Blog

Kontrolle statt Vertrauen

Bild: Getty Images

Kontrolle statt Vertrauen

Köln, 9. August 2016

Der rote Faden, der sich seit Wochen und Monaten durch die Dopingaffäre in der internationalen Leichtathletik zieht, reißt nicht ab. Am vergangenen Samstag traten wieder neue Missstände im Anti-Doping-Kampf zu Tage. Diesmal stehen nicht die Russen im Fokus, sondern eine andere Nation, die bereits seit geraumer Zeit – spätestens seit des Triumphzugs bei den vergangenen Weltmeisterschaften in Peking – in Verdacht der unlauteren Doping-Praktiken steht. Sie wissen es bereits. Die Rede ist von Kenia. Kenias Leichtathletik-Chef Michael Rotich war in einem ARD-Fernsehbericht, der in Kooperation mit der englischen Zeitung „Sunday Times“ entstand und ausgestrahlt wurde, beschuldigt worden, Sportler seines Landes gegen horrende Geldzahlungen vor anstehenden Dopingkontrollen gewarnt zu haben.

Aufnahmen einer versteckten Kamera, die die Gespräche aufzeichnete, bestätigten diesen Vorwurf. Der nationale kenianische Leichtathletikverband (AK) zog die einzig richtige Konsequenz aus den schwerwiegenden Anschuldigungen und verwies Rotich, der tags zuvor beim Einlauf seiner Nation im Maracana dabei war, der Olympischen Spiele. Die Anzeichen für Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln in Kenia verdichten sich. Und trotzdem strich die WADA Kenia erst vor wenigen Tagen von der Liste der Länder, die die Regeln der Welt-Anti-Doping-Codes nicht erfüllen. Das macht stutzig! Es liegt sehr viel im Argen. Rotich ist nun nicht mehr in Rio. Aber er wäre ohnehin nicht gestartet. Er hätte ohnehin nicht um Medaillen gekämpft. Das machen die Athleten. Womöglich gedopte Athleten. Und was macht das IOC? Es macht fassungslos! Auch im Fall der Brasilianer. Bloß nicht noch mehr Skandale, und schon gar nicht im Zusammenhang mit der Gastgebernation. Lieber alles unter den Teppich kehren.

Und so reagierte das Komitee auf die Enthüllungen, die Brasilianer hätten kurz vor Olympia für einen Monat die Dopingkontrollen gänzlich eingestellt, sehr sonderbar. „Wir vertrauen sehr darauf, dass die Brasilianer ordnungsgemäß getestet wurden“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Vertrauen? Wie bitte? In dieser heiklen Thematik? Das ist das falsche Signal! Vertrauen ist gut, Kontrolle bekanntlich besser. Es ist kein Ende der Dopingproblematik in Sicht.

Tim Kullmann

DSC_9188x