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ATHLETICS-MARATHON-AUSTRIA-KENYA

Bild: Getty Images

Under investigation

Köln, 30. Oktober 2019

Gerade war der Kenianer Eliud Kipchoge als erster Mensch über 42,195 Kilometer unter zwei Stunden geblieben – und hätte doch eigentlich völlig ausgelaugt sein müssen. Doch statt auf dem Boden liegend nach Luft zu schnappen, machte der Kenianer auf dem Absatz kehrt und klatschte im verspäteten Schlusssprint die Zuschauer am Straßenrand ab. Und die Denkblasen über den Köpfen der Zuschauer füllten sich mit der Frage: Ist etwa Doping im Spiel?

Die Antwort lautet: vielleicht. Und zwar ein ganz neues Mittel, das weder im Urin noch im Blut nachgewiesen werden kann. Der Name des neuen Wunderzeugs: Vaporfly. Der Hersteller: Nike. Tatsächlich hat die Technik-Kommission der IAAF gerade eine Arbeitsgruppe einberufen, die prüfen soll, ob das neue Nike-Modell (und weitere Modelle anderer Hersteller) aufgrund des Zusammenspiels einer integrierten Carbonplatte mit ebenfalls eingebauten Luftkissen den Läufern einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Mehrere Athleten sollen um die Untersuchung gebeten haben. Je nachdem, wie umfassend diese geführt wird, kann vielleicht auch ein Blick auf die TV-Bilder des Kipchoge-Laufs zur Aufklärung beitragen. Geprüft werden müsste zum Beispiel, ob sich der Schuh auf der 42,195 Kilometer langen Strecke mit (Solar-?)Energie aufgeladen hat, die erst nach dem Zieleinlauf freigesetzt wurde. Oder ob Kipchoge im Jubeltaumel, umhüllt von der kenianischen Flagge und geschützt von seinen Tempomachern, heimlich den versteckten Power-Knopf am Vaporfly gedrückt hat. Sollte das der Fall sein, müsste man den Schuh wirklich verbieten, meint der heute etwas ironische

Daniel Becker