Köln, 23. August
Liebe Leserinnen und Leser,
wir haben ein elektrisierendes Fest der Leichtathletik in München erlebt. Viele, teils überraschende Medaillen waren die richtige Antwort auf das WM-Desaster. Zwar gab es weniger Edelmetall als noch 2018 in Berlin. Nach der Eugene-Vorgeschichte ist das aber völlig nebensächlich, denn eines der beiden wichtigsten Ziele hat die deutsche Leichtathletik schon erreicht: Medienpräsenz. Wie auch nach Berlin 2018 ist Gina Lückenkemper wieder das Gesicht der Leichtathletik. In den Köpfen sind Bilder des vollen Olympiastadions und Medaillen in rauschender Atmosphäre. Wie 2018 in Berlin.
Hoffentlich hat der Verband daraus gelernt und stellt jetzt die Weichen, die damals nicht gestellt worden sind. Statt den Schwung von Berlin mitzunehmen, ist die deutsche Leichtathletik fast in der Bedeutungslosigkeit versunken. Man hätte viel mehr dafür tun können, Lückenkemper, Mihambo und Kaul zu ECHTEN Stars zu machen. Für uns als Liebhaber des Sports spielt das keine Rolle; es ist manchen unter uns sogar eher ein Dorn im Auge – schließlich muss der Sport immer im Vordergrund stehen. Für den Querschnitt der Gesellschaft ist das aber wichtig. Nach der WM gab es zwei wichtige Punkte: Leistung und mediale Präsenz. Dank München ist Letzteres gegeben und muss genutzt werden!
Allerdings muss auch die Leistung stimmen. Außer Mihambo hätte kein DLV-Athlet mit dem EM-Ergebnis eine WM-Medaille geholt. Ohnehin gab es in der bayerischen Landeshauptstadt nur eine einzige Weltjahresbestleistung (Wojciech Nowicki). Aber ich werde jetzt nicht den Stellenwert der EM hinterfragen, das ginge viel zu weit. Man darf auch mal genießen! War eine tolle EM!
Jonas Giesenhagen