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World Athletics Championships Budapest 23; Hungary, 21.08.2023 Budapest, Hungary - August 21: Gina LUECKENKEMPER of GERM

Foto: IMAGO / Beautiful Sports

Historisches Desaster

Köln, 29. August

Liebe Leserinnen und Leser,
nun stehen sie also in den Büchern, die Weltmeisterschaften in Budapest. Mit den globalen Titelkämpfen, nur ein Jahr nach der WM in Eugene, waren großen Hoffnungen verbunden. Hoffnungen darauf, dass es für das DLV-Team besser laufen würde als im Vorjahr. Wobei, das ist natürlich nur die halbe Wahrheit: Ein besseres deutsches Abschneiden als 2022 in den USA war nicht wirklich zu erwarten – zu sehr beherrschten Verletzungssorgen die Equipe des nationalen Verbandes, zu groß war bereits im Vorfeld die Erkenntnis, dass die deutschen Athleten gegen die Weltelite (meist) nur noch hinterherlaufen. Hinterherwerfen. Hinterherspringen. Doch es kam noch schlimmer. Null Medaillen. Der Salto Nullo. Die deutsche Leichtathletik hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ein historisches Desaster, das so nicht einfach hingenommen werden darf. Die einstige Leichtathletik-Nation Deutschland, sie besteht gegen die Weltkonkurrenz nicht mehr. Dieses Bild darf auch nicht durch die zahlreichen Ausfälle oder manch starke Einzelleistung geschönt werden.
Die Ursachen dafür sind unterschiedlich wie vielschichtig. Aber: Das Ziel einer Rückkehr unter die Top Fünf der Nationenwertung bis 2028 scheint nach dieser WM endgültig realitätsfern. Begrenzte Fördermöglichkeiten, fehlende Lukrativität der Sportart sowie Trainingsmöglichkeiten, die etwa mit denen in den USA nicht mithalten können – es ist lediglich ein Teil der Probleme, denen sich nicht nur Leichtathletik- Deutschland, sondern ein Großteil der nationalen Sportwelt derzeit ausgesetzt sieht. Man muss an der Basis ansetzen, und der DLV muss sich von Grund auf hinterfragen. Das gilt auch für die Leistungsbewertungsgrenze, welche immer weiter nach unten zu rücken scheint.

Alexander Dierke