Tag : Europameisterschaften

Malaika Mihambo (LG Kurpfalz, Germany), Long jump women (Weitsprung Frauen), ITA, Leichtathletik, Athletics, European At

Gemischte Gefühle

Köln, 18. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,

das waren spannende Tage in Rom. Just vor dem Beginn der Fußball-EM haben auch die Leichtathleten bei ihren kontinentalen Titelkämpfen bewiesen, dass sie für fesselnde und mitreißende Wettkämpfe sorgen können. Einmal mehr kann man sagen, wenn man diesen Gedanken auf große Meisterschaften bezieht – die Geschehnisse im „Stadio Olympico” wurden mit hohem Interesse verfolgt und bescherten den TV-Sendern starke Quoten. Zu schade, dass dieser Trend seit Jahren eben nur bei EM, WM und Olympia auszumachen ist. Apropos Olympische Spiele. Die sind das ganz große Ziel der Athleten – Rom war vorab eine ruhmreiche Etappe auf dem Weg dorthin. Aus deutscher Sicht wurden es bei eben jener „Generalprobe” nach der mageren Bilanz der ersten Tage dann doch noch elf Medaillen. Allen voran Malaika Mihambo hat mit ihrem Gold-Triumph gezeigt, dass mit ihr in knapp anderthalb Monaten zu rechnen ist. Auch Julian Weber darf man auf dem Zettel haben. Doch darüber hinaus ist der gewonnene Gesamtein- druck kein guter, wenngleich es sowohl Medaillenüberraschungen als auch individuelle Erfolgserlebnisse zu bestaunen gab. Ein zwölfter Rang im Medaillenspiegel – auf europäischer Ebene wohlgemerkt – kann nicht zufriedenstellend sein und führt zu dem Fazit, das die deutschen Leistungen auch gegen die Elite dieses Kontinents derzeit in der Breite nicht ausreichen.
Eine „kleine Trendumkehr“, wie sie DLV-Sportvorstand Dr. Jörg Bügner vernommen hat, ist für mich nur schwer auszumachen. Aber: Sollten Malaika Mihambo, Julian Weber und (der in Rom nicht anwesende) Leo Neugebauer in Paris Edelmetall gewinnen, lässt sich die Sicht Bügners vielleicht doch noch teilen. Als Nächstes stehen nun die Deutschen Meisterschaften in Braun- schweig an. Dort können sich die national Besten noch einmal für die Spiele empfehlen – und müssen das teilweise auch.

 

Alexander Dierke

 

Leichtathletik-Europameisterschaften; Rom, 09.06.2024 Christina HONSEL (GER) freut sich während des Hochsprung-Finals de

Hinter den Erwartungen

Köln, 11. Juni

Liebe Leserinnen und Leser,
just bei Fertigstellung der neuen Leichtathletik-Ausgabe hat Hindernisläufer Karl Bebendorf am Abend des vierten EM-Tags noch sensationell Bronze gewonnen. Es ist die erste deutsche EM-Medaille in dieser Disziplin seit 26 Jahren. Bei den Frauen sah die Ausgangslage über die 3.000 Meter Hindernis im Vorfeld anders aus: Gesa Krause sorgte in den vergangenen Wochen für ein fulminantes Comeback nach ihrer Babypause. Eine Favoritin auf Edelmetall war sie als vorab europäische Jahresbeste also allemale, dieser Rolle dann aber auch wirklich gerecht zu werden gebührt große Anerkennung. Dass ihr zwischenzeitlich für einen kurzen Moment Gold zugesprochen wurde – der DLV legte Protest gegen einen „Schrittfehler“ der französischen Siegerin Alice Finot ein – ist eine andere Geschichte. Aber so viel sei gesagt: Auch mit deutscher Brille ist es im Sinne des Sports, dass die Disqualifikation Finots rückgängig gemacht wurde. Aus Sicht des deutschen Verbands möchte man jedoch natürlich möglichst erfolgreich in der italienischen Hauptstadt abschneiden (im Gepäck der „Salto Nullo“ des Vorjahres aus Budapest, aber auch 16 Medaillen bei der Heim-EM 2022 in München). Doch, es ist nach absolvierten zwei Drittel der Wettbewerbe ein „Möchte“, das man sich auf die Fahne schreibt. Denn es läuft – man könnte fast zynisch sagen – wieder einmal nicht. Lediglich vier Einzelmedaillen (nebst Bebendorf und Krause gewannen Marathonläufer Amanal Petros und Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye jeweils Bronze) und zwei Team-Erfolgen im Marathon (Silber Frauen, Bronze Männer) können auf europäischer Ebene nach vier Tagen nicht der Anspruch sein. Individuelle deutsche Erfolgsgeschichten gibt es sehr wohl abermals, aber bis dato eben auch zu viele Enttäuschungen. Allen voran im Diskuswurf und Hochsprung der Frauen. Endgültig abgerechnet wird nach sechs Tagen – schauen wir mal, was noch folgt.

 

Alexander Dierke

 

European Championships Munich22; Leichtathletik, 21.08.2022 Julian Weber (GER) - European Championships Munich22 am 21.0

Erste Bewährungsprobe

Köln, 28. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,
am letzten Mai-Wochenende wurde es noch einmal heiß: Zahlreiche Top-Meetings lockten nationale wie internationale Stars vor dem Ende des Nominierungszeitraums für die Europameisterschaften in die Stadien. Im Fight um Normen haben vor allem auch deutsche Athleten überzeugt – so konnten etwa Torben Blech, Lea Meyer und Shanice Craft gar den Richtwert für die Olympischen Spiele erfüllen. Kein schlechter Zeitpunkt, wenige Tage vor dem Startschuss im Rom. Denn das Ziel aus Sicht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ist dort natürlich klar: Man möchte an die Medaillenausbeute bei der EM 2022 (16 x Edelmetall) anschließen und allgemein für einen Aufwärtstrend sorgen. Denn wenngleich es aktuell nur schwer vorstellbar ist, dass es gelingen könnte, besser abzuschneiden als vor zwei Jahren in München, so ist eine ähnliche Performance durchaus realistisch. Sprint-Titelverteidigerin Gina Lückenkemper rangiert in der europäischen Bestenliste aktuell etwa auf Rang drei, ebenso ist Julian Weber derzeit im Weltvergleich positioniert. Und das trotz eines verletzungsbedingt späten Einstiegs in die Saison. Doch der Speerwerfer fühlt sich einfach gut, wie er im exklusiven Interview in der neuen Leichtathletik-Ausgabe verrät. Und dann steht da in seiner Disziplin ja auch noch 90-Meter-Youngster Max Dehning parat, der den globalen Vergleich vor der EM gar anführt. Ohnehin sind es Newcomer wie er, Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye oder Weitspringer Simon Batz, die unbekümmert auftreten und in Rom für die ein oder andere Überraschung sorgen könnten. Ganz so schlecht sieht es aus deutscher Sicht auf europäischer Ebene dann also nicht aus. Im Zweifelsfall gilt ohnehin, einfach mal abwarten und schauen, was kommt. Positiv zu bewerten ist auf jeden Fall schon jetzt, dass die öffentlich-rechtlichen im TV über 20 Stunden der Titelkämpfe live übertragen werden. Es ist Werbung für unsere Sportart, die man gerne sieht!

 

Alexander Dierke

 

European Championships Munich22; Leichtathletik, 17.08.2022 Sophie Weissenberg (GER) - European Championships Munich22

EM als Signalwirkung?

Köln, 14. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,
verspüren Sie auch schon Vorfreude auf die anstehenden Europameisterschaften? Nur noch knapp drei Wochen sind es, bis am 7. Juni in Rom die kontinentalen Titelentscheide beginnen. Unfassbar, wie schnell die Zeit vergeht! Die Enttäuschungen der WM in Budapest sind inzwischen beinahe ein Dreivierteljahr her, Zeit also, den Blick auf die Zukunft zu richten. Wenn man dieser Tage mit deutschen Athleten spricht, ist zu spüren, dass sie alle gewillt sind, es in dieser Saison besser zu machen als in der Vergangenheit. Wenngleich eine ausreichende Motivation der DLV-Sportler wohl nie das Problem war. Anders sieht es in puncto Fokussetzung aus. Es ist irgendwo verständlich, dass in einem Jahr wie diesem die Olympischen Spiele im Mittelpunkt stehen – schließlich wollen in Paris alle Athleten bestmöglich performen. Doch die EM kann zuvor einen wichtigen Beitrag zur Stimmung in der nationalen Leichtathletik-Welt beitragen. Denken Sie doch noch mal zurück an München 2022: Was war das für eine Euphorie, die entfacht wurde – nur zwei Wochen nach dem Desaster in Eugene. Bei mir ist die Vorfreude auf diese bevorstehende EM jedenfalls groß, und ich hoffe durchaus auf eine Signalwirkung. Ein wenig Werbung in eigener Sache würde der Leichtathletik sicherlich nicht schaden. Bereits ordentlich auf sich aufmerksam gemacht hat Siebenkämpferin Sophie Weißenberg. Im vergangenen Jahr landete die sympathische Athletin in Budapest auf Rang sieben – und war damit eine der besten Deutschen bei der WM. Doch seitdem ist viel passiert. Im Herbst entschied sich Weißenberg zu einer Fuß-OP und kämpfte sich über den Winter im Training Stück für Stück zurück. Nun ist die 26-Jährige bereit für die Saison. Vor Rom geht es für sie am kommenden Wochenende nach Götzis, nach Rom soll dann auch ihre Reise in Paris enden. Was das für sie bedeuten würde, verrät sie im Interview in der aktuellen Leichtathletik-Ausgabe.

 

Alexander Dierke