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Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften; Braunschweig, 05.06.2021 Thomas Roehler (TH/LC Jena); Deutsche Leichtathletik-

Foto: Imago Images

Langer Anlauf

Köln, 17. Mai

Liebe Leserinnen und Leser,

die Anlauffläche hat im Speerwurf in der Regel eine Länge von 30 bis 36 Metern. Thomas Röhler zählt nicht zu den Athleten, die diese stets voll ausschöpfen. Der Anlauf zurück in die Weltspitze wird dagegen ein langer. Die noch 85 verbleibenden Tage bis zur EM wird der frühere Olympiasieger und Europameister voll ausschöpfen müssen, um in München an den Titelkämpfen teilnehmen zu können. Ich bin mir sicher: Unter uns ist niemand dabei, der dem 30-Jährigen die Rückkehr zu alter Stärke nicht gönnen würde. Nun lässt sich diskutieren, ob die Situation im Speerwurf der Männer hierzulande Fluch oder Segen für die Situation des einstigen Aushängeschildes der Sportart ist. In keinem anderen Land der Welt ist die Konkurrenzdichte so hoch.

Davon kann und wird Röhler profitieren, denn Teilnahmen an internationalen Spitzenwettkämpfen sind als Deutscher eigentlich nur mit konstanten Weiten jenseits von 85 Metern möglich. Ansonsten kommt die Konkurrenz und schnappt die offenen Plätze einfach weg. Röhlers Nachteil in diesem Weitenkampf ist die verbleibende Zeit bis zu den Jahreshöhepunkten. Bis zur absoluten Weltspitze fehlten in Doha noch rund 20 Meter. Kaum denkbar, dass diese Lücke in so kurzer Zeit komplett geschlossen werden kann. Aber wenn man es jemandem zutrauen muss, dann einem Thomas ­Röhler. Der Athletensprecher weiß, was er tut. Dank seiner Zielstrebigkeit kann er auch in einer kurzen Zeitspanne noch viele Meter aufholen. Was es jetzt braucht: Wettkampfpraxis. Gut aufgestellt ist der Speerwurf ohnehin. Das zeigten die Würfe von Andreas Hofmann, Johannes ­Vetter und Julian Weber über 85 Meter. Ich hoffe, auch Röhler kommt dort wieder hin.

Jonas Giesenhagen