die sich über den unabhängigen Athletenverein ganz und gar nicht zu freu­en scheint, daran großen Anteil hat: der Deutsche Olympische Sportbund. Denn eins wird immer deutlicher: Die Gründung von „Athleten Deutschland“ muss im Kon­text der vom DOSB mangelhaft durchdach­ten Spitzensportreform gesehen werden. Wegen der intransparenten Informationspolitik sehen sich immer mehr Athleten ge­zwungen, sich mit sportpolitischen Themen auseinanderzusetzen. Auch knapp ein Jahr nach der Verabschiedung der Reform blei­ben viele Fragen offen. Die (Leicht­)Athle­ten sind da schon einen Schritt weiter. Sie sprechen schon mit einer Stimme.

Daniel Becker

Olympics & Paralympics Team Germany - Rio 2016 Medal Party

Großer Schritt

Köln, 17. Oktober

Weit über 600.000 Vereine gibt es in Deutschland – statistisch gesehen ist jeder Deutsche Mitglied in mindestens einem Verein. Am Sonntag ist nun also ein weiterer hinzugekommen. Und der dürfte noch für Aufsehen sorgen. „Athleten Deutschland“ e.V. nennt sich der neu gegründete Club. Wer Mitglied werden will, muss Athletenvertreter eines der etwa 60 deutschen Sportverbände sein.

Die Gründung war ein erster, großer, Schritt in Richtung Selbstverantwortung der Sportler. Hürden gibt es aber noch: Die Finanzierung durch den Bund muss noch endgültig geklärt werden, der DOSB hat Angst, dass ihm Gelder, die direkt an den Verein fließen, am Ende selber fehlen. Überhaupt macht sich beim Dachverband scheinbar das Gefühl breit, so ein wenig die Kontrolle verloren zu haben. „Die Athleten stehen im Mittelpunkt“, betonen DOSBler sonst wann immer möglich. Nun, da die Sportler sich emanzipieren, heißt es: Wozu das Ganze? Dabei haben die Athleten so deutlich wie nur möglich erklärt, dass sie sich – in großer Anzahl – nicht gehört, in vielen Punkten schlecht repräsentiert fühlen.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der Vorstandsvorsitzende Michael Vesper erklärten, für sie bleibe weiter die DOSB-Athletenkommission der Ansprechpartner. Klingt stark nach Verweigerung, ist in Wahrheit aber ein Zeichen dafür, dass den Sportlern ein echter Coup gelungen ist, meint

Daniel Becker

2017 EPL Premier League Chelsea v Arsenal Sep 17th

Wind aus den Segeln

Köln, 11. Oktober

IAAF-Präsident Sebastian Coe kommt so richtig ins Rollen (lesen Sie dazu das Titelthema auf den Seiten 4 und 5). Aktuell hat man den Eindruck, der Unterschied zwischen ihm und seinem Vorgänger Lamine Diack könne nicht größer sein. Coe bringt eine Leichtathletik-Reform nach der anderen ins Gespräch, während Diack in Sachen Olympiavergabe nach Rio mal wieder unter Beschuss steht (Seite 3).

Leichtathletik-Fans, die ihren Lieblingssport für die Zukunft rüsten wollen, jubeln über die Fülle von Ansätzen, die der IAAF-Präsident zur Diskussion stellt. Traditionalisten hingegen können nicht anders und schlagen verzweifelt die Hände überm Kopf zusammen.

Letzteren sei aber ein Tipp mit auf den Weg gegeben: Sie halten das Heft das Handelns selbst in der Hand! Starten Sie eine Petition, die Coe endlich einen Sitz im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) verschafft. Die Unterstützung vieler nationaler Leichtathletikverbände – auch des DLV – dürfte Ihnen dabei sicher sein.

Sollten Sie damit Erfolg haben, gehören die meisten Reformideen wahrscheinlich schnell der Vergangenheit an. Denn beim IOC weiß man, wie man auch dem agilsten Verbandspräsidenten den Wind aus den Segeln nimmt, meint

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Mehr davon, bitte!

Genau so ein Ereignis, mit einem solch

spannenden Rennverlauf hat der Leichtathletikwelt

gegen Abschluss der Freiluftsaison

gutgetan. Der Marathon in

Berlin war pure Werbung für den Sport,

insbesondere natürlich für den Marathonlauf.

Die Athleten hatten aufgrund der extremen

Bedingungen hart zu kämpfen. Und

das taten sie auch. Die Berliner und zahlreiche

Touristen unterstützten die

Sportler trotz Dauerniesel . Dies spricht

für eine enorm hohe Akzeptanz innerhalb

der Stadt. Die Menschen zu Hause

an den Fernsehbildschirmen konnten

das Drama live verfolgen. Sie nahmen

teil am Kampf um den Weltrekord, dem

Abtasten Adolas und Kipchoges und

dem Leiden des Philipp Pflieger. Und sie

erlebten sämtliche Facetten des Marathonlaufes,

das, was diesen Sport so faszinierend

macht.

Dass gleich zwei TV Sender an diesem

Tag zumindest die Favoriten live ins

Ziel begleiteten, ist in Zeiten, in denen

die Leichtathletik fernsehmäßig ins Nirvana

driftet, sicherlich ein Lichtblick.

Ein solches Rennen bewirkt zudem eine

höhere Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung

der ausführenden Städte. Denn

diese ist nötig, um einen Tag nahezu

Komplettstilllegung der wichtigsten

Verkehrspunkte mit Applaus zu begleiten,

meint

Ralf Kerkeling