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Olympia-Tag 2

Bild: Getty Images

Olympia-Tag 2: No Sports

Köln, 14. August 2016

Bei den Olympischen Spielen passieren auch weiterhin verrückte Dinge – die meisten davon außerhalb der Wettkampfarenen. Über grüne Wasserbecken wird geredet und geschrieben, über Fans, die nach den Auftritten ihrer brasilianischen Landsleute die Zuschauerplätze in Scharen nicht schnell genug verlassen können und darüber, dass Deutschland im Schießen Weltklasse ist. Auch in der Leichtathletik geht es abseits des Olympiastadions weiter hoch her. Weitspringerin Daria Klischina zum Beispiel, die als einzige russische Starterin im Leichtathletik-Feld an den Start hätte gehen sollen, wurde nun doch kurzfristig ausgeschlossen, hat nach Bekanntgabe der Entscheidung aber direkt Einspruch eingelegt. Dem hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) stattgegeben, verhandelt wird an diesem Sonntag.

So gerne würde man viel mehr über Sport sprechen, schreiben, diskutieren. Und auf einmal kommt er, dieser Wettbewerb, der das Potenzial hat, all die anderen Themen mal für ein paar Stunden in den Hintergrund drücken zu können. Diskus der Männer. Ein Wettbewerb, der sich schon alleine deswegen dazu eignet, sich ein wenig mehr auf den Sport zu konzentrieren, weil man das Gefühl hat, dass sich im direkten Wirkungsbereich von Robert Harting die Dinge sauberer abspielen, als in anderen Disziplinen.

Und tatsächlich geht es da richtig zur Sache. Christoph Harting gewinnt Gold, Daniel Jasinski sichert sich auf sensationelle Art und Weise Bronze. Das Drehbuch stimmt, die letzten Versuche wirbeln nochmal alles durcheinander, Chefdramaturg Harting haut persönliche Bestleistung raus, die Scheibe segelt auf 68,37 Meter. Da kann auch Piotr Malachowski nicht mehr kontern, einmal mehr bleibt ihm im Duell mit einem Harting nur der Silberrang.“Jeder hat im Leben so seinen Harting, an dem er sich abarbeitet. Ich habe zwei“, meinte der Pole im Anschluss. Ein überragender Satz von einem großen Sportsmann. Die Leichtathletik-Story des Jahres steht. Oder?

Nicht ganz. Denn es kommt ja noch die Siegerehrung. Man muss diesen Auftritt nicht so kritisch sehen, wie er gemacht wird. Doch der neue Olympiasieger hat sich durch sein Verhalten selber um die Würdigung seiner sportlichen Leistung gebracht. Er legt großen Wert darauf, Sportler zu sein, betrachtet sich, das betont er, ausschließlich als solcher. Er hätte er wissen müssen, dass seine Tanzeinlage den Sport in den Hintergrund rückt und wieder viel über verrückte Dinge gesprochen wird.

Nächster Versuch an Tag 3.

Daniel Becker

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