Blog

ATHLETICS-QAT-IAAF-DIAMOND

Bild: Getty Images

Was ist eigentlich mit…?

Köln, 18. Juni 2019

Haben Sie schon einmal von dem Begriff „Whataboutism“ gehört? Falls nicht, sei er hier kurz erklärt: Er bezeichnet eine Gesprächstechnik, die von Kritik an der eigenen Sache ablenken und auf Missstände auf Seiten des Kritikers hinweisen soll. Als Beispiel eine Aussage, die der eine oder andere vielleicht aus den eigenen vier (Kinderzimmer-)Wänden kennt: „Warum soll ich mein Zimmer aufräumen, wenn mein Bruder seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hat?“ Beide Dinge haben so gar nichts miteinander zu tun, doch manchmal funktioniert es, auf diese Weise den Gerechtigkeits- sinn der Entscheider – in diesem Fall der Eltern – anzusprechen und in der Folge glimpflich davonzukommen.

Mal sehen, wie es beim aktuellen „Whataboutism“-Beispiel der Leichtathletik läuft: Die IAAF solle sich lieber um Dopingsünder kümmern, als sich mit der Sache der hyperandrogynen Athleten zu beschäftigen, hat Caster Semenya in der vergangenen Woche gesagt. Semenya ist aktuell die weltweit am meisten beachtete Athletin unserer Sportart, und egal, ob man es in der Sache nun mit ihr hält oder nicht: Der Druck, den die Südafrikanerin in den letzten Wochen, Monaten und, ja, Jahren, aushalten muss(te) ist so hoch, dass niemand mit ihr tauschen möchte. Und so kann man ihr ihren ganz persönlichen Fall von „Whataboutism“ auch schnell verzeihen. Nicht jedoch ohne zu betonen, dass die dringende Klärung unterschiedlicher Sachverhalte nicht gegeneinander aufgewogen werden sollte, meint

Daniel Becker