Köln, 26. Juli 2016
Aus der Verantwortung gestohlen hat sich dieses Internationale Olympische Komitee (IOC), und als Erster in den Büschen verschwunden ist deren Präsident, Thomas Bach.
Zupp, weg war er, nachdem beschlossen worden war: Keine Sperre des kompletten Russischen Olympia-Teams für Rio 2016, keine Verurteilung wegen nachgewiesenem, staatlich unterstütztem Doping, keine Unterstützung für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), kein Zeichen für sauberen und fairen Sport, keine übergreifende Sperre!
Stattdessen delegierte der Herr der Ringe die Entscheidung an die entsprechenden Verbände, Tenor: Macht’s wie die Leichtathletik oder lasst es wie die Tennisspieler, ich bin jetzt raus, außerdem ist’s mir eh wurscht!
Was für eine Fehlentscheidung!
Wer damit leben kann, kommentiert wie die italienische Sport-Tageszeitung „Corriere dello Sport“: „Das IOC setzt nur Grenzen, überlässt die Entscheidung aber den Verbänden. Elf Tage vor den Spielen gewinnt die Realpolitik des Deutschen Thomas Bach.“
Wer das kritisch sieht, hält es mit der „Frankfurter Allgemeine“ und dem Kommentar auf „FAZ.net“: „Mit der Entscheidung gegen einen kompletten Ausschluss der russischen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Rio hat das IOC jedenfalls die Werte, für die es angeblich steht, verraten.“
Fatalisten halten es wie die französische „L’Équipe“: „Das Olympische Komitee hat seinen Mut genommen, ihn vorsichtig in die Schublade gelegt und deren Schlüssel verlegt.“
Und die Folgen beschreibt der englische „Daily Mail“: „Bühne frei für die chaotischsten und verrufensten Olympischen Spiele der Geschichte.“
Welche Position man auch immer bezieht – einer der großen Aufgaben eines Sportverbandes wird das IOC garantiert nicht gerecht: der Verantwortung für seine Olympischen Athleten und Athletinnen! Denn …
Erstens: Die Sauberen sind jetzt nicht geschützt gegen den Wettbewerb mit gedopten Gegnern.
Zweitens: Allen russischen Teilnehmern droht ein Spießrutenlauf ohne Gleichen, auch den sauberen!
Und, drittens: Den möglicherweise gedopten Siegern wird eine Bühne geboten, die nur sauberen, ehrlichen und fairen Sportlern und Sportlerinnen gehören darf.
Fred Wipperfürth