Category : Allgemein

Chicago Marathon

Rekord und Rückkehr

Köln, 10. Oktober

Liebe Leserinnen und Leser,
was war das für ein packender Marathon in Chicago. Nachdem vor zwei Wochen bei den Frauen Tigst Assefa ein neuer Weltrekord gelang, tat es ihr Kelvin Kiptum in der US-Metropole nun gleich. Der Kenianer ist der erste Mensch, der die Marke von 2:01 Stunden unterbieten konnte – und sorgt mit seiner Bestmarke für reichlich Gesprächsstoff. Zum einen ob seiner Fabelzeit, aber zum anderen auch, weil eben solche Resultate die Frage aufkommen lassen, inwiefern ein Sportler solche Ergebnisse tatsächlich (ohne Hilfsmittel) erzielen kann.
Unverändert ist das Ziel des deutschen Mittel- und Langstrecken-Asses Konstanze Klosterhalfen, endlich wieder mit voller Fitness auf die Laufbahn zurück zu kehren. Seit Anfang des Jahres plagt „Koko“ eine Fußverletzung, welche sie den Großteil der zurückliegenden Saison zum Zuschauen verdammte. Im Rahmen eines Events ihres Ausrüsters konnte ich mit ihr beim Köln Marathon über ihren langwierigen Weg zurück sprechen und dabei vor allem eines feststellen: Die positive Ausstrahlung hat Klosterhalfen nicht verloren, auch wenn sie ihrer großen Leidenschaft im Moment nicht nachgehen kann. Nichts überstürzen mit einem möglichen Comeback lautet ihre Devise. Und das ist auch gut so, schließlich stehen auch für sie mit der EM und den Olympischen Spiele im kommenden Jahr zwei große Highlights an. Und wo, wenn nicht dort, würden wir alle sie am liebsten wieder jubeln sehen.

Alexander Dierke

 

Leichtathletik - Medientag vor den Weltmeisterschaften

Ein erster Schritt

Köln, 26. September

Liebe Leserinnen und Leser,
vier Wochen lang war es äußert still um den DLV, zumindest, was die Kommunikation des Verbandes selbst anbelangte. In der Öffentlichkeit hingegen begann eine breite Diskussion über die Ursachen des schwächsten deutschen WM-Abschneidens der Historie und notwendige Konsequenzen. Am vergangenen Wochenende dann versammelte sich der DLV zu seiner ersten Jahresklausur — mit weitreichenden Folgen: Chef-Bundestrainerin Annett Stein hat ihr Amt nicht mehr länger inne, Dr. Jörg Bügner künftig stattdessen mehr Einfluss. Das ist ein erster unumgänglicher Schritt, wenngleich nicht ohne Risiko, ist der Sportdirektor doch erst seit Anfang des Jahres im Amt, kommt ursprünglich nicht aus der Leichtathletik und betonte zuletzt selbst, er habe noch längst nicht alle notwendigen Einblicke in die Strukturen seines Arbeitgebers.
Und: Ausreichen tun diese Konsequenzen alleine nicht. Denn die Übermacht beim DLV heißt Idriss Gonschinska – der Vorstandsvorsitzende beorderte Stein 2019 zur Cheftrainerin. Ein Posten, dem sie nicht gewachsen war, viel mehr kann ihre Verpflichtung als ein Sinnbild des Untergangs angesehen werden. Über die Hintergründe der damaligen Entscheidung darf durchaus spekuliert werden, die nun abermals notwendigen strukturellen Veränderungen stellen aber auch Gonschinskas Kompetenzen endgültig in Frage. Denn er ist derjenige, der die deutsche Leichtathletik in den vergangenen Jahren geprägt hat, die Entwicklungen im Leistungssport hat in erster Linie er zu verantworten. Für einen kompletten Neuanfang sollte deshalb auch seine Position dringend überdacht werden. Es braucht zeitnah klare Aussagen. Apropos Kommunikation: Die getroffen Maßnahmen findet man auf der Verbandswebsite nur „versteckt“ in einer News-Sektion. Das kann jeder für sich selbst interpretieren.

Alexander Dierke

 

230819 Sophie Weissenberg of Germany celebrates after competing in women™s 200 meters heptathlon during day 1 of the 202

Sympathisch & erfolgreich

Köln, 19. September

Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem Finale der Diamond League ist auch das letzte große Meeting des Freiluft-Jahres 2023 absolviert, für die Athleten steht nach einer langen Saison nun vor allem eines auf dem Programm: Urlaub. In Eugene aber boten die Protagonisten beim Showdown noch einmal reichlich Spektakel. Zahlreiche Weltmeister untermauerten ihre in Budapest gewonnene Titulierung, wobei zwei Athleten besonders herausstachen: Gudaf Tsegay und Armand Duplantis glänzten mit zwei Weltrekorden. Für den schwedischen Stabhochsprung-Künstler „Mondo“ ging mit übersprungenen 6,23 Metern de facto auch noch das letzte große Saison-Ziel in Erfüllung. Nach einer wohlverdienten Pause wird für ihn – wie die übrigen Athleten – bereits in wenigen Wochen die Vorbereitung auf das Highlight des nächsten Jahres beginnen: die Olympischen Spiele in Paris.
Den Traum einer dortigen Teilnahme verfolgt auch Sophie Weißenberg. Die Siebenkämpferin war eine der absoluten deutschen Lichtblicke bei der WM und konnte nach schwierigen Jahren endlich ihre ersten vollständigen internationalen Titelkämpfe bestreiten. Den Spaß konnte man der Leverkusener Athletin an beiden Mehrkampf-Tagen ansehen, mit neuer PB von 6.438 Punkten wurde sie starke Siebte und bewies eindrucksvoll, dass sie in Zukunft um die Medaillen mitkämpfen kann. Entsprechend groß war meine Freude, mit der sympathischen Athletin im exklusiven Leichtathletik-Interview zu sprechen, sind es doch Sportlerinnen und Sportler wie sie, welche der deutschen Leichtathletik äußerst gut zu Gesicht stehen. Dass sich im deutschen System nach dem WM-Debakel dringend etwas ändern muss, merkt auch Weißenberg an. Drastisch hingegen bewertet Ex-Bundestrainer Jürgen Mallow die derzeitig Situation des DLV – seine knallharte Analyse lesen Sie ebenfalls in der dieswöchigen Leichtathletik-Ausgabe.

Alexander Dierke

 

Gina LUECKENKEMPER (SCC Berlin, GERMANY), 100m Women, 100m Frauen HUN, Leichtathletik, Athletics, World Athletics Champi

System hinterfragen

Köln, 5. September

Liebe Leserinnen und Leser,
ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber auch mit über einer Woche Abstand zu den Weltmeisterschaften sind diese für mich noch immer das beherrschende Thema. Schlicht zu groß war die Enttäuschung über das Abschneiden des DLV-Teams in Budapest, zu groß der Schmerz, der einen jeden, der es mit der deutschen Leichtathletik hält, überkommen hat. Gepaart mit der bitteren Erkenntnis, dass Deutschland im Vergleich mit der Weltelite tatsächlich nicht mehr konkurrenzfähig ist. Und diese Tatsache wird allen voran den DLV-Athleten besonders zusetzen, jenen Sportlern, die in Ungarn zum Teil über sich hinausgewachsen sind — im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Denn für die Ursachen dieses historischen Debakels sind in erster Linie andere verantwortlich. Das deutsche Leichtathletik-System scheint beschädigt, fehlerhaft. Offenbart Schwächen, die sich über die Jahre entwickelt haben. Droht der einstigen Medaillennation Deutschland gar der Absturz in die Bedeutungslosigkeit? Und an welchen Stellschrauben muss zwingend gedreht werden? Mit diesen Fragen haben wir uns in den Tagen seit der WM beschäftigt, mit den Meinungen und der Kritik der Experten. Gesprochen haben wir auch mit einem, der die Geschehnisse im Nemzeti Atlétikai Központ bestens einordnen kann: Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann war die gesamten neun Wettkampftage als TV- Experte vor Ort und hat erlebt, wie sich etwa die Förderung, welche Leo Neugebauer in den USA erhält, in Budapest positiv bemerkbar gemacht hat. Auch ohne Medaille. Die Gesellschaft muss ihr Verständnis von Leistung jedenfalls grundsätzlich hinterfragen, meint Busemann, und stößt eine Diskussion an, welche über die Leichtathletik hinaus zu führen ist.

Alexander Dierke

 

World Athletics Championships Budapest 23; Hungary, 21.08.2023 Budapest, Hungary - August 21: Gina LUECKENKEMPER of GERM

Historisches Desaster

Köln, 29. August

Liebe Leserinnen und Leser,
nun stehen sie also in den Büchern, die Weltmeisterschaften in Budapest. Mit den globalen Titelkämpfen, nur ein Jahr nach der WM in Eugene, waren großen Hoffnungen verbunden. Hoffnungen darauf, dass es für das DLV-Team besser laufen würde als im Vorjahr. Wobei, das ist natürlich nur die halbe Wahrheit: Ein besseres deutsches Abschneiden als 2022 in den USA war nicht wirklich zu erwarten – zu sehr beherrschten Verletzungssorgen die Equipe des nationalen Verbandes, zu groß war bereits im Vorfeld die Erkenntnis, dass die deutschen Athleten gegen die Weltelite (meist) nur noch hinterherlaufen. Hinterherwerfen. Hinterherspringen. Doch es kam noch schlimmer. Null Medaillen. Der Salto Nullo. Die deutsche Leichtathletik hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ein historisches Desaster, das so nicht einfach hingenommen werden darf. Die einstige Leichtathletik-Nation Deutschland, sie besteht gegen die Weltkonkurrenz nicht mehr. Dieses Bild darf auch nicht durch die zahlreichen Ausfälle oder manch starke Einzelleistung geschönt werden.
Die Ursachen dafür sind unterschiedlich wie vielschichtig. Aber: Das Ziel einer Rückkehr unter die Top Fünf der Nationenwertung bis 2028 scheint nach dieser WM endgültig realitätsfern. Begrenzte Fördermöglichkeiten, fehlende Lukrativität der Sportart sowie Trainingsmöglichkeiten, die etwa mit denen in den USA nicht mithalten können – es ist lediglich ein Teil der Probleme, denen sich nicht nur Leichtathletik- Deutschland, sondern ein Großteil der nationalen Sportwelt derzeit ausgesetzt sieht. Man muss an der Basis ansetzen, und der DLV muss sich von Grund auf hinterfragen. Das gilt auch für die Leistungsbewertungsgrenze, welche immer weiter nach unten zu rücken scheint.

Alexander Dierke

 

230820 Noah Lyles of USA celebrates after winning men™s 100 meter final during day 2 of the 2023 World Athletics Champio

Überraschungen erwünscht

Köln, 22. August

Liebe Leserinnen und Leser,
die WM ist in vollem Gange und lieferte an den ersten drei Wettkampftagen bereits so manche hochkarätige Entscheidungen. Pünktlich vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand am Montagabend noch das heiß erwartete 100-Meter-Finale der Frauen an. Bereits zuvor waren die Augen aus deutscher Sicht im Halbfinale auf Gina Lückenkemper gerichtet, groß war ihr Traum vom ersten WM-Finale. Ein Unterfangen, welches mit einer Zeit von 11,18 Sekunden nicht aufgehen sollte. Durchaus schade, besaß die Berlinerin ob ihrer bislang starken Saison im Vorfeld die Chance dazu. Im Finale sorgte dann wiederum die US-Amerikanerin Sha’Carri Richardson mit einer fulminanten Leistung (10,65 s) für einen überraschenden Sieg. Es war bereits die fünfte Goldmedaille für die USA bei der noch jungen WM, beeindruckend waren zuvor etwa auch die Leistungen von Sprinter Noah Lyles und Kugelstoßer Ryan Crouser. Es ist abermals ein starkes Bild, welches das Standing der Vereinigten Staaten in der Weltelite untermauert, die bereits in Eugene das medaillenstärkste Team gestellt hatten.
Die deutsche Equipe steht hingegen bislang noch ohne Edelmetall da. Sicher, das war irgendwo zu erwarten, und doch hofft man auf die ein oder andere Überraschung. Lichtblicke lieferten vor allem aber Geher Christopher Linke und Siebenkämpferin Sophie Weißenberg. Ganz unabhängig davon gilt das übrigens gauch für die Stimmung vor Ort: Ausverkaufte Ränge in Budapest sorgen für ein würdiges Bild.
Das DLV-Team muss indes nun liefern, sonst droht tatsächlich die zweite enttäuschende WM in Folge. Aber wer weiß, vielleicht haben – wenn Sie die neue Leichtathletik-Ausgabe in den Händen halten – die Diskuswerferinnen und Hochspringer Tobias Potye ja für erstes deutsches Edelmetall gesorgt. Ich würde es mir wünschen.

Alexander Dierke

 

European Championships Munich 2022, Europa Leichtathletikmeisterschaften München 2022, 12.08-21.08.2022, Olympiastadion

Letzter Feinschliff

Köln, 15. August

Liebe Leserinnen und Leser,
es ist soweit: Die Weltmeisterschaften in Budapest stehen unmittelbar bevor. Ab dem 19. August kämpfen die besten Athleten in der ungarischen Hauptstadt neun Tage lang um Edelmetall, ums Prestige und um die Erfüllung persönlicher Träume. Das gilt für unsere DLV-Athleten wie auch die internationalen Top-Stars. So eine WM bedeutet aber im Vorfeld auch immer Arbeit – für uns Journalisten und allen voran für die Athleten. Wir für unseren Teil haben in den vergangenen Tagen intensiv an dieser Vorschau-Ausgabe gearbeitet, auf insgesamt 13 Seiten versorgen wir Sie mit allen wichtigen Infos, die im Vorfeld der globalen Titelkämpfe wissenswert sind. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich besagte Sportler, für die es in den vergangenen Tagen galt, sich noch einmal intensiv auf die anstehenden Wettkämpfe vorzubereiten. Der DLV hat im Rahmen dessen sein Pre-Camp abermals in Erding aufgeschlagen, unter optimalen Bedingungen soll dort der letzte Feinschliff gelingen. Schließlich sind die Erwartungen der Öffentlichkeit nach der enttäuschenden WM im Vorjahr hoch, die Ausgangslage ist nicht zuletzt aufgrund der hohen Anzahl verletzter Athleten gedämpft. Chef-Bundestrainerin Annett Stein blickt den Meisterschaften dennoch optimistisch entgegen und ist mit ihren gewonnenen Trainingseindrücken zufrieden, wie sie uns im exklusiven Interview verraten hat.
Bleibt abschließend noch zu sagen, dass ich mich freue, dass wir in Person meines Kollegen Ewald Walker auch in diesem Jahr bei der WM wieder persönlich vor Ort vertreten sein werden. Aber jetzt ist die Vorfreude erstmal groß, dass es endlich los geht!

Alexander Dierke

 

Siegerin Gina LUECKENKEMPER (Lückenkemper)(SCC Berlin) Aktion, 100m Finale der Frauen, am 08.07.2023 Deutsche Leichtathl

Fragen über Fragen

Köln, 8. August

Liebe Leserinnen und Leser,
das deutsche Aufgebot für die Weltmeisterschaften in Budapest steht: 75 Athletinnen und Athleten gehören dem endgültigen Team an, welches der DLV am Montagnachmittag bekanntgegeben hat. Aus diesem herausstechen tun natürlich jene Lückenkempers und Kauls, die bereits im Nachgang der Deutschen Meisterschaften nominiert wurden. Doch, da geht es Ihnen sicherlich ähnlich wie mir und der gesamten Leichtathletik-Redaktion, der 7. August war ein Tag, dem man seit Wochen entgegengefiebert hat. Denn es gab durchaus noch so manche Fragezeichen, was die letzten Berufungen anbelangte: Wie würde die Situation bei Langstrecklerin Konstanze Klosterhalfen aussehen? Welche Newcomer würden ihr Flugticket für die am 19. August beginnenden Titelkämpfe buchen können? Die Antworten auf diese Fragen hat der Verband nun geliefert – „Koko“ ist bei der WM dabei, ebenso wie etwa Stabhochspringer Gillian Ladwig und Hindernisläuferin Olivia Gürth. Aber, und das ist natürlich längst kein Geheimnis mehr, es fehlen verletzungsbedingt auch zahlreiche Top-Athleten in der deutschen WM-Mannschaft. Ungefähr 20 Sportler umfasst dieses Lazarett, schmerzlich vermisst wird allen voran Weitsprung-Queen Malaika Mihambo. Das wirft bei mir tiefergehende Fragen auf: Was sind die Gründe für die zahlreichen Ausfälle, sind die Athleten womöglich überlastet, werden falsche Trainingsmethoden angewandt? Eine Materie, mit der sich in den nächsten Wochen einmal beschäftigt werden sollte. Besonders, falls die schwarz-rot-goldenen-Fahnen in Budapest ein weiteres Mal in der Versenkung verschwunden bleiben.
Blicken wir abschließend noch mal kurz auf einen WM-Hoffnungsträger: Speerwerfer Julian Weber. Was die Gründe dafür sind, dass es bei ihm derzeit so gut läuft, lesen Sie in unserem exklusiven Interview.

Alexander Dierke

 

Team Europameisterschaften 2023

Persönliche Einblicke

Köln, 1. August

Liebe Leserinnen und Leser,
wie tickt eigentlich eine der größten derzeitigen Medaillenhoffnungen im DLV-Team? Und wie am besten umgehen mit dem dementsprechend geäußerten Erwartungsdruck der Öffentlichkeit? Fragen, die mich persönlich bei einer deutschen Athletin aktuell ganz besonders interessiert haben: Kristin Pudenz. Die Athletin des SC Potsdam besticht nicht nur mit ihrer Weltklasse im Diskuswurf, sondern darüber hinaus auch mit ihrer sympathischen Art abseits des Sports. Im exklusiven Interview hat uns die 30-Jährige Einblicke in ihren Entwicklungsprozess als Spitzensportlerin gewährt und scheint für die Titelkämpfe in Budapest mehr als gewachsen. Nicht nur hat Pudenz in der Aufarbeitung ihrer enttäuschenden Final-Platzierung (Rang elf) im vergangenen Jahr in Eugene gelernt, mit Niederlagen umzugehen, sondern diese vielmehr ins Positive umzumünzen. In dieser Saison könnten die Vorzeichen für eine Medaille bei der fünfmaligen Deutschen Meisterin kaum besser sein. Das gilt bekanntlich leider derzeit für die meisten deutschen Disziplinen nicht, vor allem die Attraktivität der Leichtathletik müsse für junge Athleten wieder gesteigert werden, teilt Pudenz auch dazu ihre Gedanken.
In Budapest wird sich in knapp zweieinhalb Wochen mit aller Deutlichkeit zeigen, wo die deutschen Athleten derzeit tatsachlich stehen. Der Oualifikationszeitraum dafür endete am 30. Juli, in den kommenden Tagen wird der DLV die letzten WM-Fahrer nominieren Dahei sein werden dann neben Pudenz auch Diskus-Kollegin Claudine Vita und Stabhochspringer Oleg Zernikel – beide sicherten sich das begehrte Ticket mit ihren Auftritten bei den True Athletes Classics in Leverkusen.

Alexander Dierke

 

08.07.2023 xkhx Kassel Auestadion Hessischer Leichtathletik-Verband Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 2023 200 m F

Turbulente Wochen

Köln, 25. Juli

Liebe Leserinnen und Leser,
die Deutschen Meisterschaften stehen in den Büchern. Zwei Wochen sind seit den Titelkämpfen in Kassel bereits vergangen, die Zeit bis zur WM scheint – so kommt es zumindest mir vor – regelrecht zu verfliegen. Eine Zeit, die zum einen gefüllt ist mit der Vorfreude auf das Saison-Highlight in Budapest, aber zum anderen auch dazu verpflichtet, sich einmal kritisch mit der aktuellen Lage in der deutschen Leichtathletik auseinanderzusetzen. Eine der Grundlagen für eine ebensolche Bestands- aufnahme bot das Abschneiden der Athleten bei den „Finals“. Die Erkenntnis: Die Leistungen der meisten deutschen Athleten sind im Vergleich mit der Weltelite nicht ausreichend. Und damit nicht genug: Die Verletzung von Malaika Mihambo stellte sich mit einem Muskelfaserriss doch als schwerwiegender heraus – für das Weitsprung-Ass ist die WM-Saison damit gelaufen. Eine Hiobsbotschaft für sie selbst sowie die gesamte deutsche Leichtathletik. Die Athletin, die es in den letzten Jahren als Titelgarantin so oft für den DLV gerichtet hat, kann eben das dieses Mal nicht tun. Bitter, wenn man zudem notieren muss, dass nach Lisa Mayer nun auch Alexandra Burghardt die WM verletzungsbedingt absagen musste – eine Wiederholung der bronzenen Staffel-Medaille der Frauen aus Eugene scheint somit ebenfalls ausgeschlossen. Es ist kein überhartes Urteil, wenn man prophezeit, dass sich das historisch schlechte Abschneiden aus dem Vorjahr in Budapest in ähnlicher Form wiederholen könnte. Dem muss sich auch der DLV bewusst werden. Aber alles ist natürlich auch nicht schlecht: Kristin Pudenz, Julian Weber, Niklas Kaul und Leo Neugebauer besitzen das Potenzial, uns alle doch positiv zu überraschen.

Alexander Dierke