Köln, 26. September
Liebe Leserinnen und Leser,
vier Wochen lang war es äußert still um den DLV, zumindest, was die Kommunikation des Verbandes selbst anbelangte. In der Öffentlichkeit hingegen begann eine breite Diskussion über die Ursachen des schwächsten deutschen WM-Abschneidens der Historie und notwendige Konsequenzen. Am vergangenen Wochenende dann versammelte sich der DLV zu seiner ersten Jahresklausur — mit weitreichenden Folgen: Chef-Bundestrainerin Annett Stein hat ihr Amt nicht mehr länger inne, Dr. Jörg Bügner künftig stattdessen mehr Einfluss. Das ist ein erster unumgänglicher Schritt, wenngleich nicht ohne Risiko, ist der Sportdirektor doch erst seit Anfang des Jahres im Amt, kommt ursprünglich nicht aus der Leichtathletik und betonte zuletzt selbst, er habe noch längst nicht alle notwendigen Einblicke in die Strukturen seines Arbeitgebers.
Und: Ausreichen tun diese Konsequenzen alleine nicht. Denn die Übermacht beim DLV heißt Idriss Gonschinska – der Vorstandsvorsitzende beorderte Stein 2019 zur Cheftrainerin. Ein Posten, dem sie nicht gewachsen war, viel mehr kann ihre Verpflichtung als ein Sinnbild des Untergangs angesehen werden. Über die Hintergründe der damaligen Entscheidung darf durchaus spekuliert werden, die nun abermals notwendigen strukturellen Veränderungen stellen aber auch Gonschinskas Kompetenzen endgültig in Frage. Denn er ist derjenige, der die deutsche Leichtathletik in den vergangenen Jahren geprägt hat, die Entwicklungen im Leistungssport hat in erster Linie er zu verantworten. Für einen kompletten Neuanfang sollte deshalb auch seine Position dringend überdacht werden. Es braucht zeitnah klare Aussagen. Apropos Kommunikation: Die getroffen Maßnahmen findet man auf der Verbandswebsite nur „versteckt“ in einer News-Sektion. Das kann jeder für sich selbst interpretieren.
Alexander Dierke