Tag : Dortmund

Hallen DM 2025

Eine Frage der Attraktivität

Köln, 25. Februar

Liebe Leserinnen und Leser,
Dortmund hat Lust auf Leichtathletik! Das haben die diesjährigen Deutschen Hallenmeisterschaften wieder einmal gezeigt. Bereits die Wettkämpfe am Freitagabend waren gut besucht (es stand unter anderem Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye im Ring – und dankte mit neuer PB), am Wochenende waren die Titelkämpfe dann an beiden Tagen restlos ausverkauft. Jeweils 4.000 Zuschauer waren so dabei, als etwa die Sprinter auftrumpften: Robin Ganter lief zum überraschenden Double über 60 und 200 Meter, Alexandra Burghardt holte sich auf der kurzen Distanz Gold mit neuer PB, Youngster Johanna Martin verteidigte ihren 400-Meter-Titel und im Hürdensprint präsentierte sich Marlene Meier in Top-Form. Auch sonst gab es ein paar Highlights: 6,79 Meter von Weitspringerin Malaika Mihambo etwa – wenngleich sie selbst mit ihrem Wettkampf nicht ganz zufrieden war. Oder der Gold-Ausflug von Majtie Kolberg auf die 1.500 Meter. Auch 17,00 Meter von Max Heß waren stark und offenbarten doch ein bekanntes Problem: Der Dreispringer gewann mit weit über einem Meter Vorsprung. In seiner Disziplin ist das Leistungsgefälle national seit Jahren groß, doch auch in anderen Disziplinen hat diese Hallen-DM wieder einmal untermauert, dass das Niveau teils nur mittelmäßig und der Abstand auf die Weltspitze teils immens ist. „Es gibt eine überschaubare Anzahl an Athletinnen und Athleten, die zur Spitze zählen“, lautete ein Fazit des DLV-Sportvorstandes Dr. Jörg Bügner auf der abschließenden Pressekonferenz.
In erster Linie sind es Leistungen, mit denen neue Menschen für die Leichtathletik begeistert werden können. In Dortmund war die Halle wie angesprochen voll, und doch muss man auch anmerken, dass die Kapazität begrenzt war. Zum Vergleich: Samstagabend pilgerten 75.000 Personen draußen an der Arena vorbei zum Fußball-Bundesliga-Spiel von Borussia Dortmund … Das Thema Attraktivität spielte jedenfalls auch für die Organisatoren der Hallen-DM eine Rolle – man hatte sich etwa Lichtershows für die Athletenpräsentationen überlegt. Eine gute Idee. Anders sah es beispielsweise mit den Siegerehrungen aus, diese fanden für diejenigen, die erst am Tagesende angetreten waren, (teils weit) nach Wettkampfende statt. Zu diesem Zeitpunkt war die Halle sowohl am Samstag als auch am Sonntag so gut wie zuschauerleer. Es braucht Verbesserungsmaßnahmen. Das weiß, so fair muss man sein, auch der DLV.

Alexander Dierke

Gemischte Gefühle

Köln, 21. Februar

Liebe Leserinnen und Leser,
zur 70. Ausgabe der Deutschen Hallenmeisterschaften waren nach fast drei Jahren endlich wieder Zuschauer ohne Beschränkungen zugelassen. Insgesamt 8.000 Fans begleiteten die Wettkämpfe der Athleten an beiden Tagen in Dortmund und konnten sich als Fazit im Wesentlichen zwei Punkte notieren: Auf der einen Seite waren zahlreiche Top-Athleten in unterhaltsamen Finals vertreten, die meist eher durch Konstanz als durch Klasse überzeugten. Eine der Ausnahmen war Konstanze Klosterhalfen, die mit ihrem Auftritt über die 3.000 Meter die Halle elektrisierte. Auf der anderen Seite waren es aber insbesondere auch die Titelkämpfe der Newcomer: Jolanda Kallabis, Louise Wieland und Aleksandar Askovic waren Teil einer Riege, die in ihren Disziplinen den Favoriten die Show stahlen.

Die deutsche Leichtathletik beginnt, neue Gesichter hervorzubringen – das sorgt zunächst für ein positives Gefühl. Der Blick auf diese jungen Athleten gibt Hoffnung, doch auch die Überraschungen in der Helmut- Körnig-Halle konnten eines nicht vertuschen: die im internationalen Vergleich häufig höchst mittelmäßigen Leistungen. Ein Problem, welches mit dem Stichwort „Eugene“ wohl bestens umschrieben werden kann und sich nicht erst seit dem vergangenen Sommer durch die deutsche Leichtathletik zieht. Die Stimmung bedarf Besserung, das geht über die Umstrukturierung beim DLV hinaus – die Leichtathletik muss für die Sportler in vielerlei Hinsicht attraktiver gemacht werden. Die Erfolge der Athleten bei der Hallen-DM soll das nicht schmälern, waren doch zahlreiche persönliche Erfolgsgeschichten dabei. Schauen wir nun, wer dem ein weiteres Kapitel bei der Hallen-EM in Istanbul hinzufügen kann.

Alexander Dierke