Tag : Sportdirektor

Große Ambitionen

Köln, 21. März

Liebe Leserinnen und Leser,
die WM in Budapest wirft bereits ihre Schatten voraus. Denn nach der beendeten Hallen-Saison setzen die Athleten ihren Fokus fortan auf den Sommer und die Freiluft-Wettkämpfe, die ihren Höhepunkt zweifelsohne mit den globalen Meister- schaften Ende August in Ungarn finden.

Neben ganz individuellen Zielen der Athleten in diesem Jahr geht es auch um eine Bestandsaufnahme der deutschen Leichtathletik. Nach einer langen Leidensphase ist eine „verletzungsfreie Saison“ der große Wunsch von Hochspringerin Christina Honsel, worüber sie mit uns im exklusiven Interview gesprochen hat. Dass bei ihr auch die sportlichen Ambitionen nicht zu kurz kommen, ist ein gutes Zeichen – schließlich strebt der DLV bereits in knapp fünf Monaten eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahres-Desaster in Eugene an.

Der neue „starke“ Mann wurde in Zuge dessen nur zwei Tage nach der Hallen-EM vorgestellt: Dr. Jörg Bügner soll die sportlichen Geschicke beim Verband fortan als Sportdirektor leiten und dabei helfen, den DLV bis zu den Olympischen Spielen 2028 wieder unter die Top Fünf der Nationenwertung zu führen. Sicherlich keine einfache Aufgabe für einen Namen, den für den wiederbelebten Posten wohl so gut wie niemand erwartet hatte. Der große Leichtathletik-Funktionär mit Strahlkraft ist Bügner für den Verband vordergründig nicht. Doch wer weiß, vielleicht kann genau das ja auch zu seiner Stärke werden. Letztendlich geht es für den Sportdirektor vor allem auch darum, den Verband wieder in ruhigere Zeiten zu führen. Ein Umstand, zu dem besonders die Athleten mit guten Leistungen schon in diesem Freiluft-Jahr beitragen können. Sind wir mal gespannt, was die Zukunft so bringt!

 

Alexander Dierke

 

Ein langer Weg

Köln, 10. Januar

Liebe Leserinnen und Leser,
„Es wird in Zukunft wieder besser, weil wir gute Talente haben“ – mit diesen Worten reagierte DLV-Präsident Jürgen Kessing auf das enttäuschende Abschneiden in Eugene. Lediglich zwei WM-Medaillen holte das deutsche Team damals – die Wettkämpfe in den USA wurden zum historischen Tiefpunkt. Ein Desaster, welches nur drei Wochen später bei der Heim-EM wieder ausgebügelt wurde. Große Erfolge des DLV-Teams bei den vergleichsweise schwächer besetzten Kontinentalwettkämpfen sorgten in der breiten Öffentlichkeit für reichlich positive Aufmerksamkeit, wie auch später die Krönung von Gina Lückenkemper und Niklas Kaul bei der Wahl zu „Deutschlands Sportlern des Jahres 2022“.

Doch die tiefergehenden Probleme im Verband kann das nicht vertuschen. Die deutsche Leichtathletik ist – mit wenigen Ausnahmen – gegen die Weltelite aktuell nicht mehr konkurrenzfähig. Zu groß ist der Abstand zur Spitze in den letzten Jahren geworden, zu halbherzig teilweise das Herangehen der Athleten an die Wettkämpfe. Nicht zuletzt darf aber vor allem die unzureichende Förderung der Nachwuchs- und Spitzensportler kritisiert werden.

Eine Analyse des vergangenen Jahres führte auch beim DLV zu einem klaren Urteil: Ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Die Wiederbesetzung des Sportdirektor-Postens soll zur Initialzündung werden für eine Reform der Leistungssportstruktur – mit dem Ziel, bis Olympia 2028 einen Platz unter den Top Fünf der Nationenwertung zu erreichen. Doch von alleine einstellen wird sich ein solcher Erfolg nicht, es bedarf kritischen Handelns und umfassender Athleten-förderung. Damit es in Zukunft wirklich wieder besser wird.

 

Alexander Dierke