Köln, 19. März
Liebe Leserinnen und Leser,
nicht nur in der Leichtathletik ist das deutsche Leistungspotenzial verglichen mit der Weltelite seit Jahren rückläufig. Auch in anderen Sportarten geht die Erfolgskurve nationaler Athleten seit längerem zurück. Besonders davon betroffen ist das Abschneiden der in Schwarz-Rot-Gold gekleideten Sportler bei Olympischen Spielen. Holte man einst 1992 nach der Wiedervereinigung noch 82 Medaillen, konnte Deutschland 2021 bei den Spielen in Tokio lediglich noch 37 Mal über Edelmetall jubeln. Ein zentraler Punkt, mit dem das sinkende Leistungsvermögen begründet wird, ist die unzureichende Sportförderung hierzulande. Entsprechend groß waren die Erwartungen an den ersten Entwurf des geplanten neuen Sportfördergesetzes. Mit diesem soll die seit Jahren anvisierte Spitzensportreform endlich vorangetrieben werden. Eine unabhängige Sportagentur soll künftig über die Verteilung der Fördermittel – für den Spitzensport werden vorerst weiterhin knapp 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – entscheiden. So zumindest die Idee. Denn der Anfang März vorgelegte Entwurf des Bundesinnenministeriums stößt im organisierten Sport auf reichlich Kritik. Weil, anders als wohl zwischen Bund und DOSB ursprünglich vorgesehen, dem Sport kein alleiniges Entscheidungsrecht über die Mittelverteilung zugestanden wird. Inzwischen haben nach den Landessportverbänden und den Spitzensportverbänden auch die Trainer scharfe Kritik an dem Entwurf geäußert. Der Votwurf: Die seit langem geforderte Verbesserung der Trainersituation werde in dem Entwurf ignoriert. Was also lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt festhalten? Die beteiligten Parteien haben unterschiedliche – begründete – Auffassungen über zentrale Inhalte des Gesetzes. Doch ein Entgegenkommen ist zunächst nicht in Sicht. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn es Bund und Sport abermals nicht schaffen, die Spitzensportreform voranzutreiben.
Alexander Dierke