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Startschuss geglückt!

Startschuss geglückt!

Köln, 27. September 2017

Drehen wir die Uhr noch einmal ein wenig zurück. Etwas mehr als einen Monat ist es nun schon her, dass der Kenianer Eliud Kipchoge den olympischen Marathon in Rio de Janeiro für sich entscheiden und sein erstes Olympiagold gewinnen konnte. Der absolute Top- Favorit, der schon bei seinen fünf Marathonstarts zuvor immer als Erster ins Ziel gelaufen war, siegte in Rio in einem Rennen, in dem mit Julian Flügel und Philipp Pfllieger auch zwei deutsche Marathon-Hoffnungen am Start waren und sich so ihren Traum von einer Olympiateilnahme erfüllen konnten.

Logisch, dass im Olympiajahr die Uhren anders ticken, dass sich alles auf das nur alle vier Jahre stattfindende Top-Event konzentriert. Aufgrund der hohen Belastung haben die Marathonläufer gar keine Chance, im Herbst noch einmal ernsthaft ins Geschehen einzugreifen. So werden wir bei den nun anstehenden Höhepunkten auf die deutschen Straßenlaufstars verzichten müssen. Julian Flügel, Philipp Pflieger, Anja Scherl und die Hahner-Zwillinge Anna und Lisa werden nicht mehr an den Start gehen, Hendrik Pfeiffer ist noch verletzt, und auch Arne Gabius, der zwar auf der Startliste beim New-York-Marathon steht, wird kaum in Top-Form zu sehen sein. Dennoch: Der Marathon-Herbst kann trotzdem richtig gut werden.

Mit Wilson Kipsang und Kenenisa Bekele haben am Wochenende zwei Weltklasseläufer, die nicht in Rio dabei waren, für den perfekten Startschuss in mit vielen Höhepunkten gespickten Wochen gesorgt – auch ohne Weltrekord.
Der Marathon-Herbst ist immer etwas Besonderes. Dass er trotz der Olympischen Spiele auch in diesem Jahr nicht weniger attraktiv ist, hat der Start in Berlin bewiesen, meint

Daniel Becker

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Chapeau, Herr Bayer

Chapeau, Herr Bayer

Köln, 23. September 2016

Sebastian Bayer hatte einen großen Traum. Der einstige Weltklasse-Weitspringer wollte ein drittes Mal in seiner Karriere bei Olympischen Spielen teilnehmen. Doch seine Hoffnungen auf eine Qualifikation zerplatzten Anfang Juli jäh, als er den erbitterten Kampf gegen seinen Körper ein weiteres Mal verlor. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel besiegelte das Olympia-Aus des 30-Jährigen. Er war allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Seit Anfang des Jahres laboriert Bayer bereits an einer Knieverletzung. Die erste Behandlung fand im Februar statt: ein unerheblicher Eingriff, um Olympia nicht zu gefährden.

Nun gehören die olympischen Spiele der Vergangenheit an. Sie gingen ohne Bayer über die Bühne. Der Athlet vom Hamburger SV unterzieht sich stattdessen in zwei Schritten einem umfassenden operativen Eingriff, um den Knorpelschaden im Knie zu beheben. Der erste Teil der Operation ist bereits erfolgreich vonstatten gegangen. Und Bayer, im Juni Vater geworden, denkt schon wieder an sein Comeback. Mit der Heim-EM in Berlin möchte der Sensations-Halleneuropameister von 2009 (8,71 Meter) seine bewegte Sportlerlaufbahn beenden. Es wäre ein würdiger Abschluss. Aber woher nimmt der Wahl-Hamburger nur seine Kraft? Seinen unbändigen Kampfeswillen? Rückschläge über Rückschläge prägten die sportliche Karriere des gebürtigen Aacheners in den vergangenen Jahren.

Unfassbar, aber wahr: Bei den Europameisterschaften in Zürich 2014 bestritt Bayer seinen letzten Wettkampf! Er hat die Sandgrube seither nur noch im Training gesehen. 2015 zog er sich eine schwere Fußverletzung zu, die Geschichte in diesem Jahr ist bekannt. Und eines steht bereits jetzt schon fest: Auch in 2017 wird sich Bayer als Folge der OP nicht in Wettkämpfen messen können – das dritte Jahr in Folge. Die Leidenszeit soll 2018 bei der Heim-EM in Berlin beendet werden. Dann möchte Bayer einen Schlussstrich unter seine Karriere setzten. „Ich weiß, wie geil die Heim-WM war und wenn die Heim-EM nur halb so gut sein wird, wird das ein Riesenerfolg“, sagte der Weitspringer hoffnungsvoll. Respekt, Herr Bayer, für diesen bemerkenswerten Willen, für diese unglaubliche Kraft, für diesen unbändigen Ehrgeiz! Bleibt zu hoffen, dass der Kopf diesmal den Kampf gegen den Körper gewinnt. Es wäre Sebastian Bayer zu wünschen!

Tim Kullmann

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Chancengleichheit

Chancengleichheit

Es läuft gut für die deutschen Athleten bei den Paralympics in Rio. Überzeugende Leistungen und spannende Wett- kämpfe rücken die behinderten Sportler zu Recht ins Licht der Öffentlichkeit. Dass dies nur alle vier Jahre im Nach- gang zu den Olympischen Spielen der Nichtbehinderten geschieht, darf man zumindest hinterfragen.

In einer Welt, die in großen Teilen aus Glitzer und Glamour besteht, gibt es im Alltäglichen wenig Platz für Menschen mit amputierten Beinen, fehlenden Ar- men und anderen körperlichen „Män- geln“. Behinderte Menschen stoßen in unserer Gesellschaft auf zu wenig Ak- zeptanz. Integration wird in Deutsch- land nicht gelebt, vielleicht auch weil sie nicht verstanden wird. Auf dem Weg zu mehr Integration ist es jedoch wichtig, allen Menschen die gleichen Chancen und Wertigkeiten zuzugestehen. Dazu gehört auch eine mediale Aufmerksam- keit, gerne auch nach den jetzigen Para- lympics.

Erfrischend sind diese Leistungssport- ler, sowohl in ihren jeweiligen Diszipli- nen als auch in den Interviews nach den Wettkämpfen. Da wird offen und klar geantwortet, in einer Art und Weise, wie man sie im Leistungssport gar nicht mehr gewohnt ist. Und der Sport selbst kann auch begeistern. Wer den Wett- kampf von Niko Kappel live verfolgt hat, wird dies sicherlich bestätigen. Zuspruch bekommen die paralympischen Athleten auch von den Zuschauern in Rio. Die Stimmung ist gut, die Stadien sind gut gefüllt, das hätte man so nicht unbedingt erwarten können, meint

Ralf Kerkeling

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Vorbild Berlin

Vorbild Berlin

„Wenn das so weitergeht, wie lange haben wir dann überhaupt noch Meetings wie Berlin?“. Diese Frage warf Bernard Lagat im Anschluss an den letzten Auftritt seiner Karriere auf der Laufbahn beim Berliner ISTAF in den Raum. Eine eindringliche Frage, zurecht gestellt, die nachdenklich macht. Der „alte“ Haudegen Lagat, mittlerweile 41 Jahre, hat so manches in seiner ausgedehnten Laufbahn erlebt und wirft im Moment seines Abgangs mit ein wenig Wehmut einen Blick zurück. „Als ich 1999 nach Deutschland gekommen bin, gab es so viele Rennen, die mittlerweile verschwunden sind“, monierte der US-Amerikaner. Sorgenfalten lagen im Gesicht des Doppelweltmeisters von 2007, der auch nach Beendigung des aktiven Karriere seiner Herzenssportart als Trainer erhalten bleiben möchte. Lagats Lösungsvorschlag: „Wir müssen den Sport wieder besser zu unseren Fans bringen, um wieder Interesse zu gewinnen.“

Dessen sind sich auch die Verantwortlichen der Leichtathletik offensichtlich bewusst. In den letzten Jahren erhielten immer mehr Formate Einzug, die die Sportart aus dem Stadion heraus in die Mitte der Bevölkerung bringen. Eine kleine Revolution ist bereits im Gange. Man erinnere sich an das Marktplatzspringen im Rahmen der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg vor einem Jahr oder die Wurfwettbewerbe am Museumsplein in Amsterdam während der EM. Ganz aktuell basteln fast schon etablierte Meetings wie das NetAachen Domspringen (am 7. September zum 12. Mal ausgetragen) oder „Berlin fliegt!“ (am 11. September zum 6. Mal ausgetragen) weiter in ihrer eigenen Erfolgsgeschichte.

Gerade Berlin schafft es in besonderem Maße, das Traditionelle und das Moderne unter einen Hut zu bekommen. So gingen in der Landeshauptstadt innerhalb von acht Tagen zwei Meetings über die Bühne, die jeweils auf ihre Weise dazu beitragen, den Charme der Leichtathletik zu bewahren und zugleich neue Wege zu bestreiten. Auf der einen Seite das alteingesessene ISTAF, das bei seiner 75. Auflage zum wiederholten Male zum besucherstärksten Meeting der Welt avancierte (44.500 Zuschauer). Auf der anderen Seite gut eine Woche später „Berlin fliegt!“, das dem neugierigen Publikum vor zauberhafter Kulisse am Brandenburger Tor die Disziplinen Stabhochsprung, Weitsprung und Sprint näher brachte. Der Sprintwettbewerb, frisch ins Programm aufgenommen, gestaltete sich nicht wie gewohnt Mann gegen Mann, sondern begeisterte mit einer innovativen Umsetzung.

Auf dem langen Sprint-Steg sollten die Athleten möglichst nach etwas 40 Metern ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen, denn an dieser Stelle wurde das Tempo gemessen. In mehreren Durchgängen wurden die Punkte je nach Reihenfolge vom Schnellsten bis zum Langsamsten vergeben. „Das kann man wieder so machen“, resümierte Julian Reus, der für Deutschland an den Start gegangen war. Ebenso wie der deutsche Sprint-Star dürften auch die Berliner Zuschauer einem Wiedersehen bei „Berlin fliegt!“ im kommenden Jahr nicht abgeneigt sein. Das Format fruchtet, es besitzt Potential. Wenn den Funktionären und den Sportlern die schmale Gratwanderung zwischen der traditionellen Leichtathletik im Stadion und den innovativen Show-Events außerhalb gelingt, hat das Modell Zukunft und Bernard Lagat dürfte sich seiner nicht ganz ungerechtfertigte Sorgen entledigen.

Tim Kullman

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Zitat der Woche von Björn Otto

Zitat der Woche

Köln, 08. September 2016

„Das war der emotionale Abschied, den ich mir zum Ende der Karriere gewünscht hatte.“
– Björn Otto –

Gestern Abend hat Björn Otto seine Karriere offiziell beendet – und das mit übersprungenen 5,10 Metern beim Domspringen in Aachen! Wir wünschen alles Gute für die Zukunft!

 

Goodbye!

Goodbye!

Köln, 6. September 2016

Tolle Bilder waren das beim ISTAF, ganz grundsätzlich mal wieder, und in diesem Jahr speziell, was Christina Obergföll angeht. Die Konkurrentinnen standen Spalier beim letzten Versuch der Weltmeisterin von 2013 und zweifachen Olympiamedaillengewinnerin, das Publikum feierte sie frenetisch, und am Ende stand für Obergföll sogar ein Sieg im letzten Wettkampf. „Alles gut. Ich bin überglück- lich“, sagte die Offenburgerin bei der trotz beim Einwerfen auftretender Verletzungspro- bleme in der Achillessehne alles glatt über die Bühne ging. Obergfölls Motivationsspruch: „Scheiß drauf, genieß es einfach.“ Und auf der Ehrenrunde sah man Obergföll an: Genau das tat sie. Vergessen der Streit um die Olympia- Nominierung, die Auseinandersetzung mit der Leverkusenerin Katharina Molitor, Bühne frei für eine würdige Verabschiedung. An diesem Tag war das das richtige Rezept.

Eine „Wertschätzung für die vergangenen Jahre“ holte sich auch Linda Stahl ab, die verletzungsbedingt nicht hatte starten können, auf dem LED-Podium im Berliner Olympiastadion aber von den Fans verabschiedet wurde. Auf dem Podium stand auch Stabhochspringer Björn Otto. Der hat sich ausgesucht, an diesem Mittwoch (7.9.) noch einmal in Aachen an den Start zu gehen, an dem Ort, wo er einst die Latte bei 6,01 Metern überquert hatte. Und dann war da noch Betty Heidler. Die wird ihren letzten Wettkampf am Wochenende auf Borkum bestreiten, weil der Hammerwurf beim ISTAF nicht zum Programm gehörte. Das ist der einzige echte Wermutstropfen für einen ansonsten sehr gelungenen Saisonausstand. Die Verabschiedung, die Christina Obergföll erleben durfte, hätte sich Betty Heidler genauso verdient gehabt, meint

Daniel Becker

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Teil 2: Interview Caro Schäfer

Teil 2: Caro Schäfer im Exklusiv-Interview

Köln, 2. September 2016

Als große Favoritin galt im Vorfeld der Spiele die Britin Jessica Ennis-Hill. Der hat die junge Belgierin Nafissatou Thiam am Ende einen Strich durch die Rechnung gemacht und Gold gewonnen. War das auch für Sie eine Überraschung?

Ich habe damit gerechnet, dass Sie um die 6.600 Punkte erreichen wird. Dass es nachher über 6.800 Punkte wurden, ist natürlich ein echtes Wort. Ehrlich gesagt fand ich es aber schön, dass es mal eine Überraschung gab und eine jüngere Athletin eine gestandene Athletin ins Wanken gebracht hat. Auf Jessica Ennis-Hill bezogen muss man aber natürlich auch sagen, dass es alles andere als schlecht ist, Zweite bei Olympischen Spielen zu werden. Sie war die große Favoritin, aber Nafi Thiam war einfach „im Flow“. Man hat ihr angemerkt, dass Sie durch die jugendliche Leichtigkeit nichts zu verlieren hatte und einfach befreit auftrumpfen konnte. Am Ende hat es Jessica Ennis-Hill nicht geschafft, sie aus diesem „Flow“ herauszubekommen.

Nicht nur Nafissatou Thiam, auch die Viertplatzierte Laura Ikauniece-Admidina, Bronze-Gewinnerin Brianne Theisen-Eaton, die Sechstplatzierte Katarina Johnson-Thompson und einige weitere starke Siebenkämpferinnen haben noch einen kompletten Olympia-Zyklus vor sich. An welchen Stellschrauben müssen Sie noch drehen, um in Zukunft noch weiter vorne zu landen?

Eine konkrete Analyse mit meinem Trainer hatte ich bislang noch nicht, daher ist das schwer zu beantworten. Natürlich haben wir aber gesehen, dass wir uns im Sprungbereich noch weiter verbessern müssen. Es ist alles schon besser geworden, und ich denke, dass man die Entwicklung auch in den einzelnen Disziplinen gesehen hat. Trotzdem müssen sowohl die Sprünge als auch die 800 Meter noch besser werden. Ich war überall nah an der Konkurrenz dran und konnte mithalten. Jetzt müssen wir aber weiter ins Detail gehen und schauen, an welchen Schrauben wir noch drehen müssen, damit ich in Zukunft in einzelnen Disziplinen auch mit dominieren kann.

Immer wieder sind in der Vergangenheit Mehrkämpferinnen zu den Spezialdisziplinen abgewandert. Johnson-Thompson und Thiam hätte mit ihren Leistungen im Siebenkampf beide Hochsprung-Gold bei den Spezialisten gewonnen. Erwarten Sie, dass der Trend weitergeht?

Bei Nafi Thiam geht ja schon das Gerücht um, dass der Siebenkampf in Rio ihr letzter war und sie zum Hochsprung wechselt. Insgesamt denke ich, dass es ganz nett ist, wenn man immer mal wieder Ausflüge in die Einzeldisziplinen wagt, aber ich glaube, wer einmal beim Mehrkampf hängen geblieben ist, wird es schwer haben, in die Einzeldisziplinen reinzugehen. Man hat aber auch gesehen, dass viele von uns Spezialdisziplinen haben, von denen sie innerhalb des Mehrkampfes abhängig sind. Das beste Beispiel ist Katharina Johnson-Thompson, deren Erfolg vom Abschneiden bei den Sprungdisziplinen abhängt. Klappen diese Disziplinen mal nicht so gut, wie bei ihr in Rio der Weitsprung mit nur 6,52 Metern, reicht es eben nicht für ganz vorne. Bei mir ist das – Gott sei Dank oder eben auch nicht – anders, da ich eine große Balance habe. Nichts ist wirklich herausragend, aber auch nichts schlecht. Vereinzelt wird es Leute geben, die wechseln – und die hat es ja auch schon gegeben –, weil manche Disziplinen einfach zu schlecht sind. Das muss man so sagen.

Die Ergebnisse des DLV-Teams in Rio haben insgesamt zu Ernüchterung geführt, der Verband hat eine grundlegende Umstrukturierung der Abteilung Leistungssport angekündigt. Eine Reaktion, die Sie begrüßen?

Man muss da differenzieren. Ich war zwar in Amsterdam bei der EM nicht dabei, kenne aber den Medaillenspiegel und habe die Wettkämpfe vor dem Fernseher verfolgt. Man sollte eine Analyse nicht nur vom Abschneiden bei den Olympischen Spielen abhängig machen, denn man hat in Amsterdam sehr wohl gesehen, dass die deutsche Leichtathletik international konkurrenzfähig ist. Olympische Spiele sind aber eben nur ein Mal alle vier Jahre, und ich denke, dass für viele Athleten der Druck einfach extrem hoch war. Es ist aber menschlich, dass auch gestandene Athleten mal patzen und keine Medaille mit nach Hause nehmen. Das ist kein Weltuntergang, für jeden einzelnen Athleten aber Strafe genug. Wenn dann von Funktionären und von außerhalb noch auf einen draufgetreten wird, finde ich das nicht gut. Diese Dinge passieren einfach. Ich denke dennoch, dass es neue Strukturen geben muss, damit die Förderung in der Leichtathletik verbessert wird. Den Leistungsstand der Leichtathletik sollte man aber nicht nur aufgrund des Abschneidens bei Olympia bewerten.

Wann richten Sie den Blick wieder auf die nächsten Großereignisse, die WM in London 2017 und die Heim-EM 2018 in Berlin?

Wir haben in den letzten vier Jahren den Olympia-Zyklus voll durchgezogen und waren unheimlich viel unterwegs. Vor der Saison haben wir daher als Motivationsschub die Information bekommen, dass wir nun drei Monate frei haben. Es geht jetzt darum, das System runterzufahren und den Kopf freizubekommen. Ich fange erst Mitte November wieder an, wenn es in Trainingslager nach Monte Gordo geht. Dort werden die Grundlagen aufgebaut, und es wird entschieden, ob ich eine Hallensaison mache. Natürlich liegt der nächste Fokus auf der WM in London, und für mich persönlich ist dann die Heim-EM in Berlin die größtmögliche Motivation überhaupt. Da ist die Vorfreude schon sehr groß.

Interview: Daniel Becker

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Teil 1: Interview Caro Schäfer

Teil 1: Caro Schäfer im Exklusiv-Interview

Köln, 1. September 2016

Insgesamt war die Stimmung aufgrund des eher schwachen Abschneidens der deutschen Leichtathleten in Rio getrübt. Doch es gab auch aus deutscher Sicht einige olympische Lichtblicke. Für den ersten hatte Siebenkämpferin Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) gesorgt – und blickt im Gespräch mit Leichtathletik noch einmal zurück.

Carolin Schäfer, wie viele Glückwünsche durften Sie nach Ihrem fünften Platz im Siebenkampf bei den Olympischen Spielen schon entgegennehmen?

Vor Ort in Rio schon eine ganze Menge, vor allem vom Team, da wir natürlich auch einen gewissen Zusammenhalt haben. Da ich erst seit Mittwoch (Anm. d. Red.: Mittwoch letzter Woche) wieder in Deutschland bin, waren es bislang noch nicht so viele. Ich habe mich erst einmal vom ganzen Trubel abgegrenzt, weil ich den Erfolg als erstes mit meinem Umfeld feiern wollte. Die Menschen, mit denen ich mir diesen Erfolg gemeinsam erarbeitet habe, haben Vorrang. Demzufolge habe ich bislang noch relativ wenig Hände geschüttelt (lacht).

In Rio haben Sie neue Bestleistungen über 100 Meter Hürden (13,12 sec) und im Kugelstoßen (14,57 m) erreicht und mit 23,99 Sekunden über 200 Meter eigentlich nur eine Disziplin gehabt, die nicht ganz nach Plan verlief. Am Ende fehlten mit 6.540 Punkten nur 18 Punkte zur neuen persönlichen Bestleistung. Rang fünf war außerdem Ihre beste Platzierung bei einem internationalen Großereignis. Was war in Rio ihr persönlicher Schlüssel zum Erfolg?

Ich bin mit unglaublich viel Sicherheit und Selbstbewusstsein nach Rio geflogen, weil ich in Götzis und in Ratingen zwei Qualifikationswettkämpfe auf hohem Niveau gezeigt hatte. Ich wusste auch, dass ich mit schlechten Bedingungen umgehen kann – denn wer in Ratingen dabei war, hat gesehen, dass die Bedingungen dort alles andere als gut waren. Demzufolge hatte ich sehr viel Sicherheit und wusste, dass ich mich auf jeden Fall auf dem Niveau von 6.500 Punkten bewege. Natürlich ist das Abschneiden auch von den Rahmenbedingungen vor Ort abhängig, die in Rio nicht so einfach waren. Hinten raus hat mir der Zeitplan ein wenig das Genick gebrochen. Es war wesentlich schwieriger, mit Pausen von sieben bis acht Stunden zwischen den Disziplinen umzugehen, da in den Qualifikationswettkämpfen alles Schlag auf Schlag kam. Wir sind zwischendurch auch mal zurück ins Olympische Dorf gefahren, um die Zeit sinnvoll zu nutzen, beispielsweise um noch mal zu schlafen. Der Schlüssel für mich war definitiv mein Selbstvertrauen. Ich wollte außerdem einfach wissen, wo ich im weltweiten Vergleich stehe.

Nach den Spielen konnte man viel über die schwierigen Bedingungen vor Ort lesen, Kritik an schlechten organisatorischen Abläufen wurde ebenso laut wie die an den hygienischen Standards. Wie war Ihr persönlicher Eindruck?

Ich habe natürlich keine Vergleichsmöglichkeiten, da es meine ersten Olympischen Spiele waren. Der Wettkampf an sich war für mich auf jeden Fall olympisch. Dort habe ich dieses gewisse Flair gespürt. Alles drumherum hat mich eher an eine U20-WM erinnert. Das bewerte ich aber nicht unbedingt negativ. Die Rahmenbedingungen waren schlicht, und ich war froh, dass ich solche Erfahrungen schon im Jugendbereich gemacht habe. Natürlich habe ich mir bei Olympischen Spielen einen höheren Standard erhofft, aber es waren Bedingungen, mit denen ich arbeiten konnte. Es war nicht alles optimal, aber ehrlich gesagt bin ich aus der Jugend Schlimmeres gewohnt. (lacht)

Stand beim Wettkampf immer nur der nächste Versuch, die nächste Disziplin im Mittelpunkt Ihrer Gedanken, oder haben Sie zwischendurch auch über mögliche Gesamtplatzierungen, möglicherweise auch über eine Medaille nachgedacht?

Ich habe mich in den Pausen immer voll auf die nächste Disziplin fokussiert und bin jede Disziplin so angegangen, als wäre es die einzige. Nach dem ersten Tag habe ich aber natürlich aufs Tableau geschaut, allerdings weil ich wissen wollte, wie weit ich von meiner Bestleistung entfernt bin beziehungsweise um zu sehen, ob ich noch im Soll bin. Klar denkt man in den großen Pausen auch mal: „Was wäre, wenn …“, und spricht auch darüber. Insgesamt habe ich das aber die meiste Zeit über weit von mir weggeschoben. Ich wusste, dass ich zunächst einmal gescheit Speerwerfen muss, danach konnten wir dann darüber diskutieren, was ich über 800 Meter für eine Punktzahl für welche Platzierung laufen muss. Auf diese Art haben wir unseren Stiefel über den gesamten Wettkampf durchgezogen.

Interview: Daniel Becker

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Morgen: Teil 2 des Interviews

Déja vu!

Déja vu!

Köln, 30. August 2016

Knapp drei Wochen ist es jetzt her, dass die Äthiopierin Almaz Ayana einen neuen Weltrekord über 10.000 Meter aufgestellt hat. In 29:17,45 Minuten. „Unglaublich“, hieß es da vielerorts und auch bei uns, Zweifel am rechtmäßigen Zustandekommen wurden aus allen Richtungen geäußert, von Verbänden, Medien und Zuschauern. „Man ist immer geneigt zu spekulieren, wenn mit einer außergewöhnlichen Leistung ein als dopingbelastet geltender Weltrekord verbessert wird“, hatte auch DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen gesagt, nachdem Ayana die als kaum zu knacken geltende Marke der Chinesin Junxia Wang (29:31,78 Minuten) pulverisiert hatte. Im Hinterkopf immer das Wissen: Wang hat zu Beginn des Jahres zugegeben, Dopingmittel eingenommen zu haben.

Nun, nur wenige Tage nach Ayanas schnellstem 10.000-Meter-Lauf aller Zeiten, war der nächste Weltrekord fällig. Ruth Jebet, in Kenia geboren und für Bahrain startend, hat in der vergangenen Woche eine neue Bestmarke über 3.000 Meter Hindernis aufgestellt. Den alten, um etwa sechs Sekunden langsameren Rekord hatte die Russin Gulnara Galkina bei Olympia in Peking vor acht Jahren aufgestellt. Ihre Bestleistung galt zwar nicht im gleichen Maße als in Stein gemeißelt wie die der Chinesin, weniger Zweifel an diesem neuen Rekord sind deswegen aber sicher nicht angebracht, meint

Daniel Becker

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Offene Fragen

Offene Fragen

Köln, 25. August 2016

Am vorletzten Tag der olympischen Spiele, kurz bevor es in Deutschland in die Nacht ging, sagte ein Mann im deut- schen Fernsehen viel Wahres über das, was in den Tagen zuvor immer mehr zur Gewissheit geworden war. Pastor Alfred Buß wetterte im „Wort zum Sonntag“ über das IOC und die olympische Idee, die in ihren Grundfesten erschüttert worden war. Und Recht hat der Mann. Das IOC schaffte es bis zum Ende der Spiele nicht, die Bilder der „Dopingdulder“ und „Schönredner“ zu entzerren geschweige denn zu korrigieren. Da wird vom obersten Chef des IOC, dem deutschen Thomas Bach, bis zur letzten Sekunde propagiert, wie sehr ihn die bunte Welt der diesjährigen Spiele begeistert habe und wie viel Olympia den Carioca gebracht habe.

Auch Russland und das damit verbundene Thema Doping, welches auch die Leichtathletik betrifft, wird bis zum Ende schöngeredet. Ein Imageschaden erster Güte ist die Folge. Ein Fragezeichen kann man sicherlich auch hinter das Abschneiden vieler DLV-Athleten setzen, denen nun aufgrund ausgebliebener Medaillen und starkem Leistungsknick nun etwas Ungemach droht – zumindest, was die Trainergilde angeht. Grundlegende Umstrukturierungen hat hier DLV-Präsident Clemens Prokop angekündigt, um diese mögliche Baustelle auf dem Weg zu mehr Erfolg zu beheben. Die Anzahl der Baustellen scheint jedoch größer – wie geht man beispielsweise mit der Sportförderung um, wie mit der Zielsetzung für das nächste Großereignis im eigenen Land, die EM 2018 in Berlin? Guter Rat wird teuer sein in der Aufarbeitung der Spiele von Rio, meint

Ralf Kerkeling

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