Category : Allgemein

PUMA Fast Arms, Fast Legs; Wetzlar, 11.06.2022 Gina Lueckenkemper (SCC Berlin) glaentzt im Vorlauf mit einer 11,07; PUM

Nachhaltige Leichtathletik

Köln, 14. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,
wie sorgt man dafür, dass etwas Nachhaltiges entsteht? Mein Kollege Ewald Walker hat sich in Verbindung mit der Schweizer Leichtathletik mit genau ­dieser Frage auseinandergesetzt und vor allem eine Antwort bekommen: Die Europameisterschaften 2014 waren die Initialzündung dafür, dass es bei den Eidgenossen derzeit so gut läuft. Ein Land, das vereinzelt immer mal wieder gute Leistungen vorweisen kann und dessen sportliche Infrastruktur eigentlich nicht mit der deutschen konkurrieren kann, zeigt, wie es geht.

Plötzlich sind es keine einzelnen Erfolge mehr, sondern ein Kollektiv aus Athleten wie Ajla Del Ponte, Mujinga Kambundji oder Simon Ehammer. Sie sind der Beweis, dass Erfolg nicht von heute auf morgen geschieht. Und doch, so mein Gefühl, passiert auch hierzulande etwas. Während stets der POTUS-Geist über dem Deutschen Leichtathletik-Verband schwebt, versucht man sich von den Erwartungen zu lösen. Doch im Vergleich zur Schweiz fehlt (noch) der Nacheffekt von Europameisterschaften hierzulande.

Aber es tut sich was. Auch wir haben national viele grandiose Athletinnen und Athleten, die ihr Potenzial aber nicht dauerhaft abrufen. Die Ausnahmen und Medaillenlieferanten sind bekannt. Jetzt kommt vielleicht eine hinzu, an die ich ohnehin immer geglaubt habe: Gina Lückenkemper. Sie hat immer bewiesen, dass sie das Mindset einer absoluten ­Spitzensportlerin besitzt – selbst als die guten Leistungen ausblieben. Nun scheint sich das Training in Florida zu rentieren und eine Zeit von unter elf Sekunden machbar. Auch hier entsteht etwas, vielleicht sehen wir es nur noch nicht dauerhaft. Ich sehe das positiv!

Jonas Giesenhagen

Hypomeeting 2022 (28.05.2022) Niklas Kaul (GER) in the shot put of the decathlon at the Hypomeeting 2022 in Goetzis, on

Blick nach vorn

Köln, 1. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,
einige können bei den letzten Wettkämpfen gute Erfolge verbuchen, andere müssen noch an alte Leistungen anknüpfen, die länger oder kürzer zurückliegen. Olympiasiegerin Malaika Mihambo ist zwar nicht kontinuierlich auf Top-Niveau mit Top-Weiten, aber doch als „dreifache“ Siegerin der Events in Birmingham, Dessau und Weinheim in ihre Weitsprungsaison gestartet. Immerhin gelang es ihr bei letzteren beiden nationalen Wettkämpfen, die Konkurrenz auch mit durchschnittlichen Weiten stets hinter sich zu bringen. Das echte Ausrufezeichen gelang ihr natürlich zuvor in Birmingham mit Jahresbestweite. Die Olympiasiegerin kann also mit dem Wissen um die eigene Stärke auf den heißen EM- und WM-Sommer blicken.

Andere hingegen brauchen noch etwas Anlauf. Nach seinem letzten Mega-Jahr trotz Olympia-Debakel arbeitet Johannes Vetter noch an körperlichen Stellschrauben und musste in Dessau passen. Und David Storl versucht, sich nach langer Verletzungspause wieder an ein für ganz oben reichendes konkur- renzfähiges Leistungsniveau heranzuarbeiten. Stabilität im Wettkampf will er erreichen.

Niklas Kaul wiederum hat in Götzis endlich wieder einen Wettkampf vollenden können – ein gutes Signal für den Weg in die Saison, das ihm gleich- zeitig die EM-Norm bescherte. Also eher ein erstes Ausrufezeichen als „nur“ ein Häkchen dahinter.
Speerwerfend meldet Andreas Hofmann ebenfalls seine sommerlichen Ansprüche an. Wie er den Weg zurück in die Erfolgs- spur weiterhin findet und welche Ziele er dieses Jahr fokussiert erfolgt, erzählt er im Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Jonas Giesenhagen

Halplus Werfertage, 21.05.2022 Halplus Hallesche Werfertage, am 21.05.2022 auf der Sportzentrum Brandberge, Halle/ Saal

München oder Eugene?

Köln, 24. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei Jahreshöhepunkte innerhalb einer Saison. Sogar innerhalb weniger Wochen.
Ein Traum für jeden Fan der Leichtathletik – aber auch für die Athleten? Spannend, wie verschieden die Rückmeldungen sind, wenn man dieser Tage mit den potenziellen Teilnehmern der Saisonhöhepunkte spricht. Vielen macht die kurze Zeitspanne rein gar nichts aus. Im Gegenteil. Sie eröffne sogar die Möglichkeit, das Leistungspensum über den gesamten Zeitraum bei einhundert Prozent halten zu können. Anderen kommen die eng gelegenen Termine jedoch gar nicht recht: zu wenig Abstand, man müsse sich darauf konzentrieren, den vollen Fokus entweder auf Eugene oder München zu legen. Leichter haben es da die Sportler, die nur für einen der beiden Höhepunkte – also im Normalfall die Europameisterschaften – planen müssen.

Auch interessant: Der Tenor bei den deutschen Athleten geht in Richtung der EM. Niemand wird bezweifeln, dass der Stellenwert von Weltmeisterschaften höher ist, doch sobald die Komponente Heimspiel hinzukommt, hat dies großen Einfluss. Viele der deutschen Athletinnen und Athleten haben die Atmosphäre bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin und/oder der Team-EM 2014 in Braunschweig erlebt und wissen genau, was in München auf sie zukäme. Eine EM-Goldmedaille vor heimischem Publikum schmeckt für einige doch süßer als Edelmetall in einem fremden Land. Gut, dass man als Zuschauer des Sports keinen Fokus setzen muss. WM in Eugene und EM in München. Den Spagat schafft man vorm heimischen TV-Gerät sehr gut. Mit einhundert Prozent, ohne Energieverlust. Es wird ein spannender Sommer!

Jonas Giesenhagen

Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften; Braunschweig, 05.06.2021 Thomas Roehler (TH/LC Jena); Deutsche Leichtathletik-

Langer Anlauf

Köln, 17. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,

die Anlauffläche hat im Speerwurf in der Regel eine Länge von 30 bis 36 Metern. Thomas Röhler zählt nicht zu den Athleten, die diese stets voll ausschöpfen. Der Anlauf zurück in die Weltspitze wird dagegen ein langer. Die noch 85 verbleibenden Tage bis zur EM wird der frühere Olympiasieger und Europameister voll ausschöpfen müssen, um in München an den Titelkämpfen teilnehmen zu können. Ich bin mir sicher: Unter uns ist niemand dabei, der dem 30-Jährigen die Rückkehr zu alter Stärke nicht gönnen würde. Nun lässt sich diskutieren, ob die Situation im Speerwurf der Männer hierzulande Fluch oder Segen für die Situation des einstigen Aushängeschildes der Sportart ist. In keinem anderen Land der Welt ist die Konkurrenzdichte so hoch.

Davon kann und wird Röhler profitieren, denn Teilnahmen an internationalen Spitzenwettkämpfen sind als Deutscher eigentlich nur mit konstanten Weiten jenseits von 85 Metern möglich. Ansonsten kommt die Konkurrenz und schnappt die offenen Plätze einfach weg. Röhlers Nachteil in diesem Weitenkampf ist die verbleibende Zeit bis zu den Jahreshöhepunkten. Bis zur absoluten Weltspitze fehlten in Doha noch rund 20 Meter. Kaum denkbar, dass diese Lücke in so kurzer Zeit komplett geschlossen werden kann. Aber wenn man es jemandem zutrauen muss, dann einem Thomas ­Röhler. Der Athletensprecher weiß, was er tut. Dank seiner Zielstrebigkeit kann er auch in einer kurzen Zeitspanne noch viele Meter aufholen. Was es jetzt braucht: Wettkampfpraxis. Gut aufgestellt ist der Speerwurf ohnehin. Das zeigten die Würfe von Andreas Hofmann, Johannes ­Vetter und Julian Weber über 85 Meter. Ich hoffe, auch Röhler kommt dort wieder hin.

Jonas Giesenhagen

Pliezhausen Leichtathletik Meeting Krumme Strecken Constantin Preis VfL Sindelfingen *** Pl

Warm-up mit Tradition

Köln, 03. Mai

Liebe Leserinnen und Leser, am Wochenende kommt es in Pliezhausen zu einem echten Doppelmeeting. Im traditionsreichen Schönbuchstadion finden das dank seiner „krummen Strecken“ weitläufig etablierte und geschätzte internationale Läufermeeting sowie die Deutschen Meisterschaften auf der Langstrecke statt. Es wird mit Hausbestmarken gerechnet, denn etliche Topathleten haben gemeldet, um sich auf den Strecken miteinander zu messen.

Eine von ihnen: Malaika Mihambo, Ausnahmeathletin und international so erfolgreich, dass sie höher hinaus eigentlich kaum steigen kann. Dennoch schafft sie es, sich immer wieder aufs neue zu motivieren, um erneut ganz oben anzugreifen. Im Interview verrät sie, wie sie diesen sportlichen Fokus mit ganz persönlichen Anliegen nicht nur verbindet, sondern sie gerade dadurch erreicht. Weniger auf Weite, mehr auf Reife kommt es ihr an. Mit Titeln im Rücken kann man das leicht sagen, könnte man meinen, doch steckt darin einfach viel Weisheit. Der kleine Schritt kommt vor dem Großen. Und natürlich beschreibt sie uns auch ihr bisheriges sportliches Jahr und gibt einen Ausblick auf den Sommer.

Der Sommer bietet gleich zwei Höhepunkte: Welt- und Europameisterschaften. Der Saisonauftakt unter freiem Himmel in Pliezhausen bildet den Auftakt zur WM- und EM-Saison. Für die Athleten heißt es, Normen zu knacken und Form zu zeigen. Möge es ihnen gelingen und ihre Leistungen uns spannend durch die Saison begleiten.

Jonas Giesenhagen

European Cross Country Championships 2021; Dublin, 12.12.2021 Alina Reh (Deutschland); European Cross Country Champions

Fokus nicht verlieren

Köln, 26. April

Liebe Leserinnen und Leser, es ist schon beeindruckend mit welcher Einstellung Alina Reh Rückschläger immer wieder hinnimmt und danach optimistisch nach vorne schaut. Ein Ermüdungsbruch 2018, im vergangenen Jahr die Knöchelverletzung am linken Fuß und nun die überstandene Herzmuskelentzuündung nach Booster-Impfung. Ein Grund zum Aufgeben? Für die 24-Jährige sicher nicht. „Die Leidenschaft und Liebe fürs Laufen ist noch da und noch immer sehr groß“, sagte sie der „Schwäbischen Zeitung“. Es mache ihr Spaß und sie sei guter Dinge. Wenn Alina Reh das sagt, glaubt man ihr. Eine tolle Einstellung zu Situationen, auf die man als Sportlerin ohnehin keinen Einfluss nehmen kann.

Dennoch schade, dass ihr Verletzungen Zeit ihrer Karriere genommen haben. Was Reh aber auszeichnet: Immer kam sie nach Rückschlägen stärker zurück auf die Bahn. Auch das ist Zeichen einer sehr positiven Einstellung. Es wäre ihr zu gönnen, dass sie nun im heimatlichen Laichingen auch wieder zu ihrer Form findet – wie schon so häufig zu vor. Dann kann es sogar mit der Heim-EM in München noch was werden. Selbst, wenn diese momentan noch in weiter Ferne erscheinen mag. Es bleibt ihr zu wünschen, dass sie verletzungsfrei bleibt!

Jonas Giesenhagen

Mehrkampf-Meeting; Ratingen, 20.06.2021 Niklas Kaul (GER / USC Mainz); Mehrkampf-Meeting am 20.06.2021 im Stadion Rating

Immer wieder spannend

Köln, 12. April

Liebe Leserinnen und Leser, wie blicken Sie auf die Europa- und Weltmeisterschaften? Sind die Medaillen in Ihren Köpfen schon vergeben? In einigen Disziplinen, so scheint es, müssten die Wettkämpfe gar nicht erst ausgetragen werden. Stichwort: Armand Duplantis. Müssen sie doch! Stichwort: Johannes Vetter. Auch die größten Favoritinnen und Favoriten können im Sport an den Dingen scheitern, die kein Experte voraussagen kann. Und so ist die mentale Ebene nicht erst seit Johannes Vetter Spielverderber sicher geglaubten Edelmetalls.

Wie gut, dass es im Sport zweite, dritte, manchmal auch vierte Chancen gibt. Olympische Spiele wird Vetter nur noch einmal, maximal zweimal erleben. Doch die Chance auf Wiedergutmachung lebt in der Leichtathletik nicht nur im Vierjahreszyklus auf. Zwei große Chancen bieten sich in diesem Jahr. Für Vetter. Für Duplantis. Für letzteren dürften, sofern der Stabhochsprung-Star hoffentlich verletzungsfrei bleibt, noch viele Möglichkeiten hinzukommen.

Zwei Favoriten in zwei Disziplinen, und dennoch können sie scheitern. Wir haben es erlebt. Manches Mal lassen sich Tendenzen ableiten, doch anderswo sieht es ganz anders aus. Oder können Sie schon heute sagen, wer in Eugene und München Sprintkönig wird, wer am weitesten und am höchsten springt?
Spannend wird es ohnehin. In den Disziplinen mit hoher Leistungsdichte an der Spitze sowieso. Aber eben nicht nur. Auch einen Duplantis oder Vetter kann es erneut treffen. Wollen wir es aus deutscher Sicht nicht hoffen, und seien wir trotzdem froh, dass genau dies unseren Sport so spannend macht. Schön, dass wir in diesem Sommer dabei sein dürfen, wenn gleich zweimal Geschichte geschrieben wird!

Jonas Giesenhagen

Berlin, 03.04.22, Leichtathletik, Generali Berliner Halbmarathon 2022. Katharina Steinruck aus Deutschland laeuft mit 0

Frische Luft

Köln, 5. April

Liebe Leserinnen und Leser,
wenn man dieser Tage durch die Gassen schlendert, kommt es einem fast wie früher vor. Mit früher meine ich übrigens vor Corona. Die Geschäfte sind geöffnet, immer mehr Menschen trennen sich von ihrem Mund-Nasen-Schutz, und nach zwei Jahren stellt sich ein Gefühl ein, es irgendwie dann doch endlich geschafft zu haben. Haben wir natürlich nicht. Der Blick auf die Inzidenzwerte zeigt, dass wir weiterhin mittendrin stecken, keinesfalls möchte ich dies ignorieren. Soll jetzt aber auch nicht Thema sein. Jede*r soll selbst entscheiden, wie sie oder er nach dem sogenannten „Freedom Day“ damit umgehen möchte. Ich rate dringend dazu, beide Seiten zu verstehen. Die Vorsichtigen, aber auch diejenigen, die jetzt lockerer mit der Situation umgehen.

Mir geht es aber um etwas ganz anderes. So sinnvoll jede einzelne Maßnahme auch ist oder war, Normalität war schlichtweg nicht möglich. Wenn Leichtathletik-Veranstaltungen stattgefunden haben, dann unter besonderen Bedingungen. Mit Masken, mit Abstand und eingeschränkten Zuschauerzahlen. Egal wo, man kam nie umher, die aktuelle Situation vergessen zu können. Doch jetzt kommen wir in eine Zeit, in der wir Sportveranstaltungen wie früher erleben dürfen. Ein frischer Wind an der frischen Luft. Aber bitte im Miteinander. Was haben wir uns als Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahren entzweit. Lassen Sie uns wieder mehr zusammenfinden. Geimpfte, Ungeimpfte, Maskenträger, Freedom-Day-­Feierer. Fühlen Sie sich frei, sich frei zu fühlen, aber lassen Sie uns alle auch andere Ansichten akzeptieren. Dann wird es ein guter Sommer. Meint

Jonas Giesenhagen

Sport Themen der Woche KW11  Sport Bilder des Tages (220321) -- BELGRADE, March 21, 2022 -- Yulimar Rojas of Venezuela c

Rekorde und Enttäuschungen

Köln, 22. März

Liebe Leserinnen und Leser,
Am vergangenen Wochenende hat die Leichtathletik wieder groß aufgefahren. Yulimar Rojas, Armand Duplantis, Grant Holloway, Christian Coleman und und und…Die drei Erstgenannten haben sogar bei der Hallen-WM für Weltrekorde gesorgt. Unfassbar gute Leistungen zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Sportlerinnen und Sportler mit Blick auf den Sommer doch eigentlich gar nicht bei einhundert Prozent sein können? So zumindest die Meinung des DLV, der seine Athletinnen und Athleten lieber in die Freiluft-Vorbereitung schickt, als sie in Belgrad um Medaillen kämpfen zu lässen.

Das ist natürlich etwas überspitzt dargestellt. Selbstverständlich haben die Offiziellen ihre Aushängeschilder nicht zuhause festgebunden und ihnen die Reise nach Serbien verwährt. Mit einer WM und EM im Hinterkopf ist es sogar durchaus verständlich, dass nicht jeder an einer Hallen-WM Ende März interessiert ist. Doch wäre man mit vollständiger Mannschaft vor Ort gewesen, hätte man bessere Platzierungen oder gar Edelmetall erreicht? Was ich damit sagen will ist folgendes: Malaika Mihambo und Johannes Vetter sind herausragende Persönlichkeiten, jedoch überstrahlen sie die gesamte Lage der deutschen Leichtathletik. In vielen Disziplinen sind deutsche Sportlerinnen und Sportler im Kampf um Edelmetall nicht konkurrenzfähig. Das belegt nicht nur der Blick auf Belgrad, sondern auch auf Tokio und Doha. Es muss ja kein Ausnahmeathlet des Kalibers Duplantis sein, aber allein mit der Hoffnung und dem Glauben daran, dass die Zukunft bessere Ergebnisse beschert, holt man noch keine Medaillen. Meint

Jonas Giesenhagen

Athletics - Women's High Jump - Final

Macht des Sports

Köln, 15. März

Liebe Leserinnen und Leser, in Worte ist die Situation, wie wir sie zurzeit tagtäglich in Europa erleben, kaum zu fassen. Schreckliche Bilder und Ereignisse dominieren das Tagesgeschäft, mit dem Krieg in der Ukraine hat Wladimir Putin große Teile der Welt in einen Zustand der Lähmung versetzt. Auch der Sport spielt in diesen Tagen nur eine Nebenrolle und zeigt, dass es eben doch „nur“ die schönste Nebenbeschäftigung der Welt ist.

Und doch ist der Sport gerade jetzt wichtiger denn je. Sport baut Brücken und verbindet. Nationalität, Hautfarbe und Herkunft sind hier egal. Sportlerinnen und Sportler kennen und trainieren in verschiedensten Kulturen, ihre Trainingsgruppen stecken voller verschiedener Nationalitäten. Der Sport erzählt auch die Geschichten ukrainisch-russischer Freundschaften; allen voran war dies zuletzt der Fall bei den beiden Hochspringerinnen Jaroslawa Mahuchikh und Marija Lasitskene. Nun sind ihre Länder im Krieg. Eine kaum greifbare Vorstellung, aber leider real. Und gerade in solchen Situationen wird dem Sport eine tragende Rolle zuteil.

Mündige Athletinnen und Athleten sind jetzt diejenigen, die ihre Stimme erheben sollten. Bei den Deutschen Meisterschaften gab es bereits viele Solidaritätsbekundungen. Schweigen dürfen aber vor allem auch diejenigen nicht, die selbst betroffen sind. Es braucht jedoch auch viel Mut, je nachdem, in welcher Situation man sich selbst befindet. Da zeigt sich, dass Sport und Politik eben doch eng miteinander verzahnt sind und doch nicht jeder seine Meinung so frei äußern kann, wie es ein Maximilian Thorwirth bei den Deutschen Hallenmeisterschaften getan hat. Wir­ kön­nen nur hoffen, dass diese Situation schnellstmöglich besser wird.

Jonas Giesenhagen