Köln, 17. Juni
Liebe Leserinnen und Leser,
was war das vor wenigen Wochen in der katarischen Hauptstadt für ein besonderer Moment. Speerwerfer Julian Weber wusste dort erstmals in seiner Laufbahn die 90-Meter-Marke zu überwinden. Ein Quantensprung. Denn der 30-Jährige gehört nun zu den Besten, die seine Disziplin jemals zu bieten hatte – und ist überhaupt erst der siebte Deutsche, dem es gelingt, in diesen magischen Weitenbereich vorzudringen. Schon alleine diese Tatsache ist einiges an Anerkennung wert. Doch im Falle des Athleten des USC Mainz ist die Sache komplexer. Denn dass er enormes Potenzial besitzt, ist nicht erst seit Mitte Mai bekannt. Schon seit Jahren gehört Weber zu den stärksten Speerwerfern dieses Globus, wurde etwa 2022 Europameister. National ist er inzwischen die unangefochtene Nummer eins. Doch wenn es zu großen Titelkämpfen ging, bei denen die Weltelite geladen war, ging Weber bis dato stets leer aus. Sprich ohne Medaille. Und das, obwohl er eigentlich in den geforderten Weitenbereichen abliefern kann. Doch es ist bei ihm – so schien und scheint es – auch immer eine Kopfsache gewesen, wie auch die Geschichte mit den 90 Metern. Früh in seiner Laufbahn in die Nähe dieser Weite gekommen, kommt er jahrelang nur nah an diese heran – aber die Neun will einfach nicht an erster Stelle stehen. Das prägt einen Sportler. Und Julian Weber hat, das kommt im für diese Ausgabe mit ihm geführten Leichtathletik-Interview rüber, einen abermaligen Reifeprozess durchlaufen. Er macht keine großen Ankündigungen mehr, die ihn selbst unterbewusst unter Druck setzen könnten. Medaillenprognosen für die diesjährige WM? Fehlanzeige! Vielmehr besinnt sich Weber auf seine Stärke und offenbart, wie viel sein Neunziger in ihm gelöst hat. Was rüber kommt: Ein seit jeher äußerst sympathischer Sportler kann fortan befreiter auftreten. Die Zukunft kann also kommen.
Für die Leichtathletik liegt die Zukunft bei der Geuer Medien GmbH (Uetersen), die das Magazin ab der kommenden Ausgabe als Verlag und Herausgeber übernehmen wird. Damit endet eine lange erfolgreiche Zeit bei der Marken Verlag GmbH in Köln.
Alexander Dierke