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2019 USATF Outdoor Championships

Bild: Getty Images

Schlupfloch

Köln, 11. September

Was wäre eine Weltmeisterschaft oder die Olympischen Spiele ohne ihre Aushängeschilder? Ohne die Athleten, die Massen bewegen und wegen denen die Zuschauer weltweit vor den Bildschirmen kleben? Nicht mal halb so viel wert! Kein Wunder, dass der US-amerikanische Anti-Dopingverband USADA (mit freundlicher Schlupfloch-Unterstützung des Weltverbandes IAAF) jede noch so kleine Lücke im System ausgeschöpft hat, um 100-Meter-Star Christian Coleman trotz drei verpasster Dopingkontrollen innerhalb eines Jahres freizusprechen.
„Jeder Athlet hat Anspruch auf die Unschuldsvermutung“, sagte USADA-Chef Travis Tygart zum Fall Coleman und liegt damit auf den ersten Blick auch völlig richtig. Niemand kann dem US-Sprinter, der in den Jahren 2018 und 2019 übrigens insgesamt 20 Mal von der USADA negativ getestet wurde, böswillige Absicht oder gar hinterlistige Täuschung unterstellen. Doch um solche Irritationen gar nicht erst aufkommen zu lassen, muss das Regelwerk verständlicher und nicht so formuliert sein, dass Athleten und gute Anwälte bewusst Schlupflöcher darin suchen können. Denn dem Leichtathletik-Interessierten ist völlig egal, ob es sich nun letztendlich um ein „Filing Failure“ oder einen „Missed Test“ handelt, der Coleman vor der zweijährigen Sperre bewahrt hat. Was in solchen Fällen wirklich wichtig ist? Transparenz und Fairness, meint

Jonas Giesenhagen