Category : Blog Leichtathletik

Neue Chance!

Neue Chance!

Köln, 02. Dezember 2016

Hatten Sie wirklich damit gerechnet? ARD und ZDF werden nicht von den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 berichten. Der Grund: Die öffentlich-rechtlichen Sender konnten sich nicht mit dem US-Unternehmen Discovery, zu dem auch Eurosport gehört, auf den Kauf von Sub-Lizenzen einigen.

Ich nicht. Aber ich konnte auch nicht reflexartig mit einstimmen in die Trauertiraden und niedergeschlagen darüber sinnieren, wie es denn nun weitergehen soll ohne Olympia bei ARD und ZDF, denn eine neue Situation – daran glaube ich ganz fest – sollte man unbedingt immer auch als Chance begreifen.

Ganz schön viel Geld ist nämlich jetzt frei, das eigentlich für die Übertragungsrechte hätte ausgegeben werden sollen, und wenn man sich in den kommenden Wochen und Monaten bei ARD und ZDF die Frage stellt, wohin damit, kann ich nicht anders, als auf die anstehenden Höhepunkte der Leichtathletik hinzuweisen:

WM in London 2017 – die Briten haben 2012 gezeigt, dass sie das Stadion bei Leichtathletik-Wettbewerben vollkriegen. Mehr Sendezeit bitte! Und ein Jahr später dann die Heim-EM in Berlin. Da lohnt sich doch jede Sendeminute. Dazu: Eberstadt, Weinheim, Götzis und Ratingen – das Leichtathletik-Jahr ist vollgepackt mit Höhepunkten.

Und wer Olympia nicht zeigt, der schaltet ja vielleicht auch die kritischen Töne wieder etwas lauter. Wenn am Ende ein hochwertige und ausführliche Berichterstattung über die Leichtathletik zustande käme – man hätte die Chance genutzt, meint

Daniel Becker

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Sportreförmchen

Sportreförmchen

Köln, 22. November 2016

Was waren das eigentlich noch für Zeiten, als es gegen Ende des Jahres in der Leichtathletik immer ein bisschen ruhiger wurde? Nicht so 2016. Das Thema Doping ist weiter allgegenwärtig, die Gebrüder Harting gehen getrennte Wege, und nicht zuletzt steht ein Thema auf der Agenda, das die Zukunft des Leistungssports in Deutschland im Allgemeinen und der Leichtathletik im Speziellen mitbestimmen wird: die geplante Sportreform, die am 3. Dezember in Magdeburg verabschiedet werden soll.

Müsste die Sportreform bei Facebook einen aktuellen Beziehungsstatus angeben, sie würde um den Status „Es ist kompliziert“ wohl kaum herum- kommen. DOSB-Chef Alfons Hörmann kämpft an zwei Fronten. Auf der einen Seite ist er enttäuscht über die Einstellung einiger Bundestrainer zur Reform, die sich, so sein Vorwurf, in weiten Teilen gar nicht mit dem Konzept auseinandergesetzt haben. Dann versucht er, Trainern und Verbänden die Einführung der sogenannten Potenzialanalyse-Kommission schmackhaft zu machen – eine Schlüsselstelle im neuen Reformpapier, die für die neu angestrebte Effektivität in der Sportörderung stehen soll. Und dann wird bekannt, dass der Bund bereit ist, für diese Kommission ganze 700.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Einen Betrag also, mit dem sich ein – zugegeben sehr schönes – Einfamilienhaus bauen lässt. Aber mit Sicherheit kein Betrag, mit dem man die Spitzensportförderung zurück in die richtigen Bahnen lenkt. Schon verständlich, dass es sich unter diesen Umständen auch als DOSB-Chef nicht immer leicht arbeiten lässt, meint

Daniel Becker

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Freier Wille

Freier Wille

Köln, 8. November 2016

Die Motivation ist weg – Zeit aufzuhören. Das findet der ehemalige 400-Meter-Spezialist Kamghe Gaba und hat am Freitag via Facebook das Ende seiner Karriere verkündet. Seine Begründung („Ich habe einfach keinen Spaß mehr an dem Ganzen!“) lässt zwar Raum für Interpretationen, die Entscheidung scheint der dreimalige Deutsche 400-Meter-Meister jedoch aus freien Stücken getroffen zu haben. So soll es sein.

Auch Matthias Bühler würde über das Ende seiner Karriere gerne frei bestimmen – und es noch etwas nach hinten verschieben. Doch der sechsfache Deutsche Meister über 110 Meter Hürden findet keinen Verein, der sein Leben als Leistungssportler im kommenden Jahr finanzieren will – oder kann. Auf Facebook hat der 30-Jährige auf seine Situation aufmerksam gemacht. Etwas Zählbares ist dabei noch nicht herausgekommen. Bleibt das bis zum Ende der Wechselfrist am 30. November so, ist Schluss. Auch gegen seinen Willen.

Ähnliches droht Philipp Pflieger. Im Exklusiv-Interview erklärt der Marathonläufer, dass ein Jahr wie 2016 aus wirtschaftlicher Sicht für ihn nicht noch einmal in Frage kommt. Es muss sich was tun an seinen Sponsorenverträgen, ansonsten heißt es auch für ihn: Leistungssport adé!

Beide Athleten gehören in ihren Disziplinen zum Besten, was Deutschland zu bieten hat. Dass sie mit der Leichtathletik aller Wahrscheinlichkeit nach nicht reich werden würden, wussten sie sicher schon seit langem. Dass erfolgreiche Leichtathleten mit dem Sport so wenig verdienen und ans Aufhören denken müssen, ist aber mehr als bedenklich, meint

Daniel Becker

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Farce

Farce

Köln, 31. Oktober 2016

Die Zahlen sind ernüchternd, das Ergebnis deprimierend: Die WADA veröffentlichte vor ein paar Tagen einen abschließenden Bericht der unabhängigen Expertenkommission IO über die Olympischen Spiele in Rio, der dem IOC ein schlechtes Zeugnis im Zusammenhang mit Dopingkontrollen ausstellt.

Das Ergebnis ist absolut konträr zu den Äußerungen des Olympischen Komitees, an dessen Spitze der Deutsche Thomas Bach steht. Die Dopingtestes in Rio seien erfolgreich gemanagt worden, hieß es kurz nach den Spielen in Rio. Nun, die Auswertung des IO ergab „schwerwiegende logistische Mängel“.

Nur rund 50 Prozent der anvisierten Tests konnten demnach durchgeführt werden, zudem ist von einer mangelnden Ausbildung des durchführenden Personals die Rede. Nur insgesamt 28 Prozent der Athleten wurden getestet – teilweise, und das ist schlichtweg skandalös, weil die Akteure nicht auffindbar waren. Noch mehr Zahlenspiele gefällig? Gänzlich ohne einen einzigen Dopingtest im olympischen Jahr abgegeben zu haben, reisten 4.125 Athleten an die Copacabana, von denen sich 1.913 in den als Risiko eingestuften Disziplinen maßen.

Wie kann so etwas passieren? Da werden unglaubliche Summen für weltweite Dopingtests und Kontrollen ausgegeben, und dann reisen Tausende Athleten ungeprüft an und werden auch vor Ort nicht getestet?! Man kommt sich schlichtweg veräppelt vor.

Sollten die Offiziellen jedoch glauben, die Öffentlichkeit ließe sich noch lange an der Nase herumführen, wird dieser Schuss irgendwann nach hinten losgehen. Die Glaubwürdigkeit des IOC bleibt jedenfalls beschädigt, meint

Ralf Kerkeling

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Positive Abwechslung

Positive Abwechslung

Köln, 25 Oktober 2016

Zwei Meldungen haben aus sportpolitischer Sicht in den vergangenen Tagen für positive Abwechslung gesorgt.

Zum einen wurde am Mittwoch letzter Woche der Journalist Hajo Seppelt in Hamburg mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird an Fernsehjournalisten verliehen, die in ihrer Arbeit Herausragendes geleistet haben. Das hat Seppelt in der Tat. Zeichen dafür zu setzen, dass Journalisten frei berichten dürfen und Belohnungen dafür, dass sie sich gegen viele Widerstände durchgesetzt haben, kann es nicht genug geben.

Maßgeblich unterstützt wurde Seppelt in seiner Arbeit von der russischen Leichtathletin Julia Stepanowa und ihrem Ehemann Witali Stepanow, einem früheren Angestellten der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA. Diese hatten Beweise für systematisches Doping in ihrer Heimat geliefert, leben seitdem wegen anhaltender Drohungen aber an einem geheimen Ort in den USA.

Eine Woche nach der Preisverleihung an Hajo Seppelt gab es nun aber auch in dieser Hinsicht endlich Erfreuliches zu vermelden. Am Montag hat das IOC bekannt gegeben, das russische Ehepaar finanziell zu unterstützen.

Es sind zwei Meldungen über voneinander völlig unabhängige Entscheidungen. Dennoch gehören sie zusammen – und erscheinen endlich in einem positiven Kontext, meint

Daniel Becker

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Frodeno ist ein Muss!

Frodeno ist ein Muss!

Köln, 18. Oktober 2016

Jan Frodeno hat es also getan. Zum zweiten Mal in Folge gewann der gebürtige Kölner den Ironman auf Hawaii, das wichtigste Event im Triathlon-Kalender. Dass dem 35-Jährigen damit Ovationen sicher sind, ist klar. Kaum ein deutscher Sportstar ließ es sich nehmen, „Frodo“ über die sozialen Netzwerke zu gratulieren. Alles schön und gut. Aber: Was hat Radfahren (auch wenn es stolze 180,2 Kilometer sind) und Schwimmen (bei allem Respekt vor 3,86 Kilometern im Wasser) hier verloren? Gehört ein Triathlon-Thema in die Leichtathletik?

Ich finde: Unbedingt! Denn konzentrieren wir Jan Frodenos Leistung einfach mal auf die reine Leichtathletik-Schiene, dann muss man staunen. Auf Hawaii lief er den abschließenden Marathon in 2:45:34 Stunden, seine Bestzeit von Roth 2016 liegt sogar bei 2:39:18! Und jetzt wird’s wirklich spannend. Denn mit dieser Zeit liegt Frodeno nur gut elf Minuten hinter einem Eintrag in die deutsche Jahresbestenliste. Mit dem feinen Unterschied, dass unsere Marathonelite vor ihren Rennen keine fünfeinhalb Stunden im Pazifik und auf dem Fahrrad verbracht hat. Ich mache mir jetzt nicht die Mühe auszurechnen, was für den Ausnahmeathleten auf der reinen Marathonstrecke möglich wäre. Das wäre nicht mal seriös. Aber dass Jan Frodeno, Deutschlands Sportler des Jahres und bester Triathlet der Welt, ganz nebenbei auch ein überragender Leichtathlet ist, steht außer Frage. Und für solche muss immer Platz im Heft sein, findet

Andreas Spohr

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Schlechtes Zeichen

Schlechtes Zeichen

Köln, 12. Oktober 2016

Helmut Digel hat während seiner langen Karriere als Sportfunktionär und Wissenschaftler viele kluge Dinge gesagt.

Offen und ehrlich sprach er über den Kampf gegen das Doping („Verlorener Kampf“) sowie über Werte im Sport im Allgemeinen und bei Olympischen Spielen im Speziellen („Sotschi ist für mich ein Mahnmal“). Er galt als unbequemer, als ehrlicher Verfechter für sauberen Sport. Doch seit einigen Tagen beginnt sich ein Schatten auf die Karriere, die Arbeit und das sportpolitische Lebenswerk von Helmut Digel zu legen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat in ihrer vorletzten Wochenendausgabe einige pikante Informationen veröffentlicht. Während der IAAF-Präsidentschaft von Lamine Diack soll der gebürtige Aalener in seiner Rolle als ehrenamtlicher Marketing-Betreuer und IAAF-Vizepräsident ein regelmäßiges Salär kassiert haben – in Höhe von rund 3.000 Dollar pro Monat. Eine Rechtsgrundlage für diese Zahlungen scheint es nicht zu geben. In diesem Zuge stellt die Zeitung in Frage, dass Digel von mittlerweile nachgewiesenen krummen Geschäften Diacks (verhaftet und unter Hausarrest) und dessen Sohn (von Interpol gejagt) – wie Digel immer vorgegeben hat – nichts gewusst haben will. Es ist mal wieder eine Nachricht zum Kopfschütteln.

Der langjährige DLV-Präsident schwieg bislang zu den Anschuldigungen. Helmut Digel hat in seiner Karriere viele kluge Dinge gesagt. Ein schlechteres Zeichen, als jetzt zu schweigen, kann es nicht geben, meint

Daniel Becker

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Superhelden-Weltrekord

Superhelden-Weltrekord

Köln, 04. Oktober 2016

Beim Cardiff Halbmarathon in Wales am 02.10.16 machte Mike Kallenberg mit einer ganz besonderen Performance auf der Laufstrecke auf sich aufmerksam:

Verkleidet als „Robin“ ließ er nicht nur einige Eliteläufer hinter sich, sondern knackte auch gleichzeitig den Weltrekord als schnellster Läufer in einem Superheldenkostüm. Das ganze in einer Zeit von 63:34 Minuten!

Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung! Seht selbst

Philin Hoga

LA Pr

Startschuss geglückt!

Startschuss geglückt!

Köln, 27. September 2017

Drehen wir die Uhr noch einmal ein wenig zurück. Etwas mehr als einen Monat ist es nun schon her, dass der Kenianer Eliud Kipchoge den olympischen Marathon in Rio de Janeiro für sich entscheiden und sein erstes Olympiagold gewinnen konnte. Der absolute Top- Favorit, der schon bei seinen fünf Marathonstarts zuvor immer als Erster ins Ziel gelaufen war, siegte in Rio in einem Rennen, in dem mit Julian Flügel und Philipp Pfllieger auch zwei deutsche Marathon-Hoffnungen am Start waren und sich so ihren Traum von einer Olympiateilnahme erfüllen konnten.

Logisch, dass im Olympiajahr die Uhren anders ticken, dass sich alles auf das nur alle vier Jahre stattfindende Top-Event konzentriert. Aufgrund der hohen Belastung haben die Marathonläufer gar keine Chance, im Herbst noch einmal ernsthaft ins Geschehen einzugreifen. So werden wir bei den nun anstehenden Höhepunkten auf die deutschen Straßenlaufstars verzichten müssen. Julian Flügel, Philipp Pflieger, Anja Scherl und die Hahner-Zwillinge Anna und Lisa werden nicht mehr an den Start gehen, Hendrik Pfeiffer ist noch verletzt, und auch Arne Gabius, der zwar auf der Startliste beim New-York-Marathon steht, wird kaum in Top-Form zu sehen sein. Dennoch: Der Marathon-Herbst kann trotzdem richtig gut werden.

Mit Wilson Kipsang und Kenenisa Bekele haben am Wochenende zwei Weltklasseläufer, die nicht in Rio dabei waren, für den perfekten Startschuss in mit vielen Höhepunkten gespickten Wochen gesorgt – auch ohne Weltrekord.
Der Marathon-Herbst ist immer etwas Besonderes. Dass er trotz der Olympischen Spiele auch in diesem Jahr nicht weniger attraktiv ist, hat der Start in Berlin bewiesen, meint

Daniel Becker

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Chapeau, Herr Bayer

Chapeau, Herr Bayer

Köln, 23. September 2016

Sebastian Bayer hatte einen großen Traum. Der einstige Weltklasse-Weitspringer wollte ein drittes Mal in seiner Karriere bei Olympischen Spielen teilnehmen. Doch seine Hoffnungen auf eine Qualifikation zerplatzten Anfang Juli jäh, als er den erbitterten Kampf gegen seinen Körper ein weiteres Mal verlor. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel besiegelte das Olympia-Aus des 30-Jährigen. Er war allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Seit Anfang des Jahres laboriert Bayer bereits an einer Knieverletzung. Die erste Behandlung fand im Februar statt: ein unerheblicher Eingriff, um Olympia nicht zu gefährden.

Nun gehören die olympischen Spiele der Vergangenheit an. Sie gingen ohne Bayer über die Bühne. Der Athlet vom Hamburger SV unterzieht sich stattdessen in zwei Schritten einem umfassenden operativen Eingriff, um den Knorpelschaden im Knie zu beheben. Der erste Teil der Operation ist bereits erfolgreich vonstatten gegangen. Und Bayer, im Juni Vater geworden, denkt schon wieder an sein Comeback. Mit der Heim-EM in Berlin möchte der Sensations-Halleneuropameister von 2009 (8,71 Meter) seine bewegte Sportlerlaufbahn beenden. Es wäre ein würdiger Abschluss. Aber woher nimmt der Wahl-Hamburger nur seine Kraft? Seinen unbändigen Kampfeswillen? Rückschläge über Rückschläge prägten die sportliche Karriere des gebürtigen Aacheners in den vergangenen Jahren.

Unfassbar, aber wahr: Bei den Europameisterschaften in Zürich 2014 bestritt Bayer seinen letzten Wettkampf! Er hat die Sandgrube seither nur noch im Training gesehen. 2015 zog er sich eine schwere Fußverletzung zu, die Geschichte in diesem Jahr ist bekannt. Und eines steht bereits jetzt schon fest: Auch in 2017 wird sich Bayer als Folge der OP nicht in Wettkämpfen messen können – das dritte Jahr in Folge. Die Leidenszeit soll 2018 bei der Heim-EM in Berlin beendet werden. Dann möchte Bayer einen Schlussstrich unter seine Karriere setzten. „Ich weiß, wie geil die Heim-WM war und wenn die Heim-EM nur halb so gut sein wird, wird das ein Riesenerfolg“, sagte der Weitspringer hoffnungsvoll. Respekt, Herr Bayer, für diesen bemerkenswerten Willen, für diese unglaubliche Kraft, für diesen unbändigen Ehrgeiz! Bleibt zu hoffen, dass der Kopf diesmal den Kampf gegen den Körper gewinnt. Es wäre Sebastian Bayer zu wünschen!

Tim Kullmann

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